Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
eigenen. Noch irgendwas, Briseño? Nein, wie Mendieta schon sagte, niemand kennt ihn, niemand hat ihn gesehen, ein Kellner, der ihm einige Drinks serviert hat, erinnert sich an einen niedergeschlagen wirkenden Gringo, ist sich aber nicht sicher, dass es wirklich unser Mann war; wir haben seine Telefonnummern angerufen, aber die waren alle falsch; im Konsulat ist er nicht gemeldet. Dann ist der Fall abgeschlossen. Wenn die sich nicht für ihn interessieren, tun wir’s erst recht nicht.
Er reichte ihnen ein Fax mit dem Foto eines Mannes. Ich brauche Ihre Hilfe, um diesen Toten zu identifizieren. Mit ausdruckslosem Gesicht warfen Mendieta und Briseño einen Blick auf das Foto: Die Staatsanwaltschaft und ihre Anfragen gehen mir auf den Sack, dachte der Zurdo, ich wette, bei denen funktionieren nicht mal die Computer. Vielleicht ist er ja in Ihrer Datenbank, wir haben jedenfalls nichts über ihn. Wo wurde er ermordet? Ganz in der Nähe, im Jagdrevier El Continente; ein US-Amerikaner mit Verbindung zum Präsidenten wollte dort jagen, keiner weiß, wie das rausgekommen ist, jedenfalls gab es eine Protestaktion gegen die geplante Mauer, vier Personen, wurden alle erschossen, drei von ihnen waren Gringos; nur der hier konnte nicht identifiziert werden, deshalb wurden wir um Hilfe gebeten. Stille trat ein, in der Mendieta Lust auf ein Bier bekam, Briseño auf einen kleinen Happen und Montemayor darauf, diese zwei Idioten auf den Mond zu schießen. Briseño nahm die Kopie des Fax an sich. Wir werden schauen, ob wir was haben. Ich danke Ihnen für Ihre Kooperationsbereitschaft, in der Hauptstadt will man Ergebnisse sehen.
Vierzig Minuten später waren sie in Briseños Büro. Diese Blödmänner wollen, dass wir ihren Job erledigen. Hier sind Sie derjenige, der das Sagen hat. Das sagt ja genau der Richtige, wo du ja immer meine Anweisungen befolgst. Licenciado Meraz hat mir erzählt, dass du ihn des Mordes an der Tabletänzerin verdächtigst; Zurdo, häng dich da nicht rein, das sind Rumtreiberinnen, die Polizei darf ihre begrenzten Mittel nicht unnütz verschwenden, schließ den Fall ab, übergib Yolanda Estrada ihrer Familie, und lass die andere Leiche irgendwo begraben, und hör auf, Meraz zu belästigen, wie gesagt, er könnte der nächste Gouverneur werden. Meraz hat mir gesagt, er würde uns behilflich sein, die Leiche von Mayra Cabral de Melo nach Brasilien zu überführen. Offenbar ist er ein großzügiger Mensch, verpflichtet wäre er jedenfalls nicht dazu. Und Sie sollten sich nicht so viel Sorgen um sein Geld machen; laut Camila Naranjo, einem Mädchen aus dem Alexa, hat Meraz sie an ihrem Todestag im Club abgeholt, obwohl er behauptet, in Mexiko-Stadt gewesen zu sein. Das heißt noch lange nicht, dass er schuldig ist. Dass er unschuldig ist aber auch nicht, wo war er wirklich? Wir werden den Teufel tun und seine politische Karriere zerstören, haben wir uns da verstanden, Zurdo?; ich befehle dir hiermit, die Ermittlungen einzustellen und den Licenciado von deiner Liste zu streichen. Meraz’ Karrierepläne gehen mir am Arsch vorbei, Comandante, wenn es Unstimmigkeiten gibt, muss er sie mir erklären. Vergiss es, es passt mir nicht in den Kram und damit basta, was ist mit dem Spanier? Wir haben bei der spanischen Bundespolizei und bei der Guardia Civil in Madrid um einen Bericht angefragt, warten aber noch auf eine Antwort; bis dahin haben wir ihn dazu verdonnert, in der Stadt zu bleiben und die letzten Rumreserven auszutrinken. Pass auf Richie Bernal auf, Pineda sagt, er ist völlig neben der Spur und hat dich auf dem Kieker, ich hab ihn gebeten, ein Auge auf ihn zu haben, sonst knallt der dich noch ab. Genervt schüttelte der Zurdo den Kopf. Chef, Sie verkehren doch mit der Crème de la Crème, wissen Sie, wer Anita Roy ist? Briseños Gesicht wurde hart. Ich hab dir gesagt, du sollst dich da raushalten, bist du taub oder was? Er schlug so heftig mit der Faust auf den Tisch, dass ein Stiftehalter umkippte. Der Zurdo stand auf. Die Frau ohne Brüste war jetzt ebenfalls sein Fall.
21
Richie Bernal, am Steuer, und zwei seiner Leute parkten in der Nähe der Cobaes-25-Schule, hörten in voller Lautstärke Corridos und warteten auf ein Mädchen, das Richie an diesem Morgen gesehen hatte; er wollte ihr seine Liebe erklären, sie auf eine Spritztour einladen und, wenn sie ihn ranließ, vernaschen. Sie haben ja einen Frauenverschleiß, Kumpel. Sind eben scharf, unsere Mädels. Mag schon sein, aber Sie haben doch gerade
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