Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
ausbeißen! schließlich war es ja nicht so viel wert, in den Bund der Gerechten aufgenommen zu werden. Sich dieserhalb in Lebensgefahr zu begeben? — Nein!
Jimmy winkte und winkte. Aber Conny tat, als sähe er es nicht. Verdammter Kerl! Keine Spur von Kameradschaft!
Die Wut über Conny erfüllte Jimmy plötzlich mit unersättlichem Heldenmut. Er würde es denen schon zeigen! Er wollte sie dazu bringen, Pete abzusetzen und ihn zu ihrem Häuptling zu machen! Hinter seinen Rippen klopfte kein Menschenherz mehr! Es war das Herz eines Löwen, der sich vor nichts fürchtete!
Rasch kehrte er zu seinem Pferd zurück. Conny hatte sich inzwischen aus dem Sattel geschwungen, war zur Straße hinübergekrochen und hatte hinter einem Busch Deckung bezogen. Dieser Feigling wollte tatsächlich nur beobachten! Auch wenn der tapfere Jimmy von diesem Gespenst in Atome zerpflückt wurde, würde der schäbige Schuft bestimmt nicht einmal den kleinen Finger rühren! Jimmy nahm den Lasso vom Sattelknopf und kehrte zur Straße zurück. Das Gespenst aber nahm keine Notiz von ihm. Wahrscheinlich sah es ihn gar nicht. — Vielleicht waren Geister bei Tage sogar blind? Jimmy wußte von den Lebensgewohnheiten der Gespenster leider nur sehr wenig.
Mürrisch und verdrossen trottete das Wesen mit dem langen Umhang, dem langen Stock und dem komischen Hut die Straße zum Yellowstone-See dahin. Aber das Schicksal schien es gut mit Jimmy zu meinen. Das Tier, auf dem das „Gespenst" ritt, hatte auf einmal keine Lust mehr weiterzugehen, blieb mitten auf der Straße stehen und lehnte es ab, sich überhaupt noch zu rühren. Das „Gespenst" redete ihm gut zu, wurde dann ungeduldig und bearbeitete den Störrischen wütend mit dem langen Stock. Aber je böser der Geist wurde, desto ablehnender verhielt sich sein Reittier.
Auf diese Weise kam Jimmy ohne große Mühe näher heran. Jetzt lag er im Straßengraben, keine zehn Schritt von dem todtraurigen grauen Reiter entfernt. Dann hockte er beobachtend neben Conny, der keine Notiz von ihm nahm. Noch einmal wollte ihn der Mut verlassen; er sagte sich jedoch, daß die Chance gar zu günstig sei. Das „Gespenst" merkte nichts, und wenn er nur ein ganz klein wenig Glück hatte, konnte er es fangen. Es kam nur darauf an, so viel Energie aufzubringen, wie das Vorspringen erforderte ...
Nun schien der Geist genug von seinem bockenden Reittier zu haben. Das „Gespenst" fluchte auf einmal sehr menschlich; dann schlug es wieder auf seinen störrischen Gefährten ein. Das gefiel diesem aber nicht. So eigensinnig er vorher gebockt hatte, jetzt sprang er mit plötzlichem Ruck nach vorn. Damit hatte nun wieder das „Gespenst" nicht gerechnet. Es verlor die Balance und stürzte.
Das war ein Wink des Schicksals! Mit raschem Satz sprang Jimmy aus seinem Versteck und rannte auf das — im Augenblick wenigstens — hilflose „Gespenst" zu. Das hatte sich in seinen faltenreichen Umhang verfangen und war zunächst einmal damit beschäftigt, den Kopf wieder frei zu bekommen. Jimmys Mut wuchs ins Riesenhafte. Nun konnte er zeigen, was für ein Kerl er war! Er schrie ein lautes „Yip-e-e-e!" und warf sich auf den bereits so schön eingewickelten Geist.
Der wehrte sich plötzlich sehr energisch. Jimmy merkte, daß der Gegner über allerhand Kräfte verfügte. Im ersten Moment wollte ihm schon bange werden. Aber der graue Reiter war durch seinen Umhang behindert, und den Kopf hatte er immer noch nicht frei bekommen. Er schrie irgend etwas, aber der Umhang erstickte jedes
Wort. Jimmy gebrauchte in wildem Tatendurst die Fäuste und schlug schonungslos auf den Geist ein. Es blieb ihm ja jetzt nichts anderes übrig als durchzuhalten. Er m u ß t e siegen! Wenn das Gespenst ihn überwältigte, drehte es ihm sicher den Hals um. Und er hatte keine Lust, mit umgedrehtem Hals durch sein ferneres Leben zu laufen; was würde vor allem sein berühmter Onkel dazu sagen?!
Es gab eine wüste Balgerei. Zwei- oder dreimal gelang es dem „Gespenst" beinahe, sich aus dem Umhang zu befreien. Jimmy flehte zum Himmel, Conny möge ihm zu Hilfe kommen. Aber dieser „Feigling" lag immer noch hinter seinem Strauch und ließ ihn diesen Kampf allein durchstehen. Das war doch eine bodenlose Gemeinheit!
Dann meinte es das Schicksal noch einmal äußerst gnädig mit dem Stinktier. Das Gespensterroß hatte bisher abseits gestanden und dem, was sich da tat, nur neugierig zugeschaut. Jetzt beschloß es plötzlich, aktiv einzugreifen, trabte heran,
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