Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
verlegen.
„Mund halten, hab' ich gesagt! Was will das junge Volk hier? Keinerlei Benimm! Wäre zu meiner Zeit nicht vorgekommen!"
Er stampfte mit dem Stock auf den Boden. Dann wurde seine Stimme eisern, militärisch . . . wie in alten Zeiten: „Antreten!" kommandierte er. „Wird's bald? In Linie, ihr Holzköpfe! Soll ich euch etwa Beine machen?"
Die Jungen blickten sich ganz verstört an. So etwas hatten sie doch noch nicht erlebt. Schließlich waren aller Augen auf Pete gerichtet. Der nickte lächelnd, und das hieß: „Tun wir ihm halt den Gefallen! Es kostet ja nichts!"
„Antreten!" rief der Oberst zum zweitenmal. Seine Stimme hatte sich inzwischen zur Lautstärke eines kleinen Orkans gesteigert.
Die Jungen flitzten.
„Na also!" knurrte der Oberst. Dann ging es weiter: „Ausrichten! Eine Linie wie 'n geringelter Affenschwanz! Was soll das? Aber das bring' ich euch noch bei! Stillgestanden! Die Augen links! Der Große da — melden!"
Das galt offensichtlich Pete. Also trat er vor, baute sich vor dem bärbeißigen Oberst auf und schmetterte los: „Zwölf Jungen vom Bund der Gerechten aus Somerset zu Besuch bei Mr. Dudley auf .Dudleys Pease'! Im Augenblick hinter dem grauen Reiter her!"
„Hahaha!" lachte der Alte. Es klang, als grolle ein unterirdisches Erdbeben. „Gut, mein Sohn!" Dann wandte er sich an Dudley und tippte ihm mit dem Stock auf die Brust. Das fiel so stark aus, daß der Konservenkönig sich beinahe auf den Allerwertesten setzte. „Haben Sie's gesehen? Hoffentlich wissen Sie jetzt, wie's gemacht wird! Kann diese laschen Manieren nicht leiden." Dann wandte er sich wieder an die Jungen. „Rechts um!" Gleich darauf explodierte er. „Was ist denn das für ein armseliges Würstchen da? Weiß der Kerl doch tatsächlich nicht, wo er den Kopf und wo er den Hintern hat! Dreht sich verkehrt um! Dich hat wohl der liebe Gott erschaffen, als er schlechte Laune hatte?"
Das galt Jimmy. Der Schlaks stand tatsächlich verkehrt herum. Zwar.machte er den Fehler sofort wieder gut, aber er hatte trotzdem verspielt. Der Oberst stampfte wieder mit dem Stock auf den Boden. „Abteilung marsch!" befahl er. „Richtung auf das große Tor!" Dann knurrte er Dudley an. „Setzen Sie sich gefälligst hinten dran, Sie halber Mensch! Aber dalli, mein Lieber! Ich habe nicht viel Zeit!"
Es blieb Dudley nichts anderes übrig, als hinter der Schlange, die auf das Tor zu zog, herzutrotteln. Der Oberst humpelte nebenher, schlug laufend mit dem Stock auf den Boden und kommandierte: „Links, rechts — links, rechts!"
Dann standen sie im Hof von „Three Oaks". „Halt!" rief der Alte, und die Jungen standen. Nur Jimmy hatte nicht achtgegeben; er tat noch einen Schritt mehr und trat Sam auf die Haxen. Der wandte sich empört um, schimpfte „Elendes Stinktier!" und massierte ihm die Schienbeine mit den Stiefelspitzen, worauf Jimmy vollends aus der Reihe hüpfte und einen kleinen Tanz aufführte. Der Oberst sah ein Weilchen interessiert zu; dann schüttelte er den Kopf und meinte resigniert: „Warum der liebe Gott nur zuläßt, daß so etwas überhaupt lebt!" Gleich darauf schrie er den Watsonschlaks an: „Eintreten!" Worauf Jimmy sich eilends zurückzog.
Der Alte peilte nun unter seinen buschigen Augenbrauen das Rothaar an. „Herkommen!" befahl er. Sam flitzte. „Wie heißt du?"
„Sam Dodd! Meine Freunde aber nennen mich Sommersprosse."
„Soll das heißen, daß du mich für deinen Freund hältst?"
„Jawohl, Sir!" brüllte Sam, der froh war, wieder sprechen zu dürfen.
„Du gefällst mir, Sommersprößling", lachte der Oberst. Es klang, als brumme ein Gorilla durch den Urwald.
„Kleine Frage: Was würdest du tun, wenn jetzt plötzlich ein Gegner dort um die Ecke herumkäme, um anzugreifen?"
Sam brauchte nicht zu überlegen. Er antwortete mit seiner Lieblingsredewendung: „Nichts wie hin, einkreisen, umzingeln, angreifen, am Boden zerstören, Sir!"
„Sieh mal an!" nickte der Oberst anerkennend. „Aus dir kann noch mal etwas werden! Doppeltes Frühstück für die Sommersprosse!" Seine Stimme wurde lauter. „Im Gleichschritt, marsch! Richtung Küche!"
Sie wußten zwar nicht, wo sich die Küche von „Three Oaks" befand, aber welcher Junge findet eine Küche nicht, wenn er sie finden will? Auf jeden Fall saßen sie fünf Minuten später auf allen nur erdenklichen Sitzgelegenheiten in einem großen Raum und futterten in sich hinein, was das Zeug hielt. Einige Brote gingen bei der Geschichte schon
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