Das Patent
sicher, dass Sie den Ausgang finden werden. Ich lasse das Kabinett noch zwanzig Minuten in Ruhe. Tun Sie also, was Sie versprochen haben. Nehmen Sie die Disc und verschwinden Sie gefälligst aus meinem Park! Sonst eröffne ich die Jagd auf Sie und lege Sie persönlich um.«
Aus der Schwärze kam ein Lachen: langsam, zynisch, amüsiert. »Nun, das ist schon eher ein Spiel nach meinem Geschmack, Sarah. Ich spiele mit.«
Falls er noch mehr sagte, hörte Sarah es nicht. Denn inzwischen waren sie in dem Gang, der in den Vorraum von »Professor Cripplewoods Kammer der fantastischen Illusionen« führte, und sie hörte nur noch ihre im Dunkeln klappernden Schritte, die auf die Treppe zu eilten, die sie von diesem unheimlichen Ort fort brachte.
16:03 Uhr
Terri stand im Schatten des Türrahmens. Als der Mann im Overall näher kam, war sie vor Angst und Unschlüssigkeit wie gelähmt. Schon hatte er die erste verhängte Nische passiert. Gleich würde er an Georgias Bett stehen, erkennen, dass es noch warm war und »Entschuldigen Sie! Mister!«
Es war einer der Wachmänner. Terri schob die Tür ein Stück weiter auf und reckte den Hals, um mehr zu sehen. Ihr Herz schlug spürbar gegen ihre Rippen. Die Wachmänner hatten ihr Gespräch unterbrochen und nahmen den Mann im Overall in Augenschein. Er blieb stehen. Als er sich langsam zu ihnen umdrehte, lag seine Hand schon auf dem Vorhang der dritten Nische.
»Verzeihung, Sir, wie war noch mal Ihr Name?«, fragte eine der Wachen. Die beiden Männer hefteten sich an die Fersen des Fremden.
Terri beobachtete die Szene. Erleichterung überkam sie. Vielleicht hatte man die Männer speziell angewiesen, sich jeden vorzuknöpfen, der Georgia besuchen wollte. Sie würden sich den Kerl schnappen. Jetzt wurde alles gut.
Als sie hörte, dass Georgia sich wieder hinter ihr rührte, schaute Terri sich um. Ihr Herz machte einen Riesensprung.
Das Mädchen war wach. Es setzte sich aufrecht hin und blinzelte sie stumm und fragend an.
Terri riss sich mit Gewalt von der Tür los und eilte zum Rollstuhl.
»Hör zu, Georgia«, flüsterte sie und ging neben ihr in die Hocke. »Ich bin hier, um dich zu deinem Vater zu bringen.
Okay? Wir müssen einen Augenblick warten. Nur einen Augenblick. Dann können wir gehen.«
Georgia schaute sie an. Ihre Augen glitzerten verwirrt in dem matten Licht.
Terri drückte beruhigend ihre Hand. Dann kehrte sie zur Tür zurück.
Die Wachmänner hatten sich nun vor und hinter dem Fremden postiert. »Na schön, Mr. Warne«, sagte der eine und musterte den Overall des Mannes mit einem neugierigen Blick. »Aber bevor Sie Ihre Tochter mitnehmen können, müssen Sie sich irgendwie ausweisen.«
»Ausweisen?«, fragte der Fremde. Im gleichen Moment teilte er beiläufig den Vorhang der dritten Nische und lugte hinein.
»Wenn Sie nichts dagegen haben.«
Der Fremde schaute ziemlich lange in Georgias Nische. Dann trat er zurück und ließ den Vorhang fallen. »Darf ich fragen, warum?«, erkundigte er sich. Er sprach langsam und bedächtig.
»Tut mir Leid, Sir«, sagte der Wachmann. »Aber wir haben unsere Anweisungen. Wir müssen die Identität aller Spezialisten von außerhalb überprüfen, die das medizinische Zentrum betreten oder verlassen.«
Scheiße, Scheiße, Scheiße! Dann waren sie also nicht hier, um Georgia zu bewachen. Sie befanden sich nur in erhöhter Alarmbereitschaft. Natürlich. Sonst hätten sie Georgias Nische genauer im Auge behalten. Sie hätten mich reingehen und mit dem Rollstuhl rauskommen sehen. Mist! Jetzt steck ich, von der Klaustrophobie verblödet, in dieser Kammer fest und ... Terris Gedanken wurden jäh unterbrochen, als der Fremde herum fuhr und sein Blick schnell in beide Richtungen des Korridors ging. Wieder hatte sie den Eindruck, dass er sich genau auf sie richtete. Sie fuhr zurück.
»Na schön, meine Herren.« Der Fremde schwang die Sporttasche über seine Schulter und schob sich zwischen den Wachen durch. »Wenn Sie darauf bestehen.«
Er ging ebenso leichtfüßig und zuversichtlich los wie zuvor - in Richtung Wäschekammer.
Terri wich mehr stolpernd als gehend in den Raum zurück.
Sie fuhr herum und schaute sich in neuer Verzweiflung um.
Abgesehen von Stapeln zusammengelegter Kleider, aufgehängten Uniformen, Handtuchhaufen und einigen Tischchen war der Raum leer. Es gab nur eine Möglichkeit, sich zu verbergen: in den halbdunklen, beengten Nischen hinter der großen Wäscheröhre.
Die Vorstellung, sich an einem
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