Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
Vom Netzwerk:
zusammenhanglos redende Stimme über den Sender.
    »Wer ist da?«, fragte er. »Was? Beruhigen Sie sich. Beruhigen Sie sich, Terri! Wo sind Sie genau? Sind Sie verletzt? Nein - bleiben Sie, wo Sie sind. Ich komme sofort.«
    Poole fuhr herum und ließ das Funkgerät auf den Tresen fallen. Er jagte zur Tür und schrie in den Gang hinein: »Lindbergh! Lindbergh!«
    Ein schwarzer Haarschopf tauchte auf. »Ja?«
    »Hören Sie, ich muss weg. Ich bin so schnell wie möglich zurück. Passen Sie auf die beiden auf, haben Sie verstanden? Passen Sie auf sie auf!«
    Lindbergh kratzte sich verdutzt an der Nase. »Mach ich«, erwiderte er. »Mr. Allocco hat gesagt.«
    Doch Poole war schon verschwunden.
     
    16:08 Uhr
    Eigenartigerweise war die Musik das Schlimmste: die sterilen, ätherischen New-Age-Klänge, die aus Hunderten von verborgenen Lautsprechern sickerten und Callisto mit dem Versprechen einer friedlichen Zukunft überfluteten. Normalerweise war die Musik bei dem Lärm der zahllosen Gäste kaum zu hören. Doch nun hielten sich keine Besucher mehr im Weltraumhafen auf. Man hatte die Warteschlangen aufgelöst und die Besucher gebeten, sich den anderen Attraktionen Callistos zuzuwenden. Ein silberner Vorhang - Teil eines Systems, mit dem man Abschnitte des Parks in zivilen Notfallsituationen isolieren konnte - schirmte nun am Ende der Promenade den Weltraumhafen vor Blicken von außen ab. Obwohl er ätherisch und leicht wie feine Gaze wirkte, war er absolut undurchsichtig und mit schalldämpfenden Schichten verstärkt. Zwei Sicherheitsleute in Uniformen des zweiundzwanzigsten Jahrhunderts hielten vor ihm Wache.
    Als Bob Allocco durch den Weltraumhafen schritt, hörte er ebenso das Klacken seiner Schuhe auf dem glänzenden blauen Bodenbelag wie die eisigen Kadenzen der Hintergrundmusik. Sie war auf grausame, diabolische Weise fehl am Platze, und er hätte sie am liebsten aus seinem Kopf vertrieben.
    Er wünschte sich, er könne auch einiges andere vergessen.
    Zum Beispiel das, was einst »Station Omega« gewesen war.
    Aber er wusste schon jetzt, dass sich dieser Anblick für immer in sein Gedächtnis eingebrannt hatte.
    Abends, wenn der Park geschlossen war und es keine Warteschlangen mehr gab, kam ihm ein Spaziergang durch den Weltraumhafen immer sehr lang vor. Heute wirkte er auf ihn noch länger. Allocco schaute sich um und sah einen uniformierten Sicherheitsmann, der ihm entgegentrabte.
    »Status?«, fragte Allocco schon, als der Mann noch nicht ganz bei ihm war.
    »Wir haben noch mal gründlich aufgeräumt, Sir«, sagte der Mann schwer atmend. »Es sind keine Besucher mehr hier.
    Der Weltraumhafen ist hundertprozentig abgeschirmt.«
    Nach allem, was Allocco im »Greifenturm« erlebt hatte, konnte er sich nicht vorstellen, dass es in Utopia überhaupt einen völlig abgeschirmten Ort gab. Doch er brummte anerkennend. Unter den gegebenen Umständen war die Evakuierung eigentlich relativ glatt verlaufen. Es hatte keine Panik gegeben und auch keine empörte Weigerung, den Weltraumhafen zu verlassen. Sämtliche Besucher, die angestanden hatten, um Fahrgeschäfte zu besteigen, schienen die Geschichte von der amtlich verordneten Notfallübung geglaubt zu haben. Der Sperrvorhang hatte sich unaufdringlich herabgesenkt, die Posten hatten ihre Plätze eingenommen. Früher hatten sie solche Prozeduren immer nur simuliert. Die beste bei solchen Simulationen herausgeholte Zeit lag bei vier Minuten. Heute hatte die echte Prozedur viereinhalb Minuten gedauert. Unter anderen Umständen wäre Allocco darüber sehr erfreut gewesen.
    Doch die Leistungsfähigkeit seiner Truppe würde den Fahrgästen aus »Station Omega« auch nicht mehr helfen.
    »Ich möchte, dass ständig zwei Patrouillen zu je sechs Mann hier unterwegs sind«, wies er den Vormann an. »Ist der Behelfskommandoposten installiert?«
    »Am Eingang zum >Mondflug<.«
    »Gut. Die Teams sollen mit dem Posten in Funkkontakt bleiben und sich alle zehn Minuten melden. Sie sollen den Weltraumhafen durchkämmen, bis wir wissen, dass er völlig sicher ist.« Allocco schaute sich um. »Hat irgendjemand was Ungewöhnliches beobachtet, bevor es losging? Irgendwas, das ihm nicht ganz geheuer vorkam?«
    Der Uniformierte schüttelte den Kopf. »Eine Frau vom Fahrdienst hat einen Darsteller beobachtet, den sie nicht kannte.
    Das ist aber auch schon alles.«
    Allocco überlegte. »Den sie nicht kannte? Wieso ist er ihr aufgefallen?«
    »Sie sagt, es sei ihr komisch vorgekommen, einen

Weitere Kostenlose Bücher