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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Übermaß.
    In den letzten Monaten hatten sie aufgrund von Drohanrufen und E-Mails zahlreiche Alarme gehabt, denen nie eine Tat gefolgt war. Doch keiner der Spinner und Scherzkekse hatte sich je namentlich vorgestellt. Niemand hatte ihr ein Funkgerät in die Hand gedrückt. Außerdem hatte nie jemand eine versteckte Waffe getragen. Deswegen hatte Sarah den Sicherheitschef Bob Allocco angerufen und eine Interdiktion angeordnet. Nur um sicherzugehen.
    Im Inneren des Bienenstocks war die Luft kalt und trocken und hatte den schwachen, fast süßlichen Geruch höchster Reinheit. Ein Dutzend Sicherheitsexperten saßen an den kreisförmig angeordneten Überwachungsstationen, verfolgten Kameraschwenks oder sprachen in Mikrofone.
    Bob Allocco stand neben dem Experten, der dem Eingang am nächsten saß. Seine Finger pochten ungeduldig auf die schwarze Oberfläche eines Tisches. Als sie ihn erreichten, drehte er sich um, dann runzelte er die Stirn und gab ihnen mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten.
    An der Wand gegenüber war zwischen zwei Monitorregalen eine Milchglastür. Allocco öffnete sie mit seiner Kennkarte und bat Sarah und Barksdale einzutreten. Dann machte er die Tür hinter sich zu.
    Der Raum war klein und finster. Er enthielt mehrere große Monitore, drei Telefone, einen Computerarbeitsplatz und einige Sessel, doch sonst kaum etwas. Als das Türschloss einschnappte, sprang ein Ventilator an und sorgte für ein leises, kratziges Hintergrundsummen: Störgeräusche, die dazu dienten, dass man sie nicht abhören konnte.
    Allocco drehte sich um. »Für wie ernst halten Sie die Sache?«, fragte er.
    »Ich fürchte, wir müssen sie auf jeden Fall als ernst einstufen«, erwiderte Barksdale.
    »Um 13.30 Uhr werden wir es wissen«, sagte Sarah leise.
    Allocco schaute sie an. »Wieso?«
    »Er hat gesagt, er wird es uns beweisen. Um uns zu zeigen, dass er es ernst meint und nicht blufft.«
    »Aber er hat Ihnen keinen Hinweis gegeben, was er will?«
    Sarah zog das Funkgerät aus der Tasche. »Er hat gesagt, er wird sich darüber melden.«
    Allocco nahm das Gerät und drehte es in den Händen. »Tja, wer der Typ auch ist, er nagt jedenfalls nicht am Hungertuch.
    Schauen Sie: ein Zerhacker von militärischer Güteklasse. Ich wette, das Ding hat auch einen Frequenzspreizer. Es ist unmöglich, seine Position anzupeilen.«
    Er gab ihr das Gerät zurück. »Hat er Sie bedroht?«
    »Er hat angedeutet, dass Menschen sterben werden, wenn wir nicht genau das tun, was er sagt.«
    »Für mich klingt das verdammt nach einer Erpressung«, sagte Barksdale.
    »Er hat außerdem gesagt, ich soll weder die Polizei alarmieren noch den Park evakuieren. Wir sollen weitermachen wie bisher. Sonst passiert etwas.«
    Ein kurzes Schweigen. Allocco musste die Neuigkeit erst verdauen.
    »Dann hat er noch etwas gesagt: dass er nicht allein ist. Und dass sie eine Menge Zeit hatten, sich auf alles vorzubereiten.«
    Sarah drehte sich um und fing Barksdales Blick auf. Sogar in dem matten Licht wirkte sein Gesicht nun leicht grau.
    »Was geht hier vor?«, fragte er. »Terroristen? Religiöse Eiferer? Irgendeine schwachköpfige Randgruppe?«
    »Wir haben keine Zeit für Spekulationen«, erwiderte Allocco. »Wir haben aber unsere Geräte. Lasst uns den Burschen aufstöbern.« Er hob das Telefon neben dem PC ab und wählte eine Nummer. »Ralph? Bob Allocco. Ich bin im Bienenstock. Kannst du bitte mal kommen?«
    Er legte den Hörer auf. »Ralph Peccam, mein bester Videotechniker«, erklärte er. »Hat früher in der Systemanalyse gearbeitet, kennt die ganze Infrastruktur wie seine Westentasche.«
    »Ist er diskret?«, fragte Sarah.
    Allocco nickte. »Wann hat dieser John Doe Ihr Büro verlassen?«
    Sarah dachte kurz nach. »Etwa um 13.10 Uhr.«
    »Okay.« Allocco machte sich an dem Arbeitsplatz zu schaffen und klickte sich durch eine Reihe von Menüs. »Nehmen wir also seine Witterung auf.«
    Jemand klopfte leise an die Tür. Sarah stand auf, um sie zu öffnen. Draußen stand, vom ätherischen Leuchten zahlloser Bienenstockmonitore umgeben, ein dürrer kleiner Junge. Ein Vogelnest aus roten Haaren thronte auf seinem Kopf. Seine Nase und seine Wangenknochen waren mit Sommersprossen übersät. Er konnte nicht älter sein als zwanzig. Das goldene Abzeichen auf seiner altmodisch aussehenden Sportjacke wies ihn als Elektronikexperten aus.
    »Setz dich hin, Ralph!«, sagte Allocco.
    Der Junge schaute Sarah kurz an, dann nahm er vor dem PC Platz und

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