Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei

unvergleichliche Heldentat vollbracht, die man mir auftrug! Hier bringe ich Ihnen den grauen Reiter!"
    „Wen?" ächzte Mrs. Dudley entsetzt. „Tittling, hole mir schnell ein Glas Wasser, ehe ich sterbe!"
    Aber Mr. Dudley hörte nichts. Wenn der Kerl wirklich den grauen Reiter angebracht hatte, dann war dieser Jimmy Watson bisher von ihm und seinen Freunden doch verkannt worden.
    Die Jungen vom Bund der Gerechten waren samt und sonders aufgeregt aufgesprungen. Höchste Überraschung lag auf ihren Gesichtern. „Du hast ihn —?!" — „Wirklich das Gespenst?" — „Den grauen Reiter persönlich?" so schallte es durcheinander.
    Jimmy kostete seinen Triumph mit Genuß aus. Dann wandte er sich an Pete. „Hab' ich die Probe nun bestanden oder nicht?" fragte er hochmütig.
    „Wer ist's denn nun?"
    „Sieh selber nach!" erwiderte Jimmy stolz. Er wollte das Paket von der Schulter wuchten; aber es ließ sich nicht leugnen, daß der Graue allerhand Gewicht hatte. Die Sache gelang schließlich daneben; das Paket rutschte seitwärts ab. Jimmy wollte es im letzten Moment noch festhalten, glitt aber bei dem Versuch aus und wäre gefallen, wenn er nicht irgendwo noch schnell einen Halt gefunden hätte. Daß es das Tischtuch war, konnte er jedoch nicht sehen. Aber Mrs. Dudley sah es und hatte den Schaden. Ihr schönes Eßzimmer sah wunderbar aus. Auf dem Boden wälzten sich Jimmy und sein Paket, dazwischen, darüber und darunter lagen Soßenschüsseln, Fleischteller, Kartoffelberge, Kompottschalen . . . und mit einemmal war Kalla, die Elster, auch wieder da, zog eine Ehrenrunde nach der anderen und schrie ununterbrochen: „Kalla! Kalla!" Dann setzte sie sich auf Jimmys Kopf und pickte mit ihrem harten Schnabel an seinen Ohrläppchen herum, um Blumenkohl daraus zu machen.

    Jimmy versuchte den Vogel abzuwehren, bekam jedoch statt der Elster Mrs. Dudleys Arm zu fassen. Die Konservenkönigin war sowieso gerade im Begriff gewesen, in Ohnmacht zu fallen. Jetzt schrie sie noch einmal auf und sank vom Stuhl, mitten in die Bescherung auf dem Teppich hinein. Das gab ihr neuen Auftrieb. Sie schlug mit Armen und Beinen um sich. Suppe, Soße, Kompott — alles spritzte durcheinander — und als sich das Chaos zum Schluß zu entwirren begann, standen sie alle sonderbar gesprenkelt da, von Mr. Dudley angefangen bis zu Joe Jemmery hinunter. Johnny, der Süße, aber krähte in allerhöchstem Entzücken so laut er konnte „Gespensterkiller! Gespensterkiller!"
    Mr. Dudley übernahm jetzt das Kommando. „Wir gehen ins Wohnzimmer hinüber, bis die Mädchen hier wieder Ordnung gemacht haben! Das war zwar ein sehr dramatischer Auftritt, Jimmy, aber wenn du wirklich den grauen Reiter fingst, soll es dir verziehen sein. Nehmt das Paket auf, Boys! Schafft es ins Wohnzimmer hinüber, damit wir es auspacken können."
    „Aber ohne mich!" schrie Mrs. Dudley entsetzt. „Der Kerl ist imstande und würgt mich ab, sobald ihr ihn ausgewickelt habt!"
    „Keine Angst, Madam, wir geben acht", versprach Pete. Aber sie traute diesem Versprechen nicht und verließ fluchtartig den Raum. Sie rannte ins Schlafzimmer hinauf und schloß sich ein.
    Das Paket, das immer lauter und herzzerbrechender stöhnte, wurde ins Wohnzimmer gezogen. Dort lag es

    nun auf dem Teppich und zuckte hin und her; es war wieder sehr lebendig geworden.
    „Aufmachen!" befahl Mr. Dudley.
    Die Jungen wollten zugreifen, aber Jimmy wehrte ab. „Dies ist mein Gefangener!" rief er erregt. „Ich habe ihn besiegt, hingemacht, verpackt und gefesselt. . . ohne euch! Ich will ihn auch allein auspacken!"
    „Er hat recht", gab Pete zu. „Hätte nie gedacht, daß er's schafft! Aber nachdem er's geschafft hat, soll er seinen Triumph auch bis zu Ende auskosten."
    Jimmy blickte stolz um sich. „Schau mich an, Regenwurm!" konnte er sich nicht verkneifen zu sagen. „Schau mich an, und du wirst später einmal deinen Kindeskindern erzählen können, wie ein wahrer Held aussieht!"
    Dann kniete er neben dem Paket nieder und rollte den Lasso vorsichtig ab. Langsam wurde der Gefesselte frei. „Greift zu, falls er die Absicht hat zu fliehen!" mahnte Jimmy und schlug den Umhang zurück.
    Gleich darauf schrie er entsetzt auf! —
    John Watson, der Hilfssheriff von Somerset, erhob sich mühsam. Er sah sich im Zimmer um. Dann sagte er ganz ruhig und beinahe liebenswürdig: „Sie gestatten doch, Mr. Dudley!" Und noch ehe der Konservenkönig antworten konnte, hatte er seinen Neffen schon beim Genick. Mit