Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Parsifal-Mosaik

Titel: Das Parsifal-Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
Palatin umgesehen und sich den Ort eben wegen der Vorteile ausgewählt, die sich jetzt gegen ihn richten konnten. Er sah auf die Uhr: vierzehn Minuten vor drei. Er mußte schnell agieren, aber erst, wenn er Ogilvie gesichtet hatte. Der Apatsche war clever. Er wußte, daß er sich am besten so lange wie möglich versteckt hielt, um die Aufmerksamkeit seines Gegners auf den erwarteten Auftritt zu konzentrieren. Michael begriff und konzentrierte sich auf die Frau mit dem Skizzenblock in der Hand und den Mann, der im Gras lag und in der Nachmittagssonne las.
    Plötzlich war er da. Eine Minute vor drei tauchte der rothaarige Agent auf. Zuerst sah man nur seinen Kopf und seine Schultern, als er den Weg vom Gregorius-Tor herauf schritt und an dem lesenden Mann vorbeiging, ohne auf ihn zu achten. Irgend etwas war da seltsam, dachte Havelock, etwas an Ogilvie selbst. War es vielleicht sein zerknautschter und wie üblich schlecht sitzender Anzug, der zu groß für seine knochige Gestalt war? Was auch immer es war, Ogilvie kam ihm verändert vor -nicht das Gesicht; er war zu weit entfernt, als daß er es hätte deutlich sehen können. Es war die Art, wie er ging, die Art, wie er seine Schultern hielt, als wäre der Hügel steiler, als er in Wirklichkeit war. Der Apatsche hatte sich seit Istanbul verändert; die zwei Jahre hatten ihm nicht gutgetan. Als er den halbzerfallenen Marmorbogen erreichte, der den Eingang zur Laube bildete, verließ Michael sein Versteck hinter den wild gewachsenen Büschen und kroch schnell durch das Gras nach unten, bis er zum Fuß des Hügels gelangte. Er sah auf die Uhr; er hatte fast zwei Minuten gebraucht.
    Die Frau war jetzt über ihm, etwa hundert Meter entfernt, mitten in dem Feld rechts unterhalb von Domitians Laube. Er konnte sie nicht sehen; sie hatte ihren Standort geschickt gewählt. Er robbte auf Händen und Knien den Abhang hinauf, schob die Grashalme vor sich auseinander und lauschte auf unerwartete Stimmen. Aber da waren keine.
    Er erreichte den Hügelkamm. Die Frau war unmittelbar vor ihm, höchstens zwanzig Meter entfernt, sie stand immer noch auf der ersten Stufe der sich sanft windenden weißen Treppe, die zu dem antiken Marmorbad hinunterführte. Sie hielt den Skizzenblock vor sich, aber ihr Blick ruhte nicht darauf.
    Vielmehr starrte sie gebannt zum Eingang der Laube hinüber, bereit, sich sofort zu bewegen. Und dann bemerkte Havelock, daß die rechte Hand der Frau unter ihrer Jacke verborgen war und ohne Frage eine Pistole hielt. Michael hatte Angst vor der Waffe, aber den Minisender fürchtete er mehr. Jetzt mußte er sich beeilen. Unterhalb des Hügelkamms arbeitete er sich auf die steinerne Wasserrinne zu, die zur Quelle des römischen Bads führte. Aus den Steinsprüngen wucherte Unkraut, das den ganzen Graben bedeckte, so daß er wie ein riesiger häßlicher Tausendfüßler aussah. Havelock schob sich auf dem Bauch durch den marmorgesäumten Graben. Dreißig Sekunden später hatte er das kreisförmige Becken erreicht, in dem sich vor Jahrhunderten Kaiser und Kurtisanen getummelt hatten. Zwei Meter über ihm - acht Stufen weit entfernt - stand die Frau, deren Funktion es war, ihn zu töten, falls ihr Auftraggeber dazu nicht in der Lage sein sollte. Sie kehrte ihm den Rücken zu und hatte die kräftigen Beine in den Boden gestemmt. Er sah sich die Überreste der Marmortreppe genauer an; sie wirkte zerbrechlich, und an der zweiten Stufe war ein dreißig Zentimeter hohes Eisengitter angebracht, das die Besucher daran hindern sollte, weiter nach unten zu steigen. Ein Tritt auf eine beliebige Treppenstufe würde den Stein brechen lassen und ihn verraten. Aber wenn das Geräusch von einem kräftigen Schlag begleitet war, dann würde die daraus resultierende Verwirrung - und wäre sie auch noch so kurz - ausreichen, die benötigten Sekundenbruchteile zu gewinnen. Bei dem Gedanken, wie wenig Zeit ihm zur Verfügung stand, wurde ihm noch klarer, daß er schnell entscheiden und handeln mußte. Jede Minute, die jetzt verstrich, würde Ogilvie in Domitians Laube noch mehr beunruhigen.
    Lautlos tastete er mit den Händen im dichten Unkraut herum, bis seine Finger einen harten Gegenstand mit kantigen Ecken spürten: einen Marmorstein. Er ergriff ihn mit der rechten Hand und zog mit der linken die spanische Llama aus seinem Gürtel, die er dem Möchtegern-Mafioso in Civitavecchia abgenommen hatte. Vor langer Zeit hatte er gelernt, mit der linken Hand ebenso gut wie mit der rechten zu

Weitere Kostenlose Bücher