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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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wie auf einer vertikalen Achterbahn angeschnallt. Doch die Utopia-Konstrukteure hatten das Standardkonzept des freien Falls leicht variiert. Man stieg im Weltraumhafen auf eine Rolltreppe und betrat dann eine aufzugähnliche Kabine, die die Fahrgäste laut Ankündigung zu einer wartenden Raumfähre brachte. Doch sobald die Lifttüren sich schlossen, ging irgendwas grauenhaft schief. Dann gab es einen Ruck und ein Beben. Man hörte unheimliche Knackgeräusche. Anschließend ging das Licht aus und Rauch drang in die Kabine ein.
    Nun raste das Ding ohne Warnung dreißig Meter in die Tiefe, bis das Licht wieder anging, die Bremsen griffen und der Aufzug langsamer wurde und bemerkenswert sanft anhielt.
    Es war eine kurze Fahrt, aber sie hatte es in sich. Sie hatte es so in sich, dass ihre Sicherheitsvorschriften zu den rigidesten in Utopia gehörten.
    Kyle und Tom hatten den Absturz heute schon sechsmal hinter sich gebracht.
    Kyle warf einen Blick auf die Promenade und die sich auf dem Weltraumhafen tummelnden Massen. Sechs Abstürze in »Station Omega« waren UCSB-Rekord. Aber da hinten wimmelte es von Menschen. Und die Warteschlange am letzten Fahrgeschäft, das sie ausprobiert hatten, war die längste des ganzen Tages gewesen.
    Trotzdem... Siebenmal würde ihre Leistung festschreiben.
    Besonders nachdem sie auch noch vier Supernovas verdrückt hatten.
    Außerdem hatte Tom den Vorschlag gemacht.
    Kyle schaute ihn an und hob den Daumen. Toms Grinsen wurde zu einem echten Lächeln.
    »Los, komm!«, sagte Kyle und schwang seinen Umhang unternehmungslustig um sich. »Machen wir´s!«
     
    15:50 Uhr
    »Moment mal«, sagte Terri. »Hier stimmt was nicht.«
    Warne hob den Kopf und musterte sie über den Tisch hinweg. Angus Poole ließ sein Bier sinken und schaute sie an.
    Irgendetwas an ihrer Stimme ließ ihn aufhorchen. Terri hatte den Plastikbeutel geöffnet. Sie hielt ein großes Bruchstück in der Hand und drehte es zwischen den Fingern.
    »Diese Disc«, sagte sie, »ist leer.«
    »Was?«, erwiderte Warne. »Das ist doch unmöglich! Auf ihr ist die >Patent<-Technologie gespeichert, die John Doe übergeben werden sollte.«
    »Und ich sage, sie ist leer. Schauen Sie. Hier unter dem Schwarzlicht kann man es erkennen.« Sie reichte ihm das Bruchstück. »Sehen Sie? Hätte man Daten auf das Ding gebrannt, müsste man es sehen. Ich sehe aber nichts. Nada.«
    Poole packte den Beutel. »Ich sehe überhaupt nichts.«
    Terri musterte ihn ironisch. »Dann hören Sie einfach auf einen ausgebildeten Profi.«
    »Aber das passt doch nicht zusammen!«, sagte Warne.
    »Warum sollte man ihm eine leere Disc übergeben haben?«
    »Hat man vielleicht gar nicht«, erwiderte Terri.
    Warne hielt jäh inne. Diese Überraschung kam ein bisschen plötzlich, deswegen brauchte er eine Weile, um John Does schrägen Zug zu durchschauen. Was hatte Poole gesagt? Anhalten und ein paar grundlegende Fragen stellen.
    Ihm kam plötzlich eine Idee.
    »Terri«, sagte er, »der Trojaner, den wir gefunden haben, wurde vor einem Monat in Ihren Rechner eingepflanzt.
    Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass man ihn aus der Ferne rübergeschickt hat, etwa übers Netz?«
    »Nee. Sämtliche Utopia-Rechner haben ihre eigene Firewall. Ich kann mit dem Gerät nicht mal E-Mails empfangen.«
    »Ist es unangreifbar?«
    »Kein Hacker käme zu ihm durch.«
    »Extern oder intern?«
    Terri schüttelte den Kopf.
    »Dann bleibt nur eins: Das Ding muss physikalisch auf Ihren Rechner kopiert worden sein. In Ihrem Büro.« Warne hielt inne. »Denken Sie genau nach! Wer könnte in diesem Zeitraum Zugang zu Ihrem Rechner gehabt haben?«
    »Niemand.«
    »Keine Kollegen? Nicht mal Ihr Chef?«
    »Ich müsste es wissen.«
    »Sind Sie ganz sicher?«
    »Klar.«
    Warne lehnte sich zurück. Die Spekulation mündete in Enttäuschung.
    Dann hatte er einen anderen Einfall. »Und was ist mit Ihnen selbst? Haben Sie irgendwas auf dem System installiert? Irgendwelche neuen Programme, OS- Aktualisierungen, irgendwas?«
    »Nichts. Bei uns ist man sehr streng, was die Rechner in diesem Bereich angeht. Ohne vorherige Erlaubnis der IT wird nichts installiert. Aber da hats nichts gegeben; nicht mehr, seit wir das Metanet haben. Also seit fast einem Jahr.«
    Warne sackte auf seinem Stuhl zusammen. Das »Meer der Stille« summte vor sich hin. Die beiden Rabauken am Nebentisch waren gegangen, eine sechsköpfige Familie hatte sie ersetzt. Die Kinder tranken Malzbier und spielten mit

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