Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
allmählich immer breiter wurde und den Nachthimmel verdrängte, gingen Männer mit schläfrigen Augen die hölzernen Planken hinunter zu ihren ölverschmierten Booten. Dort, wo die Boote nur bei Morgendämmerung ablegten, um erst bei Sonnenuntergang zurückzukehren. Dort würde Jenna Karras nicht zu finden sein. Sie würde sich irgendwo in jenem Komplex aufhalten, wo die Schiffe auf die Flut warteten und zu fernen Häfen in anderen Ländern ausliefen. Sie würde irgendwo in jenem Bereich des Hafens sein, wo Nebelschwaden vom Meer hereinquollen und über die Docks zogen, wo die ganze Nacht hindurch der Lärm nicht abbrach. Hier irgendwo mußte sie sich versteckt haben, um auf den Augenblick zu warten, in dem man sie an Bord nehmen konnte, nachdem ein capo operaio den Laderaum inspiziert und die Papiere unterzeichnet hatte, die dokumentierten, daß das betreffende Schiff auslaufen durfte. Aber welches Schiff? Drei Frachter, alle von mittlerer Tonnage, lagen längsseits an drei der vier größeren Ladedocks. Am vierten waren zwei kleinere Schiffe vertäut. Aus dicken Rohren wurde ihnen gerade Kunstdünger in die offenen Laderäume gepumpt. Michael war sich sicher, daß sie an Bord eines dieser Frachter gehen würde. Zuallererst mußte er erfahren, wann jeder einzelne ablegen würde. Er parkte den Fiat in einer Nebenstraße, überquerte die breite Straße, wobei er ein paar Lastwagen auswich, und wandte sich zum ersten Pier. Das Zufahrtstor war von einem uniformierten Posten bewacht. Er war unfreundlich, und die Mühe, die es ihm bereitete, Havelocks gebrochenes Italienisch zu verstehen, machte ihn noch mürrischer. »Wozu wollen Sie die Abfahrtzeiten wissen?« fragte der Mann in der Tür des Wachhäuschens. »Was geht Sie das an?« »Ich versuche, jemanden zu finden, der vielleicht eine Passage gebucht hat«, sagte Michael und hoffte, daß seine Worte wenigstens in etwa das vermittelten, was er ausdrücken wollte. »Passaggio? Biglietto!? Wer kauft Tickets auf einem portugiesischen Frachter?«
    Havelock begriff seine Chance sofort; er beugte sich vor und sah sich beim Reden um. »Das ist das Schiff. Entschuldigen Sie meine armseligen Italienischkenntnisse, Signore Esaminare. Das ist unverzeihlich. Ich bin Angehöriger der portugiesischen Botschaft in Rom. Ich bin auf meine Art ebenso ein ... Inspektor ... wie Sie. Man hat uns berichtet, auf diesem Schiff gebe es Unregelmäßigkeiten. Wenn Sie mir behilflich sind, werden Ihre Vorgesetzten das erfahren.« Der abweisende Wachmann war plötzlich freundlich und trat zur Seite, um den straniero importante einzulassen. »Scusatemi, Signore! Ich hatte Sie nicht verstanden. Wir, die wir gegen die Korruption vorgehen, müssen einander unterstützen. Und wahrhaftig, ein Wort an meine Vorgesetzten ... in Rom natürlich.« »Natürlich. Nicht hier.«
    »Auf keinen Fall. Hier stecken sie alle unter einer Decke. Kommen Sie herein, kommen Sie herein. Es muß kalt sein.«
    Die Miguel Cristobal sollte um fünf Uhr früh auslaufen. Ihr Kapitän, ein Mann namens Aliandro, stand schon seit zwölf Jahren am Steuer der Cristobal. Er kannte jede Insel, jede Untiefe im westlichen Mittelmeer, hieß es.
    Die beiden anderen Frachter fuhren unter italienischer Flagge. Dort waren die Wachmänner an den Toren ohne weiteres bereit, dem Ausländer mit dem eigenartigen Akzent jede gewünschte Auskunft zu geben.
    Die Isla Elba lief um 5.30 Uhr, die Santa Teresa zwanzig Minuten später aus.
    Havelock sah auf die Uhr. Es war acht Minuten nach vier; viel Zeit blieb ihm nicht mehr. Jenna! Wo bist du?
    Plötzlich hörte er hinter sich das Schrillen einer Glocke. Das durchdringende Geräusch erschreckte ihn; er drehte sich schnell herum. Der Posten war in sein Wachhäuschen getreten und meldete sich. Die pausenlos wiederholten Si waren ein klarer Hinweis darauf, daß am anderen Ende der Le i tung, von wem auch immer, Befehle erteilt wurden, und zwar auf sehr unmißverständliche Weise. Telefone und Wachmänner an Kontrollpunkten waren für Michael stets alarmierend. Einen Augenblick lang war er nicht sicher, ob er sich umdrehen und davonlaufen sollte oder nicht. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und erforderte seinerseits keine Entscheidung. Der Wachmann hängte den Hörer auf und steckte den Kopf durch die Tür.
    »Sie! Sie wollen doch so viel über diesen stinkenden Kahn wissen, ich hab' noch etwas für Sie! Die Teresa bleibt hier. Sie legt erst ab, wenn sechs Lastwagen aus Turin hier

Weitere Kostenlose Bücher