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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Erzählen Sie den Wachmännern, was Sie gerade von mir erfahren haben.«
    Poole brummte, nahm die Karte an sich und schob sie in seine Jacke. Als er die Hand wieder herauszog, hielt sie eine automatische Pistole.
    Warne musterte sie überrascht. Dann fiel ihm ein, dass der Hacker im Kanal auf sie geschossen und die Waffe im anschließenden Tohuwabohu hatte fallen lassen. Komisch, dass er keinen weiteren Gedanken an sie verschwendet hatte.
    »Was wird aus Ihnen?«, fragte Poole. Er überprüfte die Waffe und schob sie in die Jacke zurück. »Ich bin noch immer scharf auf die lebenslange Freikarte.«
    »Ich komm schon durch. Wir treffen uns in der Sicherheitsabteilung. Sie greifen sich Barksdale.«
    »Passen Sie auf sich auf!« Poole verschwand im Korridor.
    Warne drehte sich zu Terri um. Sie schwieg noch immer. Ihre Lippen waren blass. »Ist Ihnen klar, was das bedeutet? Wenn die Disc leer ist, kann es nicht die sein, die Sarah Doe überlassen wollte. Doe hat die funktionierende DVD. Er verfügt längst über die Technologie des >Patents<. Warum bittet er Sarah also, ihm noch eine zweite Scheibe auszuhändigen - und zwar persönlich? Er will sie! Aber warum? Eins weiß ich: Sarah ist in Gefahr.«
    Während er dies sagte, blitzte ein noch schrecklicheres Bild in seinem Geist auf: Barksdale, der Terri heute Morgen vorgeschlagen hatte, Georgia in die Cafeteria mitzunehmen.
    Barksdale weiß, dass ich eine Tochter habe. Aber weiß John Doe es auch?
    Terri beobachtete Warne konzentriert. Plötzlich riss sie die Augen auf. Es schien, als sei sie auf den gleichen Gedanken gekommen.
    Warne wirbelte herum und ballte die Fäuste. Was sollte er nun tun? Sarah Boatwright befand sich in großer Gefahr. Sie lieferte sich John Doe ahnungslos aus. Andererseits aber war auch Georgia einem Risiko ausgesetzt. Es musste zwar nicht so sein, aber wenn diese Leute ihn suchten. Wenn sie schon jemanden getötet hatten, den sie für ihn gehalten hatten. Wenn John Doe von Georgias Existenz er fuhr... Er konnte nicht beide warnen. Er hatte nur Zeit für eine. Die eine befand sich mit Gewissheit in Gefahr, die andere vielleicht nicht. Die eine liebte er, die andere hatte er einst geliebt. Es war ein schreckliches, unvorstellbares Dilemma.
    Er spürte, dass sich eine Hand auf seine Schulter legte. »Ich gehe«, sagte Terri.
    Warne schaute sie an.
    »Ich gehe«, wiederholte Terri leise. »Ich passe auf Georgia auf.«
    Warne ließ die Hände sinken. »Wirklich?«
    Terri nickte.
    Das Gefühl der Erleichterung war einen Moment lang so stark, dass Warne sich körperlich schwach fühlte. »Sie wissen, wo sie ist, nicht wahr? Sie ist noch im medizinischen Zentrum, in einer Erholungsnische.« Er überlegte schnell.
    »Bringen Sie Georgia irgendwohin und verstecken Sie sich! Bringen Sie sie, wenn möglich, in die Sicherheitsabteilung - auf alle Fälle an einen Ort, an dem Sie beide sicher sind. Für den Fall des Falles. Tun Sie das?«
    Terri nickte erneut.
    »Danke, Terri. Danke. Danke.«
    Warne nahm sie in die Arme und drückte sie kurz an sich, dann löste er sich von ihr. Terris Blick ließ sein Gesicht nicht los, bis er zur Tür ging.
    Kurz darauf befand er sich wieder im Korridor. Dann rannte er los und eilte in den öffentlichen Bereich von Utopia zurück.
     
    15:55 Uhr
    Die Hauptgarderobe bestand aus einem weit verzweigten Labyrinth von Räumen und lag auf der B-Ebene. Obwohl die Gänge eigentlich immer von Darstellern wimmelten, schienen sie kurz vor 16.00 Uhr besonders stark bevölkert zu sein.
    Herzöge und Knappen aus Camelot, die ihre Schicht beendet hatten, standen neben Straßenhändlern mit Strohhüten und Leinenanzügen, die sich auf die abendlichen Festivitäten in Boardwalk vorbereiteten. Verschleierte Hofdamen in fließenden Gewändern unterhielten sich mit interstellaren Forschern in Druckanzügen. Garderobieren, Modistinnen,
    Kostümassistenten, Schneiderinnen und Sprachlehrer wanderten durch die Flure, passten hier etwas an und gaben dort eine Anweisung. Es war eine bizarre, lärmende, hektische Mischung aus Alt und Neu, Vergangenheit und Zukunft.
    Die schlafsaalgroße Herrentoilette lag zwischen dem Kostümfundus und der Maskenbildnerei. In ihr stand ein einzelner Mann vor einer Reihe von Waschbecken, säuberte sorgfältig seine Hände und ließ sich Zeit, um etwas unter seinen Fingernägeln zu entfernen. Als er fertig war, zog er ein Papierhandtuch aus einem Wandspender und schaute in den Spiegel. Zwei verschlossen wirkende

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