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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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mit kurz geschorenem Bart. Als sein Blick den Warnes aus der Ferne traf, lächelte er.
    Hinter Warne ertönte ein hektisches, hupenartiges Hecheln, Als er sich umdrehte, sah er, dass Flügelmutter mit ruckenden Bewegungen zuerst vorwärts und dann rückwärts über den Teppichboden glitt. Die Sensoren des Roboters schwenkten wild umher.
    »Worauf wartest du?«, fragte Warne. »Gehen wir!« Als sie durch den Korridor gingen, machten die Leute, die dem Mann, dem Mädchen und dem unförmigen, ruckartig hinter ihnen her wackelnden Roboter begegneten, großzügig Platz.
     
    13:09 Uhr
    Obwohl Warne längst abgebogen und aus ihrem Blickfeld verschwunden war, blieb Sarah noch einen Moment stehen und starrte auf die Stelle, an der er gestanden hatte. Das Gefühl der Wachsamkeit, das sie während der morgendlichen Konferenz empfunden hatte, beherrschte sie noch immer.
    Aber eigentlich war es weniger Vorsicht als das Wissen, dass in ihrem Inneren irgendetwas unbeendet geblieben war. Sie hatte nie zu den Menschen gehört, die allzu lange über sich selbst nachdachten. Taten waren ihr lieber als Reflexionen.
    Trotzdem wusste sie, dass dieses Gefühl irgendwas mit dem Zeitpunkt von Andrew Warnes Besuch zu tun hatte. Es war natürlich Chuck Emorys Idee gewesen. »Unternehmen Sie was, holen Sie ihn sofort her!«, hatte der Geschäftsführer in New York gesagt. »Ich möchte, dass das Metanet abgeschaltet wird, bevor irgendetwas Schlimmeres passiert. Aber weihen Sie ihn bloß nicht ein, bevor er bei Ihnen ist! Wir können es uns nicht leisten, dass etwas an die Öffentlichkeit dringt.
    Binden Sie ihm von mir aus irgendeinen Bären auf, aber sorgen Sie dafür, dass er kommt!« Natürlich hatte ihr das Täuschungsmanöver nicht gefallen. Und noch etwas: Sie hatte sich erleichtert gefühlt, als ihr bewusst geworden war, dass sie während der meisten Zeit von Warnes Besuch in San Francisco sein würde. Dies war freilich ein Zeichen von Schwäche - etwas, das sie verabscheute. Wieso machte sie sich Sorgen? Sie hatte die Missbilligung anderer Menschen noch nie gefürchtet, die Warnes eingeschlossen. Vielleicht empfand sie Mitgefühl für ihn.
    Die Tage hier würden ihm keinen Spaß machen. Es war schon schwer genug, dies zu verfolgen, da brauchte sie nicht noch dabei zu sein.
    All diese Gedanken huschten in einer Sekunde durch ihren Kopf. Dann wandte sie sich dem draußen wartenden Mann zu. »Tut mir Leid. Kommen Sie doch rein!«
    Der Mann betrat mit einem breiten Lächeln ihr Büro.
    »Ich erinnere mich gar nicht daran, dass wir einen Termin haben, Sir«, sagte Sarah und nahm hinter ihrem Schreibtisch Platz.
    Der Mann nickte und verschränkte die Arme elegant vor seiner Brust. Sarah registrierte unbewusst, dass sein Leinenanzug makellos geschnitten und eindeutig teuer war. Ihr Besucher strahlte etwas Ungewöhnliches aus, aber sie konnte nicht genau definieren, was.
    »Ihre Erinnerung trügt Sie nicht, Miss Boatwright«, sagte der Mann. »Wir haben keinen Termin. Ich fürchte, ich habe ein kleines Täuschungsmanöver inszeniert.«
    Er trat vor, und nun begriff Sarah, was sie an dem Besucher so irritierte. Seine Augen hatten unterschiedliche Farben.
    Das linke war braun, das rechte hellblau. Sie war nicht beunruhigt. Solche Besucher gehörten zum Alltag. Manche Utopia-Fans waren etwas zu engagiert. Es gab Leute, die den Park schon ein Dutzend Mal besucht hatten. Leute, die sich so altmodisch kleideten wie Eric Nightingale. Leute, die sich, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen, immer wieder um einen Arbeitsplatz bewarben, selbst um untergeordnete Tätigkeiten wie die eines Bonbonwagenfahrers, Hin und wieder fanden sie eine Möglichkeit, in die verbotenen Bezirke vorzudringen, und mussten - höflich, doch bestimmt - hinauskomplimentiert werden. Nun ja, bisher hatte noch keiner speziell sie sprechen wollen. Doch der Mann wirkte trotz der ungewöhnlichen Augen weder verrückt noch gefährlich. Sein Gesicht war attraktiv und würdevoll, sein Lächeln offen und aufrichtig.
    Er strahlte Gelassenheit und Ruhe aus. Sarah fühlte sich kurz an Fred Barksdale erinnert.
    »Darf ich um Ihren Namen bitten?«
    »Natürlich dürfen Sie, Sarah... Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie Sarah nenne?« Seine Stimme war sanft und melodisch. Er sprach mit einem schwachen Akzent, der ihn möglicherweise als Australier auswies. »Vornamen sind wichtig, wenn man Vertrauen aufbauen will. Mein Name ist Mr. Doe, Sarah. Aber Sie dürfen mich John

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