Das Pest-Gewölbe
nickte zweimal. »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund. Ich glaube, daß mein Tip doch nicht so schlecht gewesen ist.« Er schaute uns an, als wartete er darauf, Zustimmung zu bekommen.
Zumindest ich sprach nicht dagegen, und Suko schien ebenfalls der Meinung zu sein.
»Die Frage stellt sich natürlich, wie es weitergeht«, sagte der Reporter.
»Schließt man den Stand? Packt man zusammen? Taucht Greysons Gattin noch einmal auf? Fragen über Fragen, und ich bin sicher, daß ich am Stand des Verlags zahlreiche Reporter finde, denn diese Tat hat sich rasch herumgesprochen.«
Ich war in den letzten Sekunden ziemlich ruhig geworden. Wenn ich an Nostradamus dachte, war der Sprung zur Magie nicht sehr weit. Er war in seiner Zeit ein bedeutender Mann gewesen. Für mich gehörte er zu den Genies, denn er hatte auch gewußt, daß es Dinge gab, die jenseits des normalen Sichtbereichs lagen. Noch immer stellte sich die Frage, woher er seine Informationen für seine Voraussagen hatte? Nur aus dem Verlauf der Gestirne? Hatte er auch Wahrträume gehabt? War es ihm ergangen wie den alten Propheten in der Bibel?
»Bist du schon auf dem Trip?« fragte mich Suko.
»Auf welchem?«
»Du siehst aus, als würdest du nachdenken.«
»Ja, über Nostradamus.«
»Und die Kosmetik, wie?«
»Auch.« Ich erhob mich. »Sollen wir los?«
Keiner hatte etwas dagegen, bis auf die Bedienung, die sicherlich noch gern etwas verkauft hätte.
Wir brauchten nicht sehr weit zu laufen und auch nicht mit der Rolltreppe bis auf das obere Deck zu fahren, denn dort hatten sich die Agenten ausgebreitet. Die Verlage hatten auf dem unteren Deck ausgestellt. An den Seiten gab es genügend Ruhezonen, wo man auch etwas für das leibliche Wohl bekam. Wir aber dachten mehr an ein bestimmtes Buch…
***
»Mann, das ist ja wie bei uns in Frankfurt«, sagte Monika Lüttgen, die aus Offenbach stammte, in der Nähe der Metropole am Main.
»Nur kleiner«, meinte Uli Wolters, der neben ihr herging, die Hände in die Hosentaschen gesteckt hatte und durch seine Brille blinzelte.
»Aber nicht schlechter«, meinte Janina.
»Und nicht so voll«, fügte Wilma Oehler hinzu.
»Was sich bestimmt noch ändern wird. Denkt daran, daß es ziemlich früh ist.« Stefan Krüger war da anderer Meinung. Überhaupt sonderte er sich etwas von der Gruppe ab, als zukünftiger Autor blieb er vor jedem Stand stehen, denn für ihn gab es unheimlich viel zu schauen. In seinen Träumen sah er sich schon als Bestseller-Schreiber auf der Messe im Blitzlichtgewitter der Fotografen.
Janina Leschborn stieß ihn mehrmals an und holte ihn immer wieder von den Ständen weg. »Wir haben uns versprochen, daß wir zusammenbleiben wollen.«
»Aber ich muß doch sehen, was läuft.«
»Kannst du später. Wir halten uns an den Plan. Zuerst ein Rundgang mit dem allgemeinen Überblick, dann gehen wir noch einmal und suchen uns die speziellen Stände aus. So war es in Frankfurt auch. Warum sollte es hier anders sein?«
Stefan verdrehte zwar die Augen, gab Janina aber recht und blieb fortan bei den Freunden.
In den schmalen Gängen drängten sich die Besucher. Die Fachleute hockten mit den Verlegern und Lektoren zusammen, um über bestimmte Geschäfte zu reden. Es waren auch Buchhändler dabei, die Neuerscheinungen bestellten, aber die meisten Besucher gehörten nicht zu den Fachleuten, sie wollten sich nur informieren.
Wichtig waren für die Gruppe auch die Verlage, die Comics herausbrachten. Dort bekamen sie glänzende Augen, denn von einer derartig breiten Angebotspalette konnten sie in Deutschland nur träumen. Besonders die drei männlichen Mitglieder der Gruppe waren wie aus dem Häuschen. Ihnen hatten es besonders die Grusel- und Horror-Comics angetan.
»Eine irre Fundgrube.« Stefan Krüger war wieder vornean. Er konnte sich kaum halten, und seine Augen bekamen den Glanz eines großen Fans. Er wollte auch Gruselromane schreiben, einer war von einem Verlag bereits angenommen worden, allerdings war es mehr eine Geschichte für Frauen, nicht so schaurig. Stefan stand da, blätterte die Comics durch, und auch die anderen jungen Männer waren beschäftigt.
Die Frauen weniger.
Ein kurzer Blick hatte ihnen gereicht. Sie standen abseits des Standes zusammen und unterhielten sich. Janina und Wilma wollten nicht den ganzen Tag über auf der Messe bleiben, sondern auch von London etwas sehen. Vor allen Dingen von Soho.
Wilma stieß Monika an. »He, du sagst gar nichts? Bist du heute abend
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