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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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auf Tuchfühlung an Chac heran.
    »Das ist nicht von Belang«, erwiderte Chac ruhig und von der aggressiven Geste keineswegs eingeschüchtert. »Von Belang ist, dass diese Leute nichts Unrechtes getan haben. Sie wollen sich lediglich ihren Unterhalt verdienen. Es dürfte genug Kundschaft für alle geben.«
    »Bist du etwa einer von denen da ?« Der stämmige Mann deutete mit dem Daumen auf die verängstigte Familie. »Du siehst irgendwie aus wie sie.«
    Unversehens musste Chac daran denken, was Paluma gesagt hatte, als sie Mitglied des Kults des Wiederkehrenden Gottes geworden war. Genau dies brachte er jetzt in aller Ruhe vor: »Wenn Kukulcán wiederkehrt und das Goldene Zeitalter anbricht, werden wir alle Brüder sein.«
    Der Mann lachte schallend auf und seine Kumpane ebenfalls. »Was ich von Kukulcán halte? So viel!« Damit spuckte er Chac vor die Füße.
    Mit Blick auf die Spucke auf dem Boden dachte Chac an den verrinnenden Tag, an den drohenden Regen, an die Führer, die am Stadtrand auf sie warteten, und an den Weg nach Copán. »Das hättest du nicht tun sollen, mein Freund«, sagte er und sah den Maya durchdringend an.
    »Ich bin nicht dein Freund!«, gab der andere zurück, richtete sich kerzengerade auf und ballte die Fäuste. Seine Freunde traten neben ihn, sahen Chac herausfordernd an.
    Sofort waren Haarlos und die Neun Brüder zur Stelle, bauten sich kampfbereit neben Chac auf. Aber Chac bedeutete ihnen, zurückzutreten. Zögernd überließen sie es ihrem Herrn, es allein mit dem wütenden Maya und seinen Kumpanen aufzunehmen.
    Mittlerweile hatte sich um sie herum eine Menschenmenge gebildet. Wetten wurden bereits abgeschlossen. Keiner setzte darauf, dass der Fremdling gewinnen würde, es ging ausschließlich um Leben oder Tod. Einauge eilte mit H’meen herbei; beide befürchteten, Chac könnte sich zu etwas Unüberlegtem hinreißen lassen. Einer gegen vier!
    Chac indes wirkte keineswegs eingeschüchtert, als er seine Forderung wiederholte: »Lass diese Leute in Ruhe.«
    Mit dem erneuten Ausspucken vor Chac fiel die Entscheidung. Obwohl er wusste, dass er, wenn er jetzt einen Rückzieher machte, mit Tonina bis zum Einbruch der Nacht und bis es zu regnen anfing, von Tikal aus ein gutes Stück Wegs hinter sich bringen konnte, legte Chac seinen Umhang ab und reichte ihn Haarlos.
    Lachend tat der Maya es ihm nach und wies seine Kumpane an, sich zurückzuhalten. Mit diesem Hund würde er schon allein fertig werden. Obwohl es kühl war und der Himmel grau, nahmen die beiden Männer in Lendenschurzen Aufstellung. Und dann ließ der Maya zum ersten Mal seine Faust sprechen.
    Chac hatte seit vielen Tagen nicht mehr auf dem Ballspielfeld gestanden, war aber gut in Form. Er wich der Faust aus, sodass sie an seinem Kopf vorbei ins Leere ging, während seine eigene Hand vorschoss und am Hals des stämmigen Mannes landete.
    Aufächzend taumelte der Maya rückwärts, um sich dann erneut auf Chac zu stürzen, der jedoch mit einem Schritt zur Seite dem Angreifer einen Treffer in den Nacken verpasste. Die Menge johlte. Immer mehr Zuschauer platzierten Wetten. Immer häufiger jetzt auf Sieg für Chac.
    Aber der Maya, der bislang seinen Gegner unterschätzt hatte, gab nicht auf. Mit wieder erstarkten Kräften ging er auf Chac los, kalkulierte diesmal dessen Ausfallschritt ein, sodass beide Männer aneinanderprallten und zu Boden gingen.
    Die Menge drängelte und schubste, um das Geschehen besser verfolgen zu können. Schützend umringten Haarlos und sechs der Neun Brüder Tonina, Einauge und H’meen.
    Chac und der Maya verstrickten sich auf den Pflastersteinen in einen Ringkampf, um dann gleichzeitig auf die Füße zu springen und aufeinander einzuboxen. Auch wenn der Maya ein mäßiger Kämpfer war, war er etwas größer und um einiges schwerer, was ihm einen Vorteil verschaffte. Chac versuchte sich den Kampf als Einsatz auf dem Ballspielfeld vorzustellen. Ich kämpfe nicht, sagte er sich, ich spiele ein Turnier.
    Behalte den Reifen im Auge. Da muss der Ball durch …
    Der Maya holte aus zu einem Schlag, der die Entscheidung bringen musste, wenn er denn voll Chacs Schläfe traf. Zur allgemeinen Verblüffung jedoch duckte sich Chac und streckte ein Bein aus – eine klassische Bewegung auf dem Spielfeld, bei einem Faustkampf hingegen ungewöhnlich. So als wollte er einen Mannschaftskameraden den Ball zuflanken, trat Chac seinem Gegner so heftig gegen den Knöchel, dass der Maya stolperte und mit den Armen in der Luft

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