Das Parsifal-Mosaik
eintreffen, und das kann noch acht Stunden dauern. Ich sag' Ihnen, diese Schweine kriegen eine Rechnung von den Gewerkschaften. Und knöpfen Sie sich die Mannschaft vor, weil sie wieder mal betrunken ist. Alle sind sie Schweine!«
Die Teresa schied also zumindest für eine Weile aus. Nun konnte er sich auf die Elba und die Cristobal konzentrieren. Sollte Jenna an Bord der Teresa geschmuggelt werden, hatte er noch Stunden Zeit, nicht aber, wenn es eines der zwei anderen Schiffe war. In dem Fall standen nur noch Minuten zur Verfügung. Er mußte sie klug nutzen, durfte keine Sekunde mehr vergeuden. Vielleicht konnte er mit Geld jemanden zum Reden bringen. Und sollte sich derjenige in Lügen verstricken, die darauf deuteten, daß der Informant die Wahrheit kannte, würde er sie mit Gewalt herauspressen. Havelock ging schnell zu dem zweiten Häuschen zurück, hinter dem die Isla Elba vertäut lag, und änderte seine Geschichte für den müden Wachmann nur leicht ab. Er wollte mit ein paar Mannschaftsmitgliedern des Schiffs sprechen. Sie waren gerade an Land und warteten, daß sie gerufen wurden. Ob der hilfsbereite Beamte, nachdem er eine Hand geschüttelt hatte, die ein paar zusammengefaltete Lirescheine enthielt, wohl wüßte, welche Kneipe im Hafen von der Mannschaft der Elba bevorzugt wurde? »Die halten zusammen, Signore. Wenn es zu Prügeleien kommt, wollen Seeleute ihre Kameraden in der Nähe haben, selbst die, die sie an Bord nicht ausstehen können. Versuchen Sie's mal bei >Il Pinguino<. Oder vielleicht bei >La Carrozza Mare<. In der ersten Kneipe ist der Whisky billiger, aber von dem Fraß wird einem schlecht. Im >La Carrozza< ißt man besser.«
Der zuerst feindselige und jetzt beflissene Wachmann am Tor der Cristobal war plötzlich sehr gesprächig.
»Es gibt ein Cafe in der Via Maggio, von dem es heißt, daß dort viele Dinge den Besitzer wechseln.«
»Wollen Sie damit sagen, die Männer von der Cristobal könnten dort sein, mein Freund?«
»Ein paar vielleicht. Portugiesen werden nicht leicht mit anderen warm, und keiner vertraut ihnen. Damit meine ich natürlich nicht Sie, Signore, sondern nur diesen Abschaum der Meere. Die sind überall dieselben.« »Der Name bitte?« »>Il Tritonec.«
Er brauchte weniger als fünf Minuten, um das Cafe in der Via Maggio abzuhaken. Michael schritt durch die schwere Eingangstür, über der ein primitives Plakat angebracht war, das ein nacktes Wesen - halb Mensch, halb Fisch - zeigte, und trat in die von Lärm und Rauch erfü llte Bar. Der Gestank von abgestandenem Whisky war noch penetranter als der Zigarettenqualm. Männer grölten an den Tischen; ein paar torkelten herum, und nicht wenige waren bereits außer Gefecht gesetzt; ihre Köpfe hatten sie auf ihre verschränkten Arme gelegt, und ihre Hände und bärtigen Wangen waren mit Alkohol überschüttet.
Havelock trat auf den Mann hinter der Bar zu. »Sind hier Leute von der Cristobal?« »Portoghesi?« »Si.«
»Ein paar ... dort drüben, glaube ich.«
Michael blickte durch die Rauchschwaden zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes. Vier Männer saßen dort. »Was ist mit der Isla Elba?« fragte er und wandte sich wieder dem Barkeeper zu.
»Porchi!« erwiderte der Mann. »Schweine! Wenn sich die hier sehen lassen, werfe ich sie hinaus. Gesindel!«
»Die müssen ja schlimm sein«, sagte Havelock und musterte die Gäste des >Tritone<.
»Wenn Sie Männer von der Elba sprechen wollen, dann gehen Sie ins >Il Pinguino<. Dort drüben ist denen alles egal.« Michael holte einen Zehntausend-Lire-Schein heraus und legte ihn auf den Tresen. »Können Sie Portugiesisch? Genug, um verstanden zu werden?«
»Wenn man hier seinen Lebensunterhalt verdienen will, muß man sich in einem halben Dutzend Sprachen verständlich machen können.« Der Mann schob die Banknote in die Schürzentasche und fügte hinzu: »Bestimmt sprechen die auch Italienisch ... wahrscheinlich besser als Sie, Signore. Reden wir also auf englisch weiter. Was möchten Sie von mir?«
»Dort hinten ist ein leerer Tisch«, sagte Havelock erleichtert und wechselte die Sprache. Er deutete mit dem Kopf auf die linke hintere Ecke des Cafes. »Ich setze mich dort hinten hin, und Sie gehen zu diesen Männern und sagen ihnen, daß ich sie sprechen möchte ... einzeln. Wenn Sie glauben, daß die mich nicht verstehen, dann dolmetsche n Sie für mich.« »Interprete?« »Si.« »Bene.«
Die vier portugiesischen Matrosen kamen einer nach dem anderen an den
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