Das Pazifische Kartell: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)
kriegt ein christliches Begräbnis, und damit hat sich die Sache; und kommen Sie unbedingt mal vorbei, Sie werden es nicht bereuen, für Freunde haben wir immer eine Überraschung parat. Mendieta begriff, dass die beiden einen Deal gemacht hatten. Und haben Sie ein bisschen Geduld, ich besorge Ihnen alles, was Sie für dieses Gericht brauchen, von dem wir gesprochen haben, aber wie gesagt, es muss eine Golfina-Schildkröte sein, andere Arten schmecken auch, aber es ist nicht das Gleiche. Selbstverständlich, ich werde mich genau an Ihr Rezept halten. Geben Sie mir zwei Tage, dann beschaffe ich Ihnen ein Prachtexemplar, den Chili Habanero gibt’s in jedem Supermarkt, er stand auf. Der Zurdo durchbohrte seinen Chef mit Blicken, doch der beachtete ihn gar nicht.
Ramírez hinterließ einen Geruch nach billigem Parfüm.
Deine Meinung interessiert mich nicht, sagte Briseño, noch bevor der Detective den Mund aufmachen konnte. Und ich darf dich daran erinnern: wenn du die Einladung des FBI zum Seminar in Los Angeles ausschlägst, musstdu eben nach Madrid, die Stadt soll in diesem Monat ja sehr schön sein. Ich würde nie in eine Stadt fahren, die nur einen Monat lang schön ist. Das sagt man halt so, Madrid ist immer schön, berühmt für seine niedrige Verbrechensrate und seine Küche, wenn ich nicht so viel zu tun hätte, würde ich selber hinfahren und Tapas und iberischen Schinken essen. Hier wird mit Kugeln gemordet, dort mit Bomben, haben Sie den elften März schon vergessen? Das mit dem Terrorismus ist kein Spaß, da hast du recht. Wenn Sie sich zwischen Narcos und Terroristen entscheiden müssten, wer wäre Ihnen lieber? Keiner. Mendieta machte ein bissiges Gesicht. Ich habe Mayra Cabral de Melo in Mazatlán kennengelernt, sie war sympathisch, voller Träume und wunderschön; gestern habe ich mit Miroslava gesprochen, einer Freundin von ihr und Yolanda Estrada. Das waren Tabletänzerinnen, Zurdo, ihr Tod juckt keinen, wir dürfen unsere Zeit und Mittel nicht mit so was verplempern, für die Frauen war das Berufsrisiko, wir haben genug Probleme mit den Opfern des Drogenkriegs und dem Narco-Jungvolk, hast du vergessen, was uns bevorsteht? Der Präsident hat den Drogenkartellen den Krieg erklärt, demnächst werden wir genauere Anweisungen erhalten; Ramírez hat versprochen, sich um alles zu kümmern, du hast es ja selber gehört. Und meine Erbsensuppe? Ah, die. Ist doch ganz einfach, Chef, wenn sie ermordet wurden, dann weil sie jemandem ins Gehege gekommen waren oder weil ihr Tod jemandem nützt. Trotzdem, vergiss es. Briseño wandte sich den Papieren zu, die vor ihm auf dem Schreibtisch lagen, und der Zurdo erhob sich. Bevor Sie ein Gericht mit einer bedrohten Tierart kochen, lassen Sie mich die Ermittlungen weiterführen. Zurdo, für wen hältst dudich?, glaubst du, du kannst einfach machen, was du willst? Nicht mit mir. Geben Sie mir nur ein paar Tage, danach leide ich von mir aus an Gedächtnisschwund, ich sorge auch dafür, dass Ihr Name in Wächter der Nacht nicht fällt. Warum? Es waren Menschen, zwei wehrlose Frauen. Na und?, seit wann sind wir barmherzige Schwestern? Und wie ist das im Fall Anita Roy? Briseño öffnete den Mund, sagte aber nichts. Sehen Sie?, jeder hat so seine Prioritäten, und ich finde, die sollte man respektieren.
Er lud Gris ins Miró ein. Robles lieh ihm eine Walther P99, die er extra für ihn aufgetrieben hatte. Funktioniert die auch? Keine Ahnung, angeblich wurden mit dem Ding schon rund hundert Leute erschossen. Der Zurdo löste das Magazin, öffnete die Pistole, überprüfte die Züge, betätigte den Mechanismus, schob das Magazin wieder rein, die Waffe lag gut in der Hand, er sicherte sie und steckte sie ein. Wenn ich sie dir in einer Woche noch nicht wiedergegeben habe, habe ich’s versaut.
Wie immer war das Miró voller Damen, die ihre Partys planten oder einfach das Leben in vollen Zügen genossen. Chanel, Burberry, Blablabla. Der Zurdo bestellte einen Kaffee; Gris Machaca mit Ei, Cappuccino und Orangensaft. Unterwegs hatte er sie auf den neuesten Stand gebracht. Wie du siehst, sind eine Tabletänzerin und ein Priester nicht das Gleiche wert. Ein Taxifahrer und ein Mathematiker auch nicht, aber wenn sie tot sind, sind alle wieder gleich, oder etwa nicht? Schon, nur nützen sie dann der Gesellschaft nichts mehr. Und nun? Schweigen. Sie kannten sie lebend. Nur Mayra, eine Frau, die versucht hat, glücklich zu sein. Ich erinnere mich noch, dass Sie immer gut gelaunt aus
Weitere Kostenlose Bücher