Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
Vom Netzwerk:
nachhängst. Vergiss alles und mache dich auf nach Teotihuacán. Es kommt nichts Gutes dabei heraus, wenn du nach Mayapán zurückkehrst und Vergeltung übst, denn genau dies scheinst du vorzuhaben. Deine geliebte Frau und dein Kind wurden ermordet, weil ich meine Spielschulden nicht in den Griff bekommen habe! Ich bin derjenige, der mit der Vereinigung einen Pakt geschlossen hat, und auch derjenige, der dich in die unmögliche Situation gebracht hat, zwischen dem Spiel und unserer Freundschaft entscheiden zu müssen. Ich bin der Grund für dies alles!«
    Aber Chacs Gedanken kreisten bereits darum, wie er so rasch wie möglich nach Mayapán zurückkehren konnte, auf dass der Gerechtigkeit Genüge getan werde.
    »Mein Bruder«, sagte er jetzt, »der einzige Grund, aus dem ich am Leben geblieben bin, war der, die Seelen von Paluma und unserem Sohn zu retten. Alles andere war mir egal. Aber ganz plötzlich bedeutet es mir sehr viel, am Leben zu sein. Mein Bruder, dadurch, dass du hier leibhaftig vor mir stehst, während ich meinte, dich für immer verloren zu haben, hast du meinem Leben wieder einen Sinn gegeben und meinen Glauben an die Götter bestärkt. Komm mit in unser Lager. Lass uns gemeinsam zur Göttin des Mondes beten.«
    Balám jedoch sträubte sich. »Ich habe ein Bußgelöbnis abgelegt, Bruder. Bei unserer Freundschaft habe ich geschworen, dem Fleisch, dem Alkohol, dem Tabak und den Frauen zu entsagen, bis ich in der Stadt der Götter von meinen Vergehen freigesprochen worden bin. Auch vom Glücksspiel, und dies vor allem anderen, werde ich ablassen, doch dieses Opfer fällt mir am schwersten.« Dass er nicht länger zur Schutzgöttin der Ballspieler betete, sondern inzwischen einen anderen Gott verehrte, den der Dunkelheit und des Blutes, Buluc Chabtan, den Kriegsgott der Maya, behielt er für sich.
    »Niemand wird etwas dagegen haben, wenn du dich uns anschließt.«
    »Auf meinen Kopf ist eine Belohnung ausgesetzt«, erwiderte Balám. »Die Vereinigung fordert von mir, mich als Sklaven verkaufen zu lassen. Ich muss mich so lange versteckt halten, bis ich als Ehrenmann nach Mayapán zurückkehren kann.«

    Einauge kletterte aus seiner hamac und machte sich auf in den Wald, um sich zu erleichtern. Der Morgen nahte, und er hatte wenig geschlafen.
    Der größte Teil der Gruppe kam aus der Stadt oder von Bauernhöfen und war gewohnt, nachts ein schützendes Dach über dem Kopf zu haben. Viele hatten sich inzwischen eine praktische hamac zugelegt. Einer der Neun Brüder war, als seine erste Nacht in einer solchen Hängematte anbrach, auf die Idee verfallen, es mit seiner Frau zu treiben. Dementsprechend hatte die hamac heftig zu schaukeln begonnen und war dann unversehens umgekippt. Weil das jeweils an einem Baum befestigte Gurtband festgezurrt war, hatte sich das Ehepaar in die hamac verwickelt, die wieder in ihre Ausgangsposition zurückgeschnellt und erneut umgekippt war und immer so weiter, bis einer der Stricke riss und die Liebenden unsanft auf dem Boden gelandet waren.
    Einauge war davon wach geworden und hatte nicht wieder einschlafen können. Anfänger!, grummelte er, während er Ausschau nach einem geeigneten Baum hielt. Es dauerte Jahre, bis man die Kunst beherrschte, einer Frau in einer hamac Lustgewinn zu verschaffen …
    Unvermittelt blieb er stehen. Stimmen in der Dunkelheit. Er spähte durch die Bäume und sah Balám, der sich mit seinen Freunden amüsierte.
    Ganz der aufmerksame Spion hatte er mitbekommen, als Chac auf ein Wort von Tonina hin aus dem Lager stürzte. Er folgte den beiden und war Zeuge des anrührenden Wiedersehens mit Prinz Balám geworden. Und obwohl Balám erklärt hatte, er habe ein Gelübde der Bußfertigkeit abgelegt, sah Einauge ihn jetzt Alkohol trinken. Um ihn herum lagen die abgenagten Knochen eines über dem Feuer gebratenen Tiers. Eine Tabakpfeife ging herum, und ein Glücksspiel mit farbigen Bohnen fesselte seine Aufmerksamkeit. Fehlten nur noch Frauen, durchzuckte es Einauge angewidert, aber die würden wahrscheinlich auch noch auftauchen. So viel zu Baláms überschwänglichen Beteuerungen, allen irdischen Freuden zu entsagen.
    Laut knackend brach der dürre Zweig, auf den er trat, als er sich zum Gehen wandte. Balám sprang auf. »Wer ist da?«, fauchte er. Einauge erstarrte. Wenn er Glück hatte, schrieben sie das Geräusch einem Tier zu, kümmerten sich nicht weiter darum und setzten ihr Spiel fort.
    Im nächsten Augenblick jedoch spürte er eine kräftige Hand

Weitere Kostenlose Bücher