Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
getrieben. Ich werde dich finden, was immer du bist, Mann, Frau oder sonst was; wohin auch immer du dich verkriechst, ich werde dich rauszerren, das schwöre ich bei Gott; ich weiß nicht, wann oder wo, ich weiß nur, dass. Miguel de Cervantes, so cool ist der nicht, ich werde ihm mal ordentlich Feuer unterm Hintern machen; Richie Bernals Stil ist das auch nicht, er hätte sie durchsiebt; das andere Mädchen, war das derselbe Täter?, aus demselben Grund? Aber sie wurde nicht verstümmelt. Ein Doppelmord? Manche Freundschaften kosten einen das Leben. Auch sie hat es verdient, dass man ihrem Mörder die Eingeweide rausreißt. Wir haben keine Handtasche gefunden, kein Handy, nichts, das heißt was? Und der andere Tote hatte immer noch keinen Namen, erschossen zwischen neun und elf Uhr morgens, Fingerabdrücke auf dem Telefon, aber nicht registriert. Vor ihm stand eine kleine, mit chinesischen Ornamenten verzierte Metallschachtel, die Papiere und Briefe von Mayra enthielt. Er las den Absender, Adresse in São Paulo, könnte von ihrer Mutter sein. Er kramte weiter. Da war ihr Pass: Mexikanerin, geboren 1987 in Guadalajara. Na, so was. Der Zurdo verharrte reglos, sah nachdenklich zu Gris, die an ihrem Schreibtisch saß, Papiere durchging und an ihrer Coca-Cola nippte. Er selbst trank Kaffee. In der Zeitung war der Krieg gegen die Narcos das bestimmende Thema. Wenn das wahr ist, lass ich mir ein Ei abschneiden, außer natürlich, das Ganze ist ein abgekartetes Spiel, dachte Mendieta, wie kann man Krieg führen gegen diese Wichser? Sie haben alles: Waffen, Beziehungen, Strategen, Spione, Geld, Verbündete; eigentlich aussichtslos. Das Handy klingelte, er warf die Zeitung in den Müll, es war Quiroz. Warum rückt ihr nichts über die Frau ohne Brüste raus, Zurdo? Welche Frau ohne Brüste, du Tintenkleckser? Verarsch mich nicht, mein bester Zurdo. Ich weiß nicht, wovon du redest, mein bester Quiroz.Alle meine Quellen sagen, dass ihr zurückgepfiffen wurdet, dass ihr nicht mal eine Ermittlungsakte anlegen durftet. So, so, ich wiederum habe gehört, dass ihr diejenigen seid, denen man einen Maulkorb verpasst hat. Dann steht Aussage gegen Aussage. Mendieta lächelte. Wenn ihr der Sache nachgeht, sagst du mir Bescheid, ja? Vergiss es, Quiroz, so wie’s aussieht, bleibt da der Deckel drauf. Sag mal, was ist eigentlich mit dem Gringo? Welchem Gringo? Mann, Zurdo, sind wir nun Freunde oder sind wir keine Freunde? Ich mein’s ernst. Okay, dann erzähl ich’s dir: Heute Morgen wurde uns ein Toter im Hotel San Luis gemeldet. Wir sind hin und haben erfahren, dass es schon gestern passiert ist; Montaño hat die Leiche gerade unterm Messer, aber noch weiß keiner was; neulich habe ich Ortega getroffen, aber er ist voll und ganz mit den Narco-Opfern beschäftigt. Und was hast du ihm gesagt? Dass ich mit dem Idioten von Mendieta sprechen werde, und schon habe ich meinen Aufmacher. War wohl ein Reinfall; wenn jemand einen Gringo gefunden hat, wir waren’s jedenfalls nicht. Hör zu, du Knallkopf, wenn du so weitermachst, kriegen wir noch Ärger miteinander, und falls dir’s noch nicht aufgefallen ist, ich hab dich nicht nach dem gefragt, was dir so wehtut. Er legte auf. Mendieta zündete sich eine Zigarette an. Das will ich dir auch geraten haben, Quiroz, er hatte die Zigarette noch nicht zu Ende geraucht, als Angelita rief. Gris, Rodo auf Leitung eins.
Versteinertes Gesicht: Was willst du? Nein, wie oft soll ich dir das noch sagen?, erst wieder, wenn du mich nicht mehr behandelst wie ein kleines Mädchen, mir ist es ernst, und du pfeifst drauf, hab ich etwa keinen Respekt verdient? Wie soll ich dir das glauben, Rodo, du hast janicht mal an einen Verlobungsring gedacht. Sie knallte den Hörer auf die Gabel. Angelita, die immer noch in der Tür stand, war die Kinnlade runtergefallen, selbst der Zurdo war verblüfft. Gris widmete sich wieder ihren Papieren. Chef, stammelte die Sekretärin, der Comandante will Sie sprechen.
Leise verließ Mendieta den Raum. Er sah auf die Uhr: acht vor zwölf, Miroslava fiel ihm wieder ein.
Briseño hatte Notizen auf dem Schreibtisch liegen. Setz dich. Mendieta betrachtete ihn nachdenklich: irgendwas macht ihm Sorgen, ist es gut, dass ein Chef so durchschaubar ist? Der hier ist es jedenfalls. Irgendwas Neues? Im Fall der Mädchen müssten wir noch Licenciado Luis Ángel Meraz befragen. Ich habe dir doch gesagt, dass du ihn in Ruhe lassen sollst, du kannst ihn aber gern anrufen und ihn auf den neuesten
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