Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
Untier denn eigentlich?" erkundigte sich Ernest verblüfft.
„Wenn ich es erklären darf?" fragte Pete höflich. „Wir hatten ihn auf die Spur des grauen Reiters gesetzt, und anscheinend ist das, was Sie da fanden, das Reitertuch dieses nachgemachten Gespenstes."
„Prima Hund!" lobte der Oberst. „Komm her, alter Schwede!" Worauf Halbohr sich erhob, zu ihm hintrottete und ihm den Kopf aufs Knie legte. Der Knurrhahn tätschelte ihn ein wenig hinter den Ohren, gab ihm einen Nasenstüber und schickte ihn wieder weg. „Mit Geld nicht zu bezahlen!" meinte er anerkennend.
„Gestatten Sie, daß wir uns nun empfehlen?" mischte sich Dudley zaghaft ein. „Wir schneiten Ihnen zu ganz
unpassender Zeit ins Haus und —"
„Unsinn!" unterbrach ihn der Oberst. „Hab' mich gefreut! Sind wenigstens noch Jungen! Bis auf den einen da, natürlich! Können jederzeit wiederkommen, wenn sie Lust haben!"
„Wird uns eine Freude sein!" krähte die Sommersprosse vorlaut.
„Aber jetzt — wir hatten eigentlich vor, heute früh nach dem Old Faithful Geiser zu reiten", sagte Dudley bescheiden. „Nachdem wir uns nun jedoch die Nacht um die Ohren geschlagen haben, wird's wohl erst morgen werden —"
„Warum?" fragte der Oberst erstaunt.
„Die Boys sind nun natürlich nicht ausgeschlafen und müssen ins Bett."
„Quatsch! Richtige Kerle kommen auch mal 'ne Nacht ohne Schlaf aus! Sehen nicht nach Schlappschwänzen aus, die da! Bis auf den einen, natürlich!" Es stand außer Zweifel: Jimmy hatte es vollkommen mit ihm verdorben.
Eine gute Stunde später langten sie wieder bei „Dudleys Peace" an. Das ganze Haus war schon in heller Aufregung. Mrs. Dudley sauste von einem der Gästehäuschen zum anderen und würde längst in Ohnmacht gefallen sein, wenn jemand dagewesen wäre, der sich ihrer dann angenommen hätte. Aber es war ja keiner mehr da!
„Sie sind weg!" jammerte sie dauernd. „Alle sind weg! Tittling ist auch weg! Es ist furchtbar! Nicht auszudenken!"
Dorothy versuchte sie zu beruhigen. Sie nahm die Sache nicht so tragisch. Schließlich kannte sie Pete und seine Freunde. Auch Mammy Linda kannte ihre Schar. Sie ging, ohne ein Wort zu verlieren, nach der Küche, machte ein Handtuch naß, drehte es zusammen und bewaffnete sich mit der größten Pfanne, die sie auftreiben konnte. Nun sah sie dem Kommenden mit Gelassenheit entgegen.
Als sie dann schließlich ankamen, die verlorenen Söhne, gestaltete sich alles anders als vorgesehen war. Mrs. Dudley sah ihren Tittling, nahm ihn in ihre starken Arme und küßte ihn, daß ihm Hören und Sehen verging. Da sie nicht mehr einhalten konnte, nachdem sie erst einmal angefangen hatte, küßte sie auch die Jungen der Reihe nach ab. Nun konnte aber Mammy Linda nicht mehr gut prügeln, wenn erst einmal geküßt worden war. Also nahm auch sie einen der Jungen nach dem anderen an ihr Herz und drückte ihnen die Luft ab. Der Konservenkönig bekam sogar die doppelte Portion, weil er auf die Jungen so gut aufgepaßt.
„Das war das Schlimmste von allem", flüsterte die Sommersprosse Pete zu. „Der Himmel bewahre uns in Zukunft vor Mammies heißen Küssen!"
Dann ging langsam die Sonne über Arizona auf. —
Auch in Somerset warf sie in diesem Augenblick ihre ersten Strahlen auf Gerechte und Ungerechte.
John Watson, der Hilfssheriff, rappelte sich gerade aus seinem Bett, machte die üblichen drei Kniebeugen, stieß mit dem Arm gegen die Kante seines wundervollen Mahagonibuffets, schrie auf, sprang zur Seite, warf die gefüllte Schüssel vom Waschtisch, trat mit dem nackten Fuß in die Scherben, vollführte aufgeregt den üblichen Morgentanz rund um den Tisch, bei dem ein Stuhl, eine Vase und leider auch die Kaffeekanne den Weg alles Irdischen gingen, schnitt sich daraufhin beim Rasieren, und als er schließlich das Haus verließ, war er begreiflicherweise nicht in bester Laune. Gewichtig marschierte er auf das Office zu.
Leider hatte er sich verrechnet. Er war der Meinung, Sheriff Tunker sei noch nicht so zeitig aufgestanden, so daß er Gelegenheit haben werde, noch schnell einen Schluck aus dessen Whiskyflasche zu genehmigen. Aber als er eintrat, saß Tunker bereits am Schreibtisch. Mit dem Whisky war es also nichts; das verbesserte keinesfalls Watsons Laune. So knurrte er ein ziemlich unhöfliches „Guten Morgen!" und baute sich vor seinem Herrn und Gebieter auf. „Habe die ganze Nacht nicht geschlafen, Mr. Sheriff!" meldete er ziemlich beleidigt, als ob Tunker dafür etwas
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