Das Pete Buch 07 - Eine verteufelte Eselei
schöner Fang ist im Eimer!" stöhnte Sam. „Und ich hatte geglaubt, wir hätten den Gespensterreiter schon in der Tasche!" Gleich darauf pfiff er erregt durch die Zähne. „Das Tier ist total verrückt! Es kommt haargenau auf uns zu!"
Der Geistergaul nahm tatsächlich Richtung auf Pete und Sam! Er stob ihnen mit beinahe unvorstellbarer Geschwindigkeit entgegen.
„Ob er uns über den Haufen rennen will?" überlegte Sam. Er konnte nicht verhindern, daß ihm mit einemmal ungemütlich zumute wurde. Wenn er auch tausendmal überzeugt war, daß es sich bei diesem tollen Pferd um ein Wesen aus Fleisch und Blut handelte; in jenem Augenblick zweifelte er daran und neigte der Ansicht zu, es mit etwas Übernatürlichem zu tun zu haben.
Pete dachte nüchterner. „Wenn er auf uns aufprallt, liegen wir eine Sekunde später mit gebrochenen Knochen
am Boden", meinte er. „Auseinander! Lassen wir ihn zwischen uns hindurch! Die Lassos vom Sattelknopf! Sobald die Entfernung richtig ist, werfen wir! Der Teufel soll ihn dann frikassieren, wenn wir ihn nicht kriegen! Sind doch bisher noch mit jedem Mustang fertig geworden."
„Yip-e-e-e!" schrie Sam, um sich selber Mut zu machen.
Johnny und Conny auf der anderen Seite hörten den Ruf, schauten auf und merkten, was sich da anspann. Schnell änderten sie ihre Taktik und tobten jetzt in gerader Linie hinter dem Gespensterroß her. Aber sie würden das Tier doch nicht rechtzeitig einholen können, die Entfernung war viel zu groß.
Pete war so ruhig wie immer in solchen entscheidenden Augenblicken. Er hielt den Lasso wurfbereit und wartete ab. Kein Muskel seines Gesichts regte sich. Sam war aus einem anderen Holz geschnitzt. Ihn machten aufgeregte Situationen leicht kribbelig. Er hüpfte im Sattel auf und nieder, als habe er ein Volk Ameisen unter der Sitzfläche. Trotzdem wußte er: Wenn es darauf ankam, traf er genau so sicher wie sein Freund.
Der Geistergaul rückte immer näher heran. Der Erdboden dröhnte gewaltig unter seinen Hufen. Er stob immer noch in gerader Richtung auf die beiden Jungen zu. „Noch sechzig Meter", schätzte Pete in aller Seelenruhe, „fünfzig — vierzig — dreißig —" Sam wetzte sich vor Aufregung den Hosenboden im Sattel durch. „Zwanzig!" rief Pete. „Jetzt —!"
Zwei Lassos wirbelten durch die Luft.
Es war, als habe das Gespensterpferd nicht nur Verstand, sondern als wisse es ihn auch zu gebrauchen. Es kam genau bis an die Stelle, an der ihm die Lassos gefährlich werden konnten. Dann stemmte es plötzlich die Vorderbeine ein. Die Wucht des Schwunges, den es auf diese Weise innerhalb eines Sekundenbruchteils auffing, war so stark, daß sich sein Hinterkörper in die Höhe warf. Gleich darauf stieg es jedoch auf der Hinterhand hoch, wendete noch im Steigen, kam in umgekehrter Richtung wieder auf und tobte erneut davon, aber in entgegengesetzter Richtung.
„Donnerwetter!" staunte die Sommersprosse und vergaß den Mund wieder zuzumachen. „Es ist doch ein Geisterpferd! So etwas bringt ein gewöhnlicher Gaul nicht fertig!"
„Hinterher!" schrie Pete wütend.
Ihre Lassos waren nutzlos geworfen worden. Im Reiten nahmen sie sie wieder auf. Sam bekam, nachdem er die erste Überraschung geschluckt, eine unbändige Wut. Er versprach seinem Gaul das Blaue vom Himmel herunter, wenn er noch eine Kleinigkeit an Schnelligkeit zulege; aber das Tier konnte ganz einfach nicht mehr. Von der anderen Seite her preschten schon Johnny und Conny heran. Die ganze Jagd war eigentlich bereits aussichtslos; trotzdem gaben sie nicht auf. Mit verbissenem Eifer tobten sie hinter dem Grauen her. Die Entfernung zwischen Verfolger und Verfolgtem aber wurde nicht kleiner. Dann stieß der Geistergaul ein schallendes Gewieher aus. Es klang wie Hohn.
„Jetzt lacht er uns auch noch aus!" stöhnte Sam. „Ich
könnte mich selbst zum Frühstück verspeisen, auch auf die Gefahr hin, daß es weh tut!"
Dann schlug der Graue einen Haken wie ein Hase, rannte auf ein Wäldchen zu, das südlich von „Cartys Ruh" lag, und als die Jungen endlich in die neue Richtung ausgeschwenkt waren, war er wirklich wie vom Erdboden verschlungen.
Sam wollte aufgeben; er hielt nun die Sache für völlig aussichtslos. Aber Pete feuerte sie alle durch energische Zurufe zum Aushalten an. Als sie das Wäldchen schließlich erreicht hatten, fragte Sam verwundert: „Was ist denn das dort drüben?"
„Das ist Old Freniers Häuschen", entgegnete Pete.
„Sonderbar", krächzte Sam, noch völlig
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