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Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fort«, unterbrach ihn Michael. Der Staatssekretär berichtete weiter. Havelock und Jenna hörten aufmerksam zu und unterbrachen ihn jedesmal, wenn sich irgendeine Frage ergab oder sie das Gefühl hatten, daß ihnen etwas nicht klar war. Nach einer Stunde hatte Emory Bradford erkannt, daß Jenna Karras einen blitzschnellen Verstand besaß. Sie stellte beinahe so viele Fragen wie Michael und ging häufig Details nach, die man bisher überhaupt nicht in Betracht gezogen hatte, bis sich daraus plötzlich neue Überlegungen ergaben.
    Bradford kam schließlich auf die Nacht zu sprechen, in der drei Strategen getötet wurden, als der Unbekannte unter dem Decknamen >Ambiguity< das Telefongespräch mit Rom führte und Havelock als >nicht zu retten< klassifizierte. Der Staatssekretär schilderte ausführlich die Überprüfung des gesamten Personals der Abteilung L im vierten Stock. Er war ganz sicher, daß keiner der Mitarbeiter >Ambiguity< sein konnte.
    »Weil die Konferenzen und Besprechungen, die sie abhielten, protokolliert waren?«
    »Ja. Keiner hat seine Besprechung lange genug verlassen, um Rom über eine Codeleitung zu erreichen.«
    »Schließen Sie auch die Möglichkeit aus«, fuhr Jenna fort, »daß dieser >Ambiguity< Helfer hat, die bereit sind, für ihn zu lügen?« »Darüber will ich gar nicht nachdenken«, sagte Bradford. »Aber ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, denn ich kenne die meisten Leute schon seit Jahren, manche fast zwei Jahrzehnte lang.« »Trotzdem ...«
    «Paminjatschik s?« fragte Havelock, die Augen auf Jenna gerichtet. »Proc ne? To je mozne.« »Nemluv o tom.« »Vy nernate pravdu.«
    »Worüber reden Sie?« fragte Bradford.
    »Wir sind sehr unhöflich«, sagte Jenna. »Entschuldigen Sie. Ich dachte ...«
    »Sie dachte, es würde sich lohnen, darüber nachzudenken«, unterbrach sie Michael. »Weiter bitte.« Jenna sah Havelock an und griff nach ihrem Glas. Der Staatssekretär sprach fast vier Stunden lang, wobei er die Hälfte der Zeit damit verbrachte, Fragen zu beantworten und zahllose Details zu schildern, bis in dem eleganten holzgetäfelten Arbeitszimmer schließlich die Atmosphäre eines Gerichtssaals herrschte. Bradford war der widerwillige feindliche Zeuge, der zwei erbarmungslosen Anklagevertretern gegenüberstand. »Wie erledigten Sie den Fall Jacob Handelman?« »Ungelöst. Der Präsident hat mir am Telefon vorgelesen, was Sie geschrieben haben. Unglaublich ... das mit dem Handelman, meine ich. Sind Sie sicher, daß Sie sich nicht geirrt haben?« »Das war seine Pistole, sein Messer. Ich habe mich nicht geirrt.« »Berquist sagte, Sie müssen einen triftigen Grund gehabt haben, ihn zu töten.«
    »Seltsamerweise nein. Ich wollte, daß ihm von da an die Angst im Nacken sitzt, jahrelang. Er ist auf mich losgegangen. Werden Sie die Wahrheit über ihn verlauten lassen?«
    »Der Präsident sagt nein. Er meint, die Juden hätten genug durchgemacht; wir sollten es lassen.«
    »Wieder eine notwendige Lüge?«
    »Nicht notwendig, aber von Mitgefühl diktiert, denke ich.« »Kohoutek? Diese Farm in Mason Falls?« »Er wird gerade festgenommen.« »Seine Klienten?«
    »Jeder Fall wird einzeln überprüft, dann werden die Entscheidungen getroffen, dabei wird jede Härte soweit wie möglich vermieden.« Havelock blätterte in seinem Notizbuch, legte es auf den Tisch und griff nach dem leeren Glas. Er sah Jenna an: Sie schüttelte den Kopf. Er erhob sich, ging um die Couch herum zu dem silbernen Tablett und schenkte sich ein. »Lassen Sie mich versuchen, das bisher Gesagte zusammenzufassen«, begann er. »>Ambiguity< sitzt irgendwo im vierten Stock des Außenministeriums, und das wahrscheinlich schon seit Jahren, und schleust alles, was er in die Hände bekommen kann, nach Moskau.« Michael hielt inne und trat ans Fenster; draußen beleuchteten Strahler den gepflegten Park. »Matthias begegnet diesem Parsifal, und sie schaffen gemeinsam diese unglaublichen - nein, nicht unglaublichen -, undenkbaren Verträge.« Havelock wandte sich plötzlich vom Fenster ab und fixierte Bradford mit durchdringendem Blick. »Wie konnte das geschehen? Um Himmels willen, wo waren Sie alle? Sie sahen ihn jeden Tag, sprachen mit ihm, beobachteten ihn. Und Sie haben nicht erkannt, was mit ihm vorging?«
    »Wir wußten nie, welche Rolle er spielte«, sagte der Staatssekretär und erwiderte Havelocks starren Blick. Langsam wurde Wut in ihm wach. »Sein Charisma hat viele Facetten, wie ein Diamant, den man bei

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