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Das Pestkind: Roman (German Edition)

Das Pestkind: Roman (German Edition)

Titel: Das Pestkind: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Steyer
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Holzstämmen und einem stabilen Brett bestand. Irgendwann blieb sie, nach Luft ringend, vor Marianne stehen und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
    »Sitzt auch nur dumm herum, Mädchen. Eigentlich kannst du mir ein wenig zur Hand gehen. Ich brauche noch Reisig fürs Feuer. Willst du nicht schnell welches sammeln?«
    Marianne erhob sich sofort. Sie hasste es sowieso, unnütz herumzusitzen, was einer der Gründe dafür war, dass sie immer wieder aus dem Feldherrenhof davonlief, um bei den einfachen Leuten, die stets etwas zu tun hatten, Zuflucht zu suchen. Die Frauen flickten ihre Kleider, wuschen die Wäsche und kümmerten sich um die Kinder, während die Männer die Waffen polierten, die Pferde versorgten oder Karten spielten. Milli und die anderen Marketender verkauften ihre Waren, und so mancher Handwerker streifte umher und bot seine Dienste an. Es gab keine dicken Sitzpolster und Teppiche, keine Gemälde an Zeltwänden und keine einheitlich gekleideten Mägde, die wie Schatten umherhuschten. Es gab das Leben, das Marianne kannte und das ihr vertraut war.
    Summend machte sie sich auf die Suche nach Reisig, was durchaus keine einfache Aufgabe war, denn sie war nicht die Einzige, die danach Ausschau hielt. Sie streunte, die Augen auf den Boden gerichtet, durch das Lager und hob mal hier, mal dort einen Zweig auf.
    »Was suchst du denn hier?« Marianne schaute hoch.
    Eine Frau mittleren Alters stand vor ihr und funkelte sie wütend an.
    »Reisig«, antwortete Marianne und trat einen Schritt zurück. Die Frau trug ein weit ausgeschnittenes blaues Leinenkleid, und ein Tuch hielt ihr langes dunkelbraunes Haar aus dem Gesicht.
    »Bist du nicht die Kleine, die unserem Albert den Kopf verdreht hat?«
    Eine weitere Frau trat neugierig näher. Sie war bedeutend jünger als die andere. Ihre Taille war schmal, ihre blasse Haut ebenmäßig, und ihr Haar zierte ein schmaler Reif, der aus bunten Bändern geflochten war.
    »Ja, das ist sie. Würde ich überall wiedererkennen. Und sieh dir nur das Kleid an.« Sie deutete auf Mariannes grünen Rock, der im Sonnenlicht leicht schimmerte. »Hübsch zurechtgemacht wurde sie. Angekleidet, wahrscheinlich von einer Magd, derweil ist sie gewiss selbst nichts Besseres.«
    Eine weitere Frau mischte sich in das Gespräch ein.
    »Oder eine Hure wie wir.« Sie musterte Marianne. »Sie denkt, sie kommt groß raus.«
    Die Frau trat näher. Sie roch nach Schweiß, und unter ihren Achseln zeichneten sich große dunkle Flecken ab. Marianne wandte angewidert den Kopf ab.
    »Nicht wahr, mein Kind. Unserem Albert die Unschuldige vorspielen, und am Ende bist du nur eine gewöhnliche Dirne.«
    Marianne wich noch ein Stück zurück und stolperte über ein halb aufgebautes Zelt. Ihr Reisigbündel fiel zu Boden.
    Die Frauen lachten sie aus.
    »Seht sie euch an«, rief die Frau, die als letzte gekommen war. »Sogar zum Reisigsammeln ist sie zu dumm. Albert wird seine liebe Not mit ihr haben.«
    »Was ist hier los?«
    Eine schneidend scharfe Stimme beendete das Gelächter der Frauen. Der Trosswaibl trat gemeinsam mit dem Hurenwaibl hinter einer Reihe von Büschen hervor und blickte von Marianne, die sich gerade wieder aufgerappelt hatte, zu den Frauen.
    Marianne starrte zu Boden.
    »Ist das nicht das Mädchen, das Albert heiraten möchte?«, fragte der Hurenwaibl und deutete auf sie. Der Trosswaibl ging auf Marianne zu und musterte sie genauer.
    »Was tut Ihr hier, mein Kind?«
    »Ich wollte nur etwas Reisig sammeln«, antwortete Marianne.
    Der Trosswaibl blickte auf den Boden.
    »Aber das tun doch die Dienstmägde für Euch.«
    Marianne errötete. Sie fühlte sich ertappt.
    »Ich bin nur …«
    Eine der Huren unterbrach sie.
    »Genau, was will sie überhaupt hier. Soll doch zu ihresgleichen gehen. Wir gehen ja auch nicht zu den feinen Damen.«
    Sie hob ihre Hand und bemühte sich um einen überheblichen Gesichtsausdruck.
    Die anderen Frauen begannen zu kichern.
    »Macht, dass ihr wegkommt«, schimpfte der Hurenwaibl und wedelte mit den Armen. »Elendes Weibsvolk, wenn ihr euch nicht sofort fortmacht, dann wird die Sache ein böses Nachspiel haben.«
    Die Frauen gehorchten und zogen sich zurück, denn mit dem Waibl wollte sich keine von ihnen anlegen.
    »Soll ich Euch zum Feldherrenhof bringen?«, fragte der Trosswaibl Marianne. Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein. Ich komme schon allein zurecht. Habt Dank für Eure Hilfe.«
    Der Hurenwaibl trat näher.
    »Haltet Euch lieber fern vom

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