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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Zigarrenhaus, blieb er stehen. Halb im Dunkel verborgen gab es eine kleine Tür ohne jede Aufschrift. Mr. Doe warf einen beiläufigen Blick nach hinten, dann legte er die Hand auf den Türknauf und drehte ihn.
    Hinter der Tür verlief ein langer Korridor aus grauem Beton in zwei Richtungen. Auf der Wand gegenüber war eine Fläche in Holzimitatmaserung gestrichen - gerade so weit, um vorbeigehende Besucher glauben zu lassen, die offene Tür sei ein Bestandteil der Attraktion. Mr. Doe machte die Tür sorgfältig hinter sich zu, orientierte sich auf seinem geistigen Stadtplan und durchquerte dann den Korridor. Er kam an eine breite Eisentreppe und ging in die A-Ebene hinab.
    An der ersten Kreuzung blieb er stehen. Aus einem Gang mit der Aufschrift »Rechenzentrum« kam ihm ein Uniformierter entgegen. Mr. Doe wandte sich an ihn und setzte eine Miene auf, die den Eindruck erweckte, er habe sich verlaufen.
    Der Wachmann sah ihn und blieb jäh stehen. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«, fragte er vorsichtig.
    »Oh, aber gewiss doch! Ich suche die Tierbetreuung. Ich soll dort meinen Kollegen treffen.«
    »Sind Sie Experte von außerhalb? Wo ist Ihr Abzeichen?«
    »Abzeichen? Oh - natürlich, mein Abzeichen!«, stammelte Mr. Doe. Er griff in eine Jackentasche und zog die kleine grüne Nachtigall hervor. »Ich hab´s vergessen. Ich muss es ja tragen.« Er befestigte das Abzeichen an seinem Revers.
    »Darf ich bitte Ihre Kennkarte sehen?«, fragte der Wachmann.
    »Ich muss sie irgendwo hier haben.« Mr. Doe kramte in einer anderen Tasche und zog eine laminierte Karte hervor.
    Der Wachmann begutachtete sie, dann gab er sie zurück.
    »Danke. Gehen Sie durch diesen Korridor und biegen Sie am dritten Gang rechts ab. Es ist die zweite Tür links.«
    »Tausend Dank.« Mr. Doe nickte lächelnd und schaute hinter dem Wachmann her, der seinen Weg fortsetzte. Der Mann hatte sich genau nach der Dienstvorschrift verhalten.
    Und genau dies hatte man Mr. Doe bestätigt: Er konnte sich darauf verlassen, dass die unteren Dienstgrade des Sicherheitspersonals stets nach Vorschrift handelten. Das war wirklich sehr gut.
    Die Tierbetreuung war ein Dschungel aus Gekreisch,
    Geblöke und unerfreulichen exotischen Gerüchen. Mr. Doe bahnte sich naserümpfend einen Weg an einem Grüppchen streitender Schimpansen vorbei und lokalisierte die Tür mit der Aufschrift »Externe Bereitstellung 3«. Dahinter stieß er auf den Mann mit den mandelförmigen Augen und der Lederjacke. Er stand neben einem riesigen Papageienkäfig.
    »Irgendwelche Probleme?« Mr. Doe machte die Tür hinter sich zu.
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Niemand war scharf drauf, sich das Ding genau anzusehen.« Er deutete mit einem Finger auf das stark verschmierte Zeitungspapier, das den Käfigboden bedeckte.
    »Kann ich mir vorstellen. Und der Rest des Teams?«
    »Arbeitet nach Plan.«
    »Und unser kleines Computerwunderkind?«
    »Ruht in Frieden.«
    »Freut mich zu hören.«
    Mr. Doe nickte in Richtung Käfig, und der andere zog eine in dessen Boden verborgene Schublade heraus. Mr. Doe trat näher heran, griff hinein und entnahm ihr ein flaches schwarzes Funkgerät, aus dessen oberem Ende eine Stummelantenne herausragte. Er aktivierte es, gab einen Code ein und hob es an den Mund.
    »Water Buffalo, hier ist Prime Factor. Bitte um Lagebericht.«
    Kurz darauf knisterte das Funkgerät. Dann kam die Antwort.
    »In Stellung«, erwiderte eine Stimme.
    »Verstanden. Um 13.00 Uhr melde ich mich wieder.«
    Mr. Doe wechselte auf eine andere Frequenz und hob das Funkgerät erneut hoch. »Cracker Jack, Meldung.
    Hören Sie mich, Cracker Jack?«
    Dieses Mal dauerte es etwas länger. Dann quäkte das Funkgerät erneut, diesmal viel lauter. »Bestätige.«
    »Wir ziehen um. Sind Rauch und Spiegel fertig?«
    »Bestätige«, wiederholte die Stimme.
    »Roger. Ende.« Mr. Doe schob das Funkgerät in die Tasche, wandte sich wieder der Käfigschublade zu und begutachtete mit kritischen Blicken ihren Inhalt.
    »Jetzt zur Waffe du jour.« Mr. Doe fasste zuerst eine Mauser ins Auge, doch dann lehnte er sie aus rein ästhetischen Gründen ab. Sein Blick fiel auf einen hübschen polierten Eisencolt, doch dann zog er den Schluss, dass er für ein Schießeisen mit einem so heftigen Rückstoß nicht in Stimmung war. Er entschied sich für eine Glock-9, weil sie leicht, wirkungsvoll und - falls etwas schief ging - sehr verlässlich war.
    Er warf das Schießeisen von einer Hand in die andere, dann schob er es in

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