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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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bahnte.
    Sie winkte Peggy Salazar zu, der nicht weit entfernt stehenden Callisto-Chefin. »Ist alles klar?«, fragte sie, als die Frau zu ihr kam.
    Salazar nickte. »Ich hab's dem Mann am Einstieg erklärt. Er ist leicht überrascht.« Sie musterte Sarah fragend.
    »Es ist nur eine Stegreifübung. Die Hauptverwaltung möchte, dass wir ständig auf alles vorbereitet sind. Wenn man jede Woche die gleichen Notfallprozeduren übt, wird man irgendwann unaufmerksam.«
    Salazar nickte langsam, als nehme sie es ihr ab.
    Sarah schaute noch einmal schnell in die Runde. Das Wissen, dass John Doe irgendwo in der Nähe war, schärfte ihre Sinne und beschleunigte ihren Herzschlag. Sie spürte, dass ihre Hände sich instinktiv zu Fäusten ballten.
    »Na los«, sagte sie zu Allocco. »Gehen wir lieber rein.«
    Sie traten durch das Portal der »Galaktischen Reise« und gingen ins Foyer. Salazar blieb hinter ihnen, als sie fern von der Warteschlange eine unauffällige Position einnahmen. Sarah beobachtete den Mann an der Verladestation, der die nächste Gruppe - eine Frau und drei kleine Kinder - in ein wartendes Gefährt winkte und die Haltestange vor ihnen einrasten ließ.
    Obwohl sie das Gesicht hinter dem Raumfahrerhelm nicht sah, wusste sie, dass er nicht allzu glücklich war. Wer arbeitete schon gern unter den Augen der Abteilungs- und Betriebsleitung?
    Wie bei den anderen Hauptfahrgeschäften diente auch die Vorshow der »Galaktischen Reise« zwei Zielen: Einerseits versammelte sie die Besucher, die an der Fahrt teilnehmen wollten, andererseits erhielten die Leute hier einen Vorgeschmack von dem, was sie nach dem Beginn der Fahrt erwartete. Die Utopia-Betreiber wussten längst, dass es keinen Sinn hatte, an Eingängen von Attraktionen wie »Mondflug« oder »Notting-Hill-Hatz« Warnschilder aufzuhängen. Eltern bestanden immer darauf, ihre Kleinen auf die Fahrt mitzunehmen, um sich hinterher bitterböse darüber zu beschweren, dass ihre Knirpse sich erschreckt hatten.
    Die Umgestaltung der Vorshowbereiche hatte das Problem gelöst. Der zu den schlimmsten Attraktionen gehörende »Ereignishorizont« war dieser Behandlung als Erster unterzogen worden. Seine ursprüngliche Verladezone hatte, zu Callisto passend, wie das Ladedock eines Raumschiffes ausgesehen.
    Die Utopia-Konstrukteure hatten sie sorgfältig umgebaut und ihr ein nur unterbewusst wahrnehmbares Poltern, funkensprühende Kabel und einen unter den Füßen unheimlich bebenden Boden hinzugefügt. Nach dieser Änderung zeigten sich Kleinkinder oft schon am Eingang so verängstigt, dass sie ihre Eltern baten, zu einem anderen Fahrgeschäft zu gehen.
    Das Verfahren war so durchschlagend, dass man die aufdringlichen und Utopia ungemäßen Warnschilder entfernt hatte.
    Der Vorshowbereich der »Galaktischen Reise« unterschied sich in jeder Hinsicht von dem des »Ereignishorizonts«: Er war hell, freundlich und wie ein riesiger Kindergarten der Zukunft dekoriert: ein Sprungbrett für eine Reise durch den Kosmos.
    Sarah musterte die Warteschlange. Einige Kleinkinder dösten. Andere, die schon lange warteten, kasperten ungeduldig herum. Nun, da sie endlich vorn standen, konnten sie es kaum noch erwarten. Viele hielten sich an der Hand meist nur eines Elternteils fest: Erwachsene, speziell jene, die die »Galaktische Reise« schon kannten, waren nicht wild darauf, die laue Erfahrung zu wiederholen.
    Vor ihrem geistigen Auge sah Sarah wieder, wie Allocco den dicken Sprengstoffklotz vorsichtig auf den Konferenztisch legte. Sie schaute zu Boden und zwang sich, das Bild zu vergessen.
    Barksdale tauchte neben ihr auf. Er nickte Peggy Salazar zu, griff in sein Jackett, entnahm ihm eine flache Schmuckkassette und händigte sie Sarah wortlos aus.
    »Was ist das?«, fragte Salazar.
    »Bestandteil der Übung«, erwiderte Sarah flink. »Können Sie uns eine Weile entschuldigen, Peggy?«
    »Natürlich.« Salazar warf dem Trio einen argwöhnischen Blick zu, dann ging sie zum Fahrdienstleiter hinüber.
    Sarah schaute sich die DVD in der Kassette an. Es war schwer zu glauben, dass die kleine dünne Scheibe aus Aluminium und Polykarbonat Utopias kostbarsten Besitz enthielt: die Spezifikationen und die Software, die die »Patent«-Technologie ausmachte. Die Scheibe war mit den Worten »Gesetzlich geschützt« und »Vertraulich« für den betriebsinternen Gebrauch gekennzeichnet und wies unter dem Emblem einer Nachtigall in kleinerer Schrift darauf hin, was jenem blühte, der sie unautorisiert

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