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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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und in den Regen starren.«
    Sie deutete hinter sich.
    »Es sind wunderbare Schätze in der Kiste. Du wirst begeistert sein, sogar kleine vergoldete Bilderrahmen sind darunter.«
    Anna Margarethe bemühte sich seit der verhängnisvollen Nacht sehr um Marianne, die diese Freundlichkeit allerdings nicht einschätzen konnte. Immer noch sah sie die überheblich wirkende Frau mit dem kühlen Blick vor sich, die über sie gelacht hatte. Auch Milli mochte die Frau des Generals nicht. Aber die Marketenderin hielt grundsätzlich nichts von den feinen Damen, die in edlen Kutschen fuhren, von goldenen Tellern speisten und in Zelten lebten, in denen Bilder an den Wänden hingen und abends Musik zum Tanz einlud. Marianne konnte Milli gut verstehen. Die Verschwendungssucht und Gier von Anna Wrangel war unübersehbar. Sie raffte, genau wie ihr Gatte, alles zusammen, was sie kriegen konnte, und brachte Stunden damit zu, die verschiedenen Stücke zu sichten, sich neue Kleider schneidern zu lassen oder für den Maler Merian zu posieren, der extra zum Porträtieren der Generäle, Offiziere, Marschälle und ihrer Familien anwesend war.
    Marianne versuchte, interessiert zu wirken, und musterte die polierten Gläser mit Goldrändern, Zinnteller, Spitzendeckchen, Stoffbahnen, Porzellanfiguren und Perlenketten, die aufgereiht neben der Truhe auf einem Tisch lagen.
    Anna Wrangel wühlte währenddessen in der Kiste und zog triumphierend einen der Bilderrahmen heraus.
    Mariannes Blick veränderte sich. Der Rahmen sah genauso aus wie die winzigen Kunstwerke, die in dem Kaminzimmer in Mühldorf auf dem Sims gestanden hatten. Fasziniert griff sie danach und drehte ihn hin und her. Er war aus Holz gefertigt und nur mit goldener Farbe bestrichen, aber für sie war er vollkommen.
    Anna Margarethe beobachtete Marianne von der Seite. Sie hatte es tatsächlich geschafft, dem Mädchen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Seit Tagen hatte sie versucht, ihre zukünftige Schwägerin aufzuheitern, doch nichts hatte Marianne aus ihrer Trübsal gerissen. Was das bayerische Mädchen anging, hatte sie sich geirrt, das wusste sie jetzt. Hinter der einfachen und schüchternen Fassade, die hübsch anzusehen war, verbarg sich eine starke junge Frau, die es verdient hatte, ein besseres Leben an der Seite ihres Schwagers zu führen. Albert hatte eine gute Wahl getroffen. Sie musste schmunzeln. In diesem einen Punkt waren sich die beiden Brüder, die so wenig gemeinsam hatten, doch ähnlich. Wenn es um die Liebe ging, setzten sie ihren Kopf durch, koste es, was es wolle.
    Marianne legte den Bilderrahmen zurück in die Kiste.
    »Er ist zauberhaft. Gewiss wird ein Gemälde von Carl Philipp hübsch darin aussehen.«
    Anna Margarethe schüttelte den Kopf und gab ihn Marianne zurück.
    »Ich schenke ihn dir.«
    Marianne sah sie verwundert an.
    Anna griff nach ihrer Hand.
    »Du hast mein Leben und das meines Sohnes gerettet. Ohne dich wäre ich in jener Nacht im Wald gewiss gestorben. Dafür kann es nie genug Geschenke geben. Ich stehe auf ewig in deiner Schuld. Was du dir auch immer wünschst – wenn es in meiner Macht steht, diesen Wunsch zu erfüllen, dann werde ich es tun.«
    »Jeder andere hätte dasselbe getan«, erwiderte Marianne gerührt.
    »Gnädige Frau?« Eine Dienerin unterbrach die beiden.
    »Der Künstler Merian ist eingetroffen. Ihr wolltet doch ein Gemälde von Euch und dem kleinen Carl Philipp anfertigen lassen.«
    Anna Margarethe drehte sich erfreut um. Matthäus Merian, der als Maler und Kupferstecher einen äußerst guten Ruf besaß und in die Fußstapfen seines Vaters getreten war, führte in Frankfurt gemeinsam mit seinem Bruder ein Verlagshaus. Carl Wrangel bezahlte den Mann fürstlich dafür, dass er Porträts, Zeichnungen und Kupferstiche für ihn anfertigte. Sogar ein richtiges Buch war inzwischen in Planung, das die ruhmreichen Schlachten der Schweden darstellen sollte.
    Marianne hatte den Maler mit dem leicht welligen blonden Haar schon öfter gesehen. Er hatte keinen sonderlich herzlichen Eindruck auf sie gemacht, und auch heute war seine Miene eher säuerlich, als er den Kopf zur Begrüßung senkte.
    »Euer Gnaden«, sagte er und versuchte zu lächeln. »Es wird mir eine Freude sein, Euch zu porträtieren.« Anna Wrangel nickte und deutete dann auf Marianne.
    »Gewiss findet Ihr danach noch die Zeit, ein weiteres Bild anzufertigen. Diese hübsche junge Frau wird, wie Euch sicher bereits zu Ohren gekommen ist, bald meine Schwägerin.«
    Der

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