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Das Pesttuch

Das Pesttuch

Titel: Das Pesttuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brooks
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Gemeinsam wälzten Elinor und Merry das G e stein Platte um Platte von mir, bis ich schließlich mit ihrer Hilfe unter Schmerzen zum Schacht kroch und mich langsam an die Oberfläche arbeitete.
    Keine Ahnung, wie ich wieder zurück ins Dorf g e taumelt bin. Mir tat alles weh. Es war ein Wettrennen gegen das schwindende Tageslicht. Mit dem einen Arm stützte Elinor mich, mit dem anderen hielt sie einen Zipfel des Sackleinens, in dem sie gemeinsam mit Merry das Blei schleppte. An der Wickfordschen Hütte gab es keine Pause zum Umziehen. Stattdessen begaben wir uns schnurstracks in die Kate des Ber g meisters Alun Houghton. Unter anderen Umständen hätte ich Elinor angefleht, sie möge sich die Demüt i gung ersparen, in einem solchen Aufzug angestarrt zu werden, aber als ich etwas in dieser Hinsicht murmelte, hieß sie mich schweigen. »Anna, nach a l lem, was wir durchgemacht haben, damit di e sem Kind Gerechtigkeit widerfährt, möchte ich den Vol l zug dieser Gerechtigkeit mit eigenen Augen erl e ben.«
    Schon möglich, dass der alte Alun über unseren Anblick – schlammverschmiert, zerschrammt und rußgeschwärzt – schockiert gewesen war. Doch er erholte sich rasch und waltete seines Amtes, indem er David Burton und möglichst viele Männer des Bergrats als Augenzeugen in die Hauertaverne holen ließ. Während sich die Knappen versammelten, ließ Elinor das Pfarrhaus benachrichtigen.
    Schon kurze Zeit später hörte ich das helle G e klapper von Anteros’ Hufen. Am liebsten hätte ich mich verdrückt, anstatt mich dem Herrn Pfarrer zu stellen. Aber Elinor hatte mich bei Alun Houghton vor den Herd gesetzt und wusch meine aufgeschürfte Haut mit angewärmtem Wasser. Um ihre eigene To i lette hatte sie sich nicht gekümmert. Als nun der Herr Pfarrer die Kate betrat, erhob sie sich zu seiner B e grüßung so, wie sie eben war. Vermutlich hat er sie einen winzigen Augenblick nicht wiedererkannt. I h ren Hut hatte sie irgendwann während meiner Re t tung verloren und stand nun barhäuptig da. Ihre fe i nen Haare waren schlammverkrustet und fielen ihr in harten braunen Strähnen ins Gesicht. Auch die L e derkleidung war voll Ruß und Dreck. Um ihren ve r letzten Daumen hatte sie einen blutgetränkten Fetzen gewickelt.
    Der Herr Pfarrer blieb gleich hinter dem Eingang wie angewurzelt stehen. Einen langen Augenblick schwieg er. Ich fürchtete schon, er ringe mühsam um Beherrschung. Stattdessen lachte er laut auf und bre i tete seine Arme für Elinor aus. Ich dachte, er würde sie umarmen, aber dann fiel ihm vielleicht das Kind ein oder nur sein schönes weißes Jabot. Jedenfalls trat er einen Schritt zurück und klatschte lediglich in die Hände. Dann erkundigte er sich ausführlichst nach unserem Tagewerk.
    Zu meiner Erleichterung begleitete uns der Herr Pfarrer zur Hauertaverne. Auch wenn wir in selts a men Zeiten lebten wusste ich nicht so recht, wie El i nors guter Ruf die heutigen Vorfälle überstehen wü r de. Immerhin hatte sie alles weit hinter sich gelassen, was sich nach allgemeiner Auffassung für eine Frau schickte, insbesondere für eine vornehme Dame. Aber bei unserem Anblick erhoben sich die Männer, die in Grüppchen im Gerichtssaal waren, anstatt sich wie früher im Schankraum zu drängen, von ihren Bänken. »Ein Hoch auf die neuen Knappen!«, rief eine Stimme aus dem Hintergrund. Fast einstimmig ließ man uns hochleben. Nur David Burton schwieg mit saurer Miene. Der Bergmeister hängte seine gr o ße Waagschale auf – so lang wie das Bein eines gr o ßen Mannes und so breit wie ein muskulöser Obe r schenkel. Dann trat Merry vor. Nur mit Mühe konnte sie den Sack voll Blei schleppen. Der Bergmeister half ihr auf den Tavernentisch, damit sie die Waa g schale erreichen konnte. Sorgfältig schichtete sie mit ernster Miene das Blei hinein, bis die Schale voll war. Daraufhin brach die Versammlung erneut in J u bel aus.
    »Freunde«, sagte Alun Houghton, »die junge Me r ry Wickford behält weiterhin die Schürfrechte an der Grube zum »Brennenden Drachen«. So bleibt es, bis irgendwann einmal drei Kerben in ihrem Göpel sind.« Jetzt wanderte sein Blick unter den eindruck s vollen buschigen Augenbrauen durch den ganzen Raum. »Und obgleich ich kein Wort über das Recht dazu verlieren werde, würde ich doch jedem Mann raten, lang und fest nachzudenken, ehe er in der nächsten Zukunft irgendwelche Kerben in den Göpel dieses Kindes haut. So sei’s denn gemäß unserer Bergordnung.«
    In jener Nacht

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