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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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Ihre Stimme wurde laut.
    Anderl verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Nein, ich werde gehen. Und ich bin nicht dumm. Theo sagt …«
    »Was dein Theo sagt, ist mir vollkommen egal«, fuhr ihm Hedwig über den Mund. »Du bist mein Sohn, und auch wenn ich dich nie gewollt habe, gehörst du hierher, und du machst, was ich sage, verstanden!«
    Anderl wollte etwas erwidern, doch genau in dem Moment traf ihn ein harter Schlag auf den Hinterkopf, und alles wurde schwarz um ihn herum.
    *
    Lautes Klopfen an der Tür riss Marianne aus dem Schlaf. Es war stockdunkel im Raum. Verwirrt blickte sie sich um. Erneut klopfte es an die Tür.
    »Marianne, komm schnell! Marianne, bist du wach?«
    Die Tür wurde geöffnet. Im Licht einer Kerze erkannte Marianne Pater Johannes.
    »Du musst schnell kommen, Anderl ist da. Hedwig ist tot!«
    Sofort war Marianne hellwach, und die Worte des Büttels und des blonden Mannes schossen ihr durch den Kopf. Eilig sprang sie aus dem Bett und folgte dem Mönch in den Flur.
     
    Anderl saß wie ein Häufchen Elend vor Pater Franz’ Schreibtisch. Er hielt sich ein Tuch an den Kopf, Blut klebte an seiner Stirn und an seinem Hemd. Jetzt sah er nicht mehr wie ein heranwachsender junger Mann aus, sondern wirkte wie der kleine Junge, den Marianne so oft beschützt hatte.
    Sie lief sofort zu ihm und nahm ihn in den Arm.
    »Es ist ja gut. Ich bin jetzt da. Beruhige dich. Du bist nicht mehr allein. Ich bin wieder bei dir.«
    Er zitterte am ganzen Körper und begann stotternd zu sprechen.
    »Sie lag da auf dem Hof.«
    Beruhigend strich Marianne ihm über den Kopf.
    »Es ist vorbei. Du bist in Sicherheit, alles ist gut.«
    »Gar nichts ist gut!«, schrie er plötzlich und sprang auf.
    Marianne wich zurück. Pater Franz und auch Johannes sahen Anderl verwundert an.
    »Sie liegt dort. Blut, es war überall Blut!« Er griff sich an die Stirn, sank zurück auf den Stuhl, schlug die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen.
    Pater Franz trat seufzend neben ihn.
    »Es ist spät. Ich habe bereits einige Mönche in die Stadt geschickt. Sie sollen sich auf dem Hof umsehen und den Büttel informieren. Um die Tote muss sich jemand kümmern, sie kann ja nicht dort liegen bleiben.«
    Er nickte Pater Johannes zu.
    »Johannes wird Anderl mitnehmen. Wir können morgen weiterreden, der arme Junge muss sich erst einmal beruhigen.« Marianne sah Johannes dabei zu, wie er Anderl aus dem Zimmer führte, blieb aber stehen. Verwundert schaute Pater Franz sie an.
    »Willst du die beiden nicht begleiten?«
    Marianne schüttelte den Kopf.
    »Ich muss Euch noch etwas Wichtiges erzählen.« Pater Franz fiel erst jetzt auf, wie sehr Marianne zitterte. Fürsorglich legte er den Arm um sie.
    »Du bist ja ganz blass, mein Kind.«
    »Ich glaube, ich weiß, wer hinter dem Überfall auf die beiden steckt.«
    Pater Franz sah sie erstaunt an.
    Marianne erzählte ihm von dem Gespräch, das sie damals im Hof belauscht hatte.
    »Ich wollte es Euch eigentlich schon viel früher sagen. Aber Ihr hattet so viel zu tun«, schloss sie ihren Bericht.
    Pater Franz atmete tief durch. Diese Neuigkeiten musste er erst einmal verdauen. Er war davon ausgegangen, Hedwig und Anderl wären von gewöhnlichen Dieben überfallen worden, aber jetzt standen die Dinge ganz anders.
    Stumm blickte er zum Fenster hinaus. Das Dunkel der Nacht verwandelte sich über den Feldern in das sanfte Grau des herannahenden Sommermorgens, und nicht eine Wolke verdeckte die Sterne, die langsam verblassten. Marianne folgte schweigend seinem Blick und genoss für einen Moment die Ruhe.
    »Wir werden nichts tun können«, sagte er.
    Marianne nickte.
    »Ich weiß, niemand wird mir glauben.«
    Ihr Mentor griff sich an die Stirn. Sie hatten nichts in der Hand. Nur eine Vermutung, ein belauschtes Gespräch, damit würden sie nicht weit kommen. Und die Tatsache, dass der Büttel selbst der Übeltäter sein sollte, machte es nicht leichter.
    »Aber vielleicht hat jemand etwas gesehen. War die Gaststätte gut gefüllt gestern Abend?«
    Marianne zuckte mit den Schultern.
    »Ich nehme es an, aber bezeugen kann ich es nicht, denn als ich gegangen bin, war es noch zu früh.«
    Der Mönch seufzte.
    »Ich werde mich mal umhören. Vielleicht hat jemand etwas bemerkt, und Anderl müssen wir auch noch genauer befragen. Er ist der wichtigste Zeuge.«
    Marianne sah den Mönch skeptisch an.
    »Ich weiß, ich weiß«, lenkte er ein. »Ihm werden die Leute genauso wenig glauben wie dir, aber besser als

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