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Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll

Titel: Das Perseus-Protokoll - Hensel, K: Perseus-Protokoll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Hensel
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Augenwinkeln. Er schaute sie neugierig an, ebenso wie seine Mitverschwörer am Tisch.
    »In der nächsten Nacht war er noch angespannter. An Liebe war nicht zu denken. Auf meine besorgten Fragen reagierte er gereizt. Ich spürte, etwas stimmte nicht. Ich überredete ihn, zum Schlafen zwei Tabletten zu nehmen. Ich fühlte, etwas lastete auf seiner Seele. Ich schämte mich. Aber ich wollte die Last mit ihm teilen. Ich schnüffelte in seinen Unterlagen. Ich fand eine CD.«
    »Das ist unmöglich!«, krächzte der Staatssekretär.
    »Waren Sie in dieser Nacht in Zimmer 820 oder ich?! Ich verließ das Hotel. Ich wusste, in Exárchia hatten Internetcafés die ganze Nacht geöffnet. Ich sah das Video. Es war entsetzlich! Aber ich glaubte zu verstehen, was ihn bedrückte. Ich dachte, es hätte mit seiner Arbeit zu tun, als Minister für Bürgerschutz. Doch am nächsten Morgen konnte ich ein Telefonat belauschen, auf Englisch. Das Englisch seiner Partner am anderen Ende war schlecht. Aber ich konnte mir zusammenreimen, es waren Chinesen. Es ging um einen Anschlag in der Ägäis. Es ging um geheime Änderungen an einem Computerprogramm.« Links von ihr ein ungläubiges Zischen. »Er ging ins Bad, sein Notebook lag auf dem Bett. Ich kopierte heimlich Unterlagen auf einen Stick.«
    Doukákis musterte sie mit ruhigem Blick. Immer noch schien er zu glauben, er müsse sich gegen diese Irre nicht verteidigen.
    »An diesem Morgen, Frau Unterstaatssekretärin, war ich in Ihrem Ministerium. Wir hätten offener reden können. Wenn Sie nicht meine Glaubwürdigkeit auf infame Weise in den Dreck gezogen hätten!«
    Ihr Körper bebte, ihre Handgelenke zerrten an den Fesseln. Niemand hier konnte Zweifel haben: Diese Frau kämpfte mit der letzten Waffe, die sie besaß – der Wahrheit.
    »Das schreckliche Geheimnis enthüllte sich mir in der dritten Nacht. Den ganzen Tag hatte ich im Hotel auf ihn gewartet. Am Abend sah ich in den Nachrichten, er war aufgebrochen, in die Ägäis. Von ihm kein Anruf, nichts! Ich war wütend! Ich ging ins Internetcafé. Ich versuchte, die Unterlagen zu verstehen. Dateien mit Listen und handschriftlichen, gescannten Notizen. Passwörter, über die ich auf geheime Postfächer zugreifen konnte, auf Mails von einem Programmierer in Shanghai. Erst gegen Morgen entdeckte ich den Verrat. Nicht nur ich sollte ausgelöscht werden, durch eine widerliche Intrige, sobald er auf dem Gipfel seiner Macht stehen würde. Sie alle sollen sterben! Dies ist die geheime Änderung an PERSEUS. Das klassische Muster: Sobald der neue Herrscher an den Hebeln der Macht sitzt, beseitigt er die alten Verbündeten. Niemand soll seine Macht gefährden, niemand soll seinen Anteil fordern. Rätselhafte Autounfälle. Tückische Krankheiten. Ein rätselhafter Selbstmord … Dies alles ist Teil des manipulierten Codes, Sie können ihn nicht mehr ändern!«
    Sie warf den Kopf zurück, ihre Haare hingen wild ins Gesicht.
    »Lösen Sie PERSEUS aus! Lassen Sie zu, dass Dimítros Doukákis es auslöst! Keiner von Ihnen wird die nächsten sechs Wochen überleben!«
    Sie sank erschöpft auf einen Stuhl.
    Sie hob den Kopf, riskierte einen Blick durch ihre Haare. Wen hatte sie überzeugt? Hatte sie überhaupt jemanden überzeugt? Sie sah Fingerspitzen, die auf die Tischplatte schlugen. Das Öffnen eines Kragenknopfes. Sie hörte ein leises, gepresstes Lachen; es kam von Doukákis.
    »Bringen Sie sie zu den Sanitätern«, wies er den Steward an. Er zwang seine Stimme zu einem heiteren Klang. »Die Frau braucht eine starke Spritze.«
    Panourgiás machte eine leichte Handbewegung, kaum sichtbar. Der Steward blieb stehen.
    »Diese Geschichte ist infam«, sagte jemand.
    »Ich weigere mich, das zu glauben«, sagte jemand anderes.
    »Es wäre aber doch gut zu wissen …«, meldete sich eine Stimme.
    »Stimmt es, Sie haben mit China telefoniert?«, fragte die Sepia-Frau.
    »Eine Verrückte!« rief Doukákis.
    »Aber Sie haben mit China telefoniert?«
    »Woher hatte die Deutsche das Material?«, wollte der Rotwangige wissen.
    »Mit wem haben Sie telefoniert, Doukákis?«
    »Stimmt es, Sie –«
    Sie hörten das Tackern eines Maschinengewehres. Sie hörten Schreie, eine Sirene. Eine Explosion erschütterte den Raum. Die Lampen flackerten. Sekunden später stand ein blassblonder Soldat im Raum, eine Maschinenpistole in der Hand.
    Er redete nicht, er drohte nicht.
    Er blinzelte, als er Maria sah.
    Er schoss.

45
    Maria stand an der Reling. Kein Wind bewegte den Nebel.

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