Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
Aber sag es trotzdem. Dieses eine Mal noch.«
    Warne beugte sich vor und küsste ihre zerschrammte Wange. »Ich liebe dich, Prinzesschen«, sagte er leise.
    Aber sie war schon eingeschlafen.
    Er stand einen Augenblick da und beobachtete das Heben und Senken ihres Brustkorbs unter dem dünnen Krankenhauslaken. Dann strich er die Ecken der Decke unter ihrem Kinn glatt und nahm ihr vorsichtig den Mediaplayer aus der Hand. Als er Georgias kleinen Rucksack vom Stuhl neben dem Bett hob und den Reißverschluss öffnete, um den Player hineinzulegen, fiel etwas auf den Boden. Warne stellte den Rucksack auf den Stuhl, bückte sich und hob es auf. Dann hielt er jäh inne, denn er sah, was es war.
    Ein Armband. Ein einfaches silbernes Gliederkettchen. An den Schlaufen baumelte ein halbes Dutzend Segelboote: Jollen, Ketschen, schlanke Schaluppen. Er drehte es zwischen den Fingern und spürte, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Seine Frau hatte Georgia das Kettchen an ihrem siebenten Geburtstag geschenkt. Immer wenn sie ein neues Boot entworfen hatte, hatte sie ihr eine Kopie geschenkt und Georgia hatte sie am Kettchen befestigt. Er hatte das Ding völlig vergessen. Er hatte nicht gewusst, dass seine Tochter es während der ganzen Zeit still mit sich herumgetragen hatte.
    Warnes Finger ertasteten die eleganten Linien der »Bright Future«. Der letzte Entwurf seiner Frau. Das Boot, in dem sie ertrunken war, an ihrem freien Tag, an der Küste von Delaware.
    »Charlotte«, hauchte er leise.
    Ein leises Rascheln war zu hören, dann tauchte am Vorhangrand das Gesicht eines Mannes auf: Er war in den mittleren Jahren, sein Haar war schütter, über seinem kleinen Mund wuchs ein kleiner Schnauzbart. Als er Warne sah, schob er sich in die Nische herein. Ein anderer Mann folgte ihm. Sie trugen nicht die üblichen weißen Utopia-Blazer, sondern unauffällige dunkle Anzüge.
    »Dr. Warne?« Der erste Mann warf einen Blick auf ein metallenes Klemmbrett.
    Warne stand auf und wandte sich kurz ab, um sich über die Augen zu wischen. Dann nickte er.

»Tut mir Leid, dass ich Sie stören muss«, sagte der Mann mit dem Schnauzbart. »Mein Name ist Feldman. Das ist Mr. Whitmore. Ich würde Ihnen gern ein paar Fragen stellen.«
    »Vielleicht können wir auch einige der Ihren beantworten«, sagte Whitmore. Er war groß, hatte eine dünne, hohe Stimme und blinzelte beim Sprechen schnell mit den Lidern.
    Bevor Warne antworten konnte, teilte sich der Vorhang erneut und Sarah Boatwright trat forsch ein. Flügelmutter schnurrte gleich hinter ihr her.
    Sarahs Blick fiel zuerst auf Warne, dann auf die Männer im Anzug. »Lassen Sie ihn in Ruhe«, sagte sie.
    Die Männer nickten und verließen schnell die Erholungsnische.
    »Wer waren die?«, fragte Warne ohne besondere Neugier.
    »Feldman ist Jurist. Whitmore arbeitet für die Besucherbetreuung.«
    Warne schaute zu, als eine unsichtbare Hand den Vorhang von außen zuzog. »Als Vertuscher«, sagte er.
    »Damit der Zwischenfall nicht an die große Glocke gehängt wird.«
    Warne nickte. »Wie viel wissen sie?«
    »Nicht mehr, als man ihnen erzählt hat. Dass es sich um einen kleinen mechanischen Fehler handelt.« Sarah kam näher. »Wie geht's dir?«
    »Wie nach ´nem Zusammenstoß mit ´ner Dampfwalze. Was ist da drin passiert?«
    »Das wollte ich dich gerade fragen.«
    »Ich weiß es nicht.« Warne atmete tief durch und überlegte.
    »Es gab eine Explosion. Einen Lichtblitz. Die ganze Anlage hat geruckt und gezuckt. Ich dachte schon, sie stürzt über uns zusammen.« Er hielt inne. »Ich hab die Augen zugemacht und Georgia an mich gezogen. An mehr erinnere ich mich nicht. Dann tauchten eure Notfallteams auf.« Er maß Sarah mit einem fragenden Blick.
    »Ich will dich nicht belügen, Andrew. Es wäre fast ins Auge gegangen. Jemand hat eine Sprengladung am Hauptschacht angebracht. Der Schacht ist für die strukturelle Festigkeit des ganzen Dings zuständig. Wäre er eingestürzt, hätten sich sämtliche Kapseln ausgeklinkt und wären abgestürzt. Aber sie haben sich bei der Berechnung der Sprengkraft verhauen.
    Ein Stützsparren hat gehalten und den Einsturz des Schachts verhindert. Deswegen konnten wir die Insassen evakuieren.«
    Verhauen. Einen winzigen Moment lang empfand Warne fast so etwas wie Erleichterung. Wer diese Leute auch waren, sie waren jedenfalls nicht unbesiegbar. Wenn sie einmal etwas vermasselten, hauten sie vielleicht noch mal daneben.
    Sarah deutete mit dem Kinn auf das Bett. »Wie geht's

Weitere Kostenlose Bücher