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Das Patent

Titel: Das Patent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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vorsichtig!«, sagte Allocco zu Sarah und Barksdale. »Ich glaube zwar nicht, dass John Doe so dumm ist und einfach hier rauszuckelt, aber im Moment würde mich nichts überraschen.« Die beiden ersten leeren Wagen kamen auf die Sperre zu, und er ging zur Ausstiegrampe hinauf.
    Sarah winkte Barksdale zu. Sie folgten Allocco gemeinsam.
    Es zahlt sich nicht aus, wenn Sie Tricks versuchen, Sarah. Jetzt ist nicht die Zeit für Ränke und Listen. Sie verspürte ein Gefühl, das sie kaum kannte: Unbehagen. Sie schaute kurz zur Seite.
    Abgesehen von der Frau und den Zwillingen war der zum Promenadenplatz zurückführende Gang leer.
    Als sie sich umdrehte, hielt der dritte Wagen am Ausstieg an.
    In ihm saß ein einzelner Mann. Sarah erstarrte kurz und glaubte, es sei John Doe. Doch der Mann war zu klein, zu stämmig gebaut. Er sackte nach vorn, als sei er eingeschlafen.
    Allocco rannte nun auf den Wagen zu. Sarah erkannte, dass der Mann, der in ihm saß, Chris Green war, der Wachmann, der hinter dem Eingang aufpassen sollte.
    Der Wagen blieb stehen. Green sackte schwer nach vorn.
    Sarah manövrierte sich um den Mann an der Abfertigung herum und stand nun neben Allocco. Sie schaute in den Wagen hinein und wurde plötzlich von einem schrecklichen Verdacht befallen. Unter einem Fuß des Wachmannes erblickte sie die zertrümmerte Schmuckkassette. Bruchstücke der DVD-Disc lagen überall herum.
    »Chris?« Allocco legte eine Hand auf die Schulter des Wachmannes. Green rührte sich nicht. Er sackte weiter nach vorn.
    Allocco schob den Mann vorsichtig in eine sitzende Position.
    Greens Kopf fiel nach hinten. Sarah spürte, dass sie vor Grauen erkaltete.
    »Oh, gütiger Himmel!«, stöhnte Allocco.
    Chris Greens Augen starrten ihn groß, doch blicklos an.
    Jemand hatte ein großes Bruchstück der DVD tief in seinen Mund gestoßen. Ein fadenförmiges Blutrinnsal lief langsam über sein Kinn und seinen Hals, bevor es auf seinem dunklen Hemd irgendwo versickerte.
     
    14:22 Uhr
    Die Leiche des Wachmannes war diskret ins medizinische Zentrum gebracht worden und lag dort hinter Schloss und Riegel. Niemand, nicht mal die Ärzte, durften sich ihr nähern, bevor die Polizei benachrichtigt war.
    Die drei waren in den Bienenstock zurückgekehrt und spielten die Protokolldateien der wenigen Kameras ab, die die »Galaktische Reise« überwachten: um zu verstehen, was dort passiert war; um sich ein Bild von dem zu machen, was dort so schrecklich schief gegangen war.
    »In Ordnung, da anhalten!«, sagte Allocco zu Ralph Peccam, dem Videotechniker. Es waren die ersten Worte, die seit mehreren Minuten gesprochen wurden. Sie hatten gerade eine Schnellsichtung der Kamera an der Ausstiegsrampe des Fahrgeschäfts vorgenommen. Nichts Ungewöhnliches.
    Keine Spur von Joe Doe zwischen all den Eltern und Kindern.
    »Was haben wir sonst noch?«, fragte Allocco müde.
    Peccam konsultierte eine Tabelle. »Nur die Kamera im Vorshowbereich«, sagte er.
    »Ausgezeichnet. Her damit! Gleiche Zeiteinstellung, zweihundert Bilder pro Sekunde.«
    Peccam gab einige Befehle ein, dann betätigte er einen in die überdimensionale Tastatur eingebauten Schalter. Sarah starrte auf den Bildschirm, auf dem die Touristen, zu trägen Strömen beschleunigt, um die Barrieren flossen und sich - immer zu mehreren - in die leeren Wagen fallen ließen, die ihnen entgegenschossen. Sie wusste, dass sie nun etwas Richtiges empfinden musste: Trauer, Wut,
    Gewissensbisse.
    Doch sie spürte nur eine alles überwältigende Lähmung. Die Erinnerung an Chris Green - seine blicklosen Augen, das glänzende, gezackte, aus seinem offenen Mund hervorschauende Bruchstück - wollte nicht weichen. Sie schaute Fred Barksdale an und musterte die im künstlichen Licht des Bienenstocks gespenstischen Züge seines Gesichts. Er wandte sich ihr kurz zu, dann blickte er wieder auf den Bildschirm.
    Er wirkte betroffen.
    »Alles Routine«, murmelte Allocco verbittert. Auch er starrte auf den Schirm. »Ein gewöhnlicher Tag im Paradies.«
    Sarah hielt den versiegelten Plastikbeutel in der Hand. Er enthielt die Bruchstücke der Disc, die sie auf dem Wagenboden gefunden hatten. Sie musste bei einem heftigen Kampf zerbrochen sein. Ohne es zu bemerken, drehte sie den Beutel immer wieder in den Händen. Dann schob sie ihn in die Tasche ihres Jacketts.
    Auf der linken Bildschirmseite gab es eine Bewegung, als sich einige Gestalten an der Einstiegszone anstellten.
    »Auf dreißig verlangsamen!«, sagte Allocco.
    Nun

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