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Das Perlenmaedchen

Das Perlenmaedchen

Titel: Das Perlenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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nannte; Ixchel, die zwar nicht mehr so zerbrechlich und alt wirkte wie beim Verlassen der Höhle, aber noch keineswegs robust; schließlich Haarlos, dieser kräftige Mann, der über Geistesgaben verfügte, die nicht schärfer waren als das Messer, das er bei sich trug. Wie sollten sie sich gegen barbarische Stämme zur Wehr setzen, die jeden abschlachteten, der sich in ihr Gebiet wagte?
    Noch nie hatte Tonina um Hilfe gebeten, und eigentlich wollte sie das auch jetzt nicht. Aber mit Rücksicht auf die anderen musste es sein.
    Chac um Hilfe zu bitten, wie sie das notgedrungen vorhatte, war ihr entsetzlich, weil dies einem Eingeständnis ihrer Schwäche und Verletzbarkeit gleichkam. Er hatte ihr schon einmal geholfen, in Copán, als sie nicht hatte entscheiden können, welchen Weg sie einschlagen sollte. Damals hatte Chac auf ihr Medaillon gedeutet und gesagt: »Das da ist eine Botschaft.«
    Diesmal war es anders. Er wollte so schnell wie möglich zurück nach Mayapán und den Mördern von Paluma Gerechtigkeit widerfahren lassen. Wenn ich ihn bitte, mit uns zu kommen, wird er dann nein sagen?

    Der ruhige Ton, in dem Balám Anweisungen erteilte, machte seine Männer wachsam. Alle merkten die Veränderung, die mit ihm vorgegangen war. Prinz Balám gab sich zurückhaltend, weniger großspurig – sogar ernst. Seine Vettern vermuteten, dass er von neuer Kraft beseelt war, und gaben sich schon der Hoffnung hin, dass er sie endlich zu ruhmreichem Tun führen würde.
    Dass sich seine Männer neuerdings über ihn wunderten, entging Balám nicht. Er hatte aber nicht vor, ihnen den Grund zu nennen, weshalb er nach Westen zog. Erst wenn er sich Aztlán näherte und seinem Feind auf dem Schlachtfeld gegenüberstand, würde er seinen Kriegern seinen Plan enthüllen: die Barbaren daran zu hindern, die Weltherrschaft zu übernehmen.
    Die Götter höchstpersönlich hatten ihn dazu berufen, sich bereitzuhalten und für die Souveränität der Maya zu kämpfen. Auf dass anschließend alle, auch Chac und Tonina, sich vor ihm verneigen mussten. Dann wollte er zu allen verlassenen Maya-Städten ziehen und sie wiederauferstehen lassen, er hatte vor, das Glück, das ihm sein Gott bescherte, über den vereinsamten Pyramiden und überwucherten Tempeln auszugießen und sie zu neuem Leben zu erwecken. In Scharen würden die Menschen in die wiedergeborenen Städte ziehen und Balám als einen Gott auf Erden verehren.
    Er lächelte in sich hinein – ein kaltes, verschwiegenes Lächeln. Er hatte Ziyal die Stadt Uxmal schenken wollen. Jetzt würde er ihr die Welt zu Füßen legen.

    Konzentriert studierte Chac die neue Wegkarte nach Mayapán. Er zwang sich, nur sein Ziel im Auge zu haben und an nichts anderes zu denken, schon gar nicht an den Abschied von Tonina.
    Er hob den Kopf und sah den Pfad, der aus Palenque hinaus im dichten Dschungel verschwand, um dann an der Weißen Straße zu enden. Ihm drängte sich die Erinnerung auf, wie es ihn seinerzeit in Mayapán davor gegraut hatte, in Begleitung des Inselmädchens aufbrechen zu müssen. Jetzt graute ihm davor, sich von Tonina zu trennen.
    Unwillkürlich schaute er hinüber zum Stadtviertel der Korbflechter. Im Hof vor Ixchels Haus machte er Haarlos aus, dessen großer zotteliger Kopf alle anderen überragte. Haarlos, dieser ehrliche und treue Geselle, der sich ohne zu zögern Chacs Befehl gefügt hatte, die kleine Gruppe zu begleiten, überwachte das Verstauen des Proviants, erteilte Anweisungen und besprach sich mit den hier ansässigen Führern.
    Tonina konnte Chac nicht entdecken, dafür aber Ixchel, die sich sehr viel aufrechter hielt. Mit jedem Tag schien sie jünger zu werden. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Weil sie in heiliger Mission unterwegs ist.
    Aztlán – das legendäre Paradies. Ob sie es wohl fand? Ob es diesen Ort überhaupt gab? Als praktisch denkender Mensch glaubte er an das, was er sehen, anfassen, hören konnte. Geister und Dämonen überließ er den Priestern. Rote Blumen und erdengefangene Göttinnen waren eher etwas für hochfliegende Gemüter. Chac war ausschließlich dazu geboren, zu Ehren der Götter dem Ballspiel zu huldigen. Er hatte nicht den Wunsch, einem weiteren Traumbild nachzujagen. Aztlán war unerreichbar wie die Sterne, die Mitglieder der Vereinigung hingegen bestanden aus Fleisch und Blut und Knochen. Er wusste, wo sie sich aufhielten und wie er sie dingfest machen konnte. Eine Suche, die einem Mann wie Chac zusagte.
    Bei Ixchels Suche geht es um mehr,

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