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Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elmer Mendoza
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mal, falls es dich interessiert, ich war dabei an dem Abend, als dein Bruder verschwinden musste. Ach, ja? Ich weiß bis heute nicht, warum er wegmusste. Weil er ein Idiot ist, warum sonst? Also, steigst du nun ein, oder sollen wir weiterhin ein Ferngespräch führen, hier, mein Handy, ich werde mal die Maschine hier anwerfen, eine Runde pinkeln, und dann geht’s los. Der Zurdo stieg ein. Warten Sie, bis ich angerufen habe, vielleicht bekomme ich meine Kollegen ja dazu, mich abzuholen. Und du schau nicht nach hinten zur Schlafkoje, das wäre meinem Mädchen peinlich. Sagen Sie bloß, Sie kriegen ihn noch hoch? Ich sag’s ja, genau wie dein Bruder.
    Er rief Ortega an. Nichts. Gris nahm beim zweiten Klingeln ab. Weißt du, wie spät es ist? Je später der Abend,desto schöner die Anrufe. Wieso bist du so spät noch wach? Rodo ist gerade gegangen. Alles okay? Ich weiß nicht, was für Sie »alles okay« bedeutet, mir scheint eher, dass wir uns gezofft haben. Ganz schön kratzbürstig, Kollegin. Wieso, ich bin doch die Ruhe selbst, wie kann ich Ihnen helfen? Er erzählte ihr, was vorgefallen war. Der Typ hat Ihnen tatsächlich den Jetta geklaut? Auch mein Geld, mein Handy und meinen Wunsch, ein guter Mensch zu sein. Was nun? Ruf die Verkehrspolizei an, die sollen ihn an der Mautstelle oder auf der Landstraße stoppen, er ist unterwegs nach Mazatlán und hasst Tempolimits, und wenn es dir keine allzu großen Umstände macht, könntest du mich abholen. Er gab ihr seinen Standort durch.
    Yoreme kam zur Mautstelle, wo ihn zwei Verkehrspolizisten anhielten. Er bot ihnen Geld an. Als sie es zurückwiesen, brach er in Tränen aus. Wenn mich doch nur einer verstehen würde, ich hatte ein kleines Palmenhäuschen und ließ die Füchsin herein. Die Beamten waren gerührt und wollten wissen, was ihm so schwer auf der Seele lag. Meine Freundin ist ermordet worden, dann weinte er wieder. Wann? Gestern, in Mazatlán. Doch nicht etwa die, die in der Zona Dorada erwürgt wurde? Genau die, ich will an ihrem Grab ein Kreuz aufstellen. Warum hat man uns angewiesen, dich festzunehmen? Wer? Die Bundespolizei. Das muss ein Irrtum sein, ich hab kein Verbrechen begangen, ein Freund hat mir sein Auto und ein bisschen Geld geliehen, damit ich die Totenwache halten kann. Einer der Beamten öffnete die Tür des Jetta, suchte im Handschuhfach nach den Papierenund entdeckte die Pistole. Was ist denn das? Weiß ich nicht, das Auto gehört einem Freund von mir. Und was macht dein Freund beruflich? Er ist Wrestler, hat gegen Santo gekämpft, den Mann mit der Silbermaske, hätte der ihn nicht so angewinselt, hätte er ihn fertiggemacht. Die Beamten wechselten einen Blick, zückten ihre Handschellen und traten auf ihn zu. Yoreme, der nach wie vor weinte, rammte dem ersten Polizisten seine Linke in den Bauch, bevor er ihn mit einem Kinnhaken k. o. schlug. Während der zweite Polizist tatenlos zusah, stieg er in den Streifenwagen und raste Richtung Culiacán davon. Dann zog der Polizist doch noch seine Waffe, schoss aber nicht. Yoreme weinte, als er die Tachonadel bis auf hundertneunzig trieb.
    Teo und Mendieta schwelgten in Erinnerungen an Col Pop, worin Susana Luján mindestens eine Viertelstunde einnahm. In dem Stadtteil kann man richtig Kohle machen, stimmt’s? Und ob. Wieso leben dort dann so viele knausrige Bullen wie du, wenn ich es richtig verstanden habe, fährst du mit einem uralten Jetta durch die Gegend. Weil wir für unsere Rente sparen, Strand, Häuschen, Palmen und so weiter, du verstehst; sag mal, was hat mein Bruder eigentlich angestellt, dass er für immer nach drüben musste? Das musst du schon selber rausfinden, du bist doch Bulle, oder nicht? Stimmt es, dass ihr Guerilleros wart? Ich habe Subcomandante Marcos trainiert. Deshalb also. Deshalb was? Deshalb ist er so nett. Nettsein ist nur eine andere Form des Widerstands. Ihr müsst ja ganz schön was ausgefressen haben, dass mein Bruder nie wieder nach Culiacán zurückgekommen ist. Einmal schon.Wann? Als eure Mutter starb. Im Ernst?, und warum habe ich ihn nicht gesehen? Weil er verkleidet war und es ihm keine gute Idee zu sein schien, mit dir zu plaudern; auf der Beerdigung haben sich nämlich auch ein paar schwarze Schafe rumgetrieben. So ein Hurensohn. Das weißt du besser als ich, schließlich habt ihr die gleiche Mutter. Sie schwiegen einen Moment, weil Mendieta sich die Totenwache ins Gedächtnis rief. Nichts, niemand der seinem Bruder ähnlich gesehen hätte. Als was hatte er

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