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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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nennen.«
    Ein kurzes Schweigen.
    »Verstehe.« Sarah wandte sich ihrem Computer zu und betätigte einige Tasten. »Ich finde keine Unterlagen über einen externen Experten namens. ähm. John Doe, der heute in Utopia eintreffen soll.«
    »Schon wieder richtig. Noch ein kleines Täuschungsmanöver. Es ist mir so unangenehm. Bitte, verzeihen Sie mir! Sagen Sie, trinken Sie etwa Jasmintee? Er duftet wunderbar.«
    Mr. Doe lächelte Sarah noch immer ungezwungen an. Dann tat er etwas höchst Eigenartiges. Er trat vor, setzte sich auf den Rand ihrer Schreibtischplatte, nahm Tasse und Untertasse an sich und trank einen Schluck. Dann schloss er genießerisch die Augen.
    »Ah! Wirklich ausgezeichnet.« Er trank noch einen Schluck.
    »Aber er schmeckt nach Frühjahrsernte -first flush, wissen Sie? Für diese Tageszeit wäre second flush eine weitaus bessere Wahl gewesen.«
    Sarah ließ ihre rechte Hand beiläufig auf die Tastatur sinken.
    Eine kurze Eingabe im Zahlenfeld brachte die Leute von der Sicherheitsabteilung innerhalb von neunzig Sekunden in ihr Büro. Doch als der Mann sich vorbeugte, um die Tasse wieder abzustellen, öffnete sich vorn sein Jackett, und aus einem Schulterholster leuchtete ihr der Griff einer Handfeuerwaffe entgegen. Sarahs Hand fiel von der Tastatur.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    Der Mann wirkte verletzt. »Warum so eilig, Sarah? Die Sache steigt noch früh genug. Gönnen wir uns noch einen Moment, um uns kennen zu lernen. Wie zivilisierte Menschen.«
    Sarah schob ihren Sessel ein Stück zurück und beobachtete den Mann vorsichtig. »Okay. Wer sind Sie?«
    - Mr. Doe schien über die Frage nachzudenken - als habe er sie noch nie zuvor gehört. »Meinen Sie, was ich mache ?« Er hielt inne. »Sie würden mich vermutlich als eine Art Expedient bezeichnen. Mir gefällt das Wort nicht es klingt nach einer kurzlebigen Modetorheit. Aber ich weiß auch nicht genau, wie man meine Tätigkeit umschreiben soll. Ich beschaffe Dinge, die andere Menschen haben wollen. Mittelsmann klingt allerdings zu sehr unter Wert. Vielleicht fällt es Ihnen leichter, wenn Sie in mir einfach einen begabten Menschen sehen.«
    Er schob eine Hand in seine Jackentasche. Sarah sammelte sich, damit sie sich, falls nötig, rasch bewegen konnte. Der Mann schüttelte tadelnd den Kopf, als sei er über ihren Argwohn bestürzt. Dann legte er mit schlanken, eleganten Fingern ein kleines Walkie-Talkie auf den Tisch, als wolle er sie in ein Geheimnis einweihen.
    »Ich habe gute Nachrichten für Sie, Sarah«, sagte er. »Es steht in Ihrer Macht, dass in diesem Park heute niemand ums Leben kommt.«
    Sarah musterte den Mann schweigend.
    »Ich weiß, was dieser Park Ihnen bedeutet.« Während der Mann sprach, ließ er sie nicht aus den Augen. Seine Miene drückte Mitgefühl und grundsätzliches Verständnis für sie aus. »Ich weiß, dass Sie größten Wert darauf legen, dass hier alles funktioniert und die Sicherheit Ihrer Besucher gewährleistet ist. Es braucht nichts zu passieren, das Ihrem Wollen zuwiderläuft; überhaupt nichts. Dazu müssen Sie nur ein paar einfache Vorschriften befolgen.« Sein mitfühlender Blick und seine verständnisvolle Miene hielten sie in seinem Bann. »Sie dürfen weder die örtliche noch die Bundespolizei alarmieren. Und Sie dürfen keinen Versuch machen, den Park zu evakuieren. Das Geschäft geht wie üblich weiter. Die Besucher werden kommen und gehen wie an jedem Tag des Jahres. Alle vergnügen sich, niemand tut sich weh. Und wenn Sie mal darüber nachdenken: Ist nicht genau das Ihre Aufgabe? Bitte, Sarah, brechen Sie keine dieser Grundregeln.«
    »Was also wollen Sie?«, fragte Sarah erneut.
    Mr. Doe lehnte sich zurück. »Ich werde verschiedene Dinge von Ihnen fordern. Es ist sehr wichtig, dass Sie meine Anweisungen hundertprozentig befolgen. Wir werden uns hiermit verständigen.« Er drückte einen Knopf des Funkgeräts, und es summte leise. »Aber zuerst wollte ich persönlich mit Ihnen reden. Sie wissen ja: um das Eis zu brechen, den Dingen ein menschliches Gesicht zu verleihen und so weiter.« Er strich über sein Jackett. »Ich hoffe, Sie können mir verzeihen, aber nun komme ich zum unerfreulichen Teil unseres Gesprächs.«
    Sarah spürte, dass ihr Unterkiefer sich spannte. »Ich reagiere nicht allzu gut auf Drohungen«, sagte sie mit steinerner Miene.
    »Ach, es dauert nicht lange. Und es sind wirklich gute Drohungen, Sarah. Tun Sie, was ich sage, und zwar wenn ich es sage. Versuchen Sie nicht, mich

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