Das Pete Buch 06 - Blitz und Donner solche Luemmel
auf die Schultern, tanzten wie verrückt im Kreise und prusteten immer wieder los.
„Ruhe!" brüllte Pete endlich und nickte vergnügt. „Da seid ihr platt, was? — Tja, Freunde, John Watson will Bürgermeister werden! Deswegen also ist er so scharf darauf, dem Stadtsäckel etwas nachzuhelfen. Deswegen ist er auch so wild darauf, die einflußreichen Geschäftsleute doppelt verdienen zu lassen. Sein Ehrgeiz hat ihn plötzlich ganz verrückt gemacht. John Watson als Town Mayor! Menschenskinder ... ich lach' mich kaputt!"
„Laß man, Pete, er wird sich schon noch blamieren, so gut er's kann. Und am ,Können' hapert's ja bei ihm in der Beziehung nicht!" meinte Dorothy. „Ich glaube nicht, daß sein Plan überhaupt gelingt. Es wird kein Fremder kommen! Und in vierzehn Tagen wird der ganze Distrikt wieder mal etwas zum Lachen haben!"
„Ich fürchte, du irrst!" brummte Pete. „Dieser komische Professor ist nämlich kein Dummkopf. Der kommt mir beinahe ein bißchen unheimlich vor. Nö, Dory, doof ist der nicht! Der wird auch Mittel und Wege finden, Fremde anzulocken. Ganz bestimmt!"
„Und was sollen wir nun tun?" wollte Sam wissen.
Pete massierte sein Kinn.
„Deshalb habe ich euch ja gerufen! Vorläufig warten wir mal in aller Ruhe ab. Die Sache mit den Plakaten am Drugstore, an der Leichenhalle und anderen Stellen hat schon gewirkt. Die Leute lachen bereits. Da aber Jimmy und seine Spießgesellen die Schilder inzwischen abgerissen haben, wäre es zwecklos, neue zu malen. Warten wir also ab. In drei Tagen, hat Watson behauptet, werden die ersten Fremden eintreffen. Dann wird es für uns eine Menge zu tun geben. Wir werden ihnen den Aufenthalt in Somerset vergraulen müssen. — Aber nur, wenn es wirklich notwendig wird, Jungens! Wenn sie anmaßend sind und sich nicht einfügen! Auch dann, wenn sie die Arbeit unserer Puncher oder die Herden stören. Ich habe gesprochen!"
Zuerst sollte Watson wirklich recht behalten und Dorothy sich geirrt haben.
Drei Tage später brachte die Morgenkutsche tatsächlich die ersten Gäste nach Somerset. Pete, Conny und Billy, die gerade in der Nähe des Postoffice herumstrolchten, bekamen runde Augen, als das altertümliche Gefährt vor den „Zornigen Bullen" rumpelte und knarrend anhielt. Für gewöhnlich hielt die Kutsche vor dem Postamt!
Die Jungen konnten nicht wissen, daß Jim Cocktail gestern einige interessante Briefe erhalten hatte, worauf er sofort die vier Fremdenzimmer in Ordnung brachte. Sie konnten auch nicht wissen, daß John Watson zu dieser Stunde bereits im Gastzimmer des „Zornigen Bullen" wartete — mit bangem Herzen, zitternden Händen und einem ziemlich roten Kopf, der vor dem Platzen war; denn er fürchtete sich vor der Begrüßungsansprache. Die Jungen wußten nur, daß gestern eine Versammlung der Ranger und Herdenbesitzer stattgefunden hatte, auf der die Anwesenden sich eindeutig gegen die Pläne des sogenannten Komitees aussprachen. Sie hatten dafür übrigens fast die gleichen Argumente wie der Bund der Gerechten. Auch sie fürchteten, daß es im Bezirk so kommen könnte, wie einst in Clondyke. Sie fürchteten für die Sicherheit ihrer Herden und Weiden, für die Wahrung des Natur-Schutzgesetzes und für die hier im Distrikt schon selten gewordenen Waschbären. Sie, die Farmer, liebten ihr Land und nahmen die Bedrohung ernster als Watson und seine Anhänger erwartet hatten. Nicht, daß sie den Fremden die Landluft mißgönnten! Oh, nein — nur sollten die Fremden gefälligst s i e in Ruhe lassen!
Pete und seine beiden Mitverschworenen schlenderten näher und betrachteten neugierig das Gefährt, auf dessen Verdeck eine Unmenge gewaltiger Koffer und Schachteln geschnallt waren. Die Fahrgäste mußten demnach von weither gekommen sein.
Jetzt kletterte der alte Stanley vom Bock, rannte keuchend auf die eine Seite des Gefährtes und öffnete mit einer tiefen Verbeugung den Verschlag. — Nach diesem Diener zu schließen, mußte es sich wirklich um Millionäre handeln!
Ein unförmiger Koloß, ein Globus in Menschengestalt, kam ächzend aus dem Inneren des Fahrzeuges zum Vorschein. Er war ganz nach Art mittelamerikanischer Puncher gekleidet. Aber man sah gleich, daß der Gent vorher nie im „Wilden Westen" gewesen war. Wahrscheinlich hatte er die abenteuerliche Bekleidung in einem Kostümgeschäft erstanden, vielleicht auch von einem Maskenverleiher nur ausgeborgt. Seine hubbardbesetzten Hosen waren ihm viel zu eng. Auch das karierte Hemd platzte
Weitere Kostenlose Bücher