Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
beiden Jackettaschen der Miss.
Auf seiner Kammer kamen ihm Halbohr und Tim schon entgegen. Die zwei schienen es nicht mehr abwarten zu können, bis sie an der Reihe waren.
„Brav! Ihr kommt auch bald dran!"
„Verrückt, verrückt", schnatterte Tim und hüpfte auf Halbohrs breiten Rücken. —
Snap, der Igel, kam sich zunächst recht wunderlich vor. So etwas Weiches hatte er schon lange nicht mehr unter sich gehabt. Eigentlich prachtvoll! Luft genug bekam er auch. Was sollte er schon herumtrollen, die Nacht war ja noch lang genug.
Baumschlupf, Mauseloch, Misthaufen, Heu und Stroh, das alles reichte nicht im entferntesten an dieses helle, federweiche Lager. Es war herrlich. Snap genoß diese ungewohnte Pracht so richtig.
Durch das stets aufregende Leben auf der Salem-Ranch war er schon mit seiner angeborenen Zeiteinteilung etwas durcheinander geraten. Er nahm es damit nicht mehr ganz so genau wie seine Brüder und Schwestern in der sogenannten Freiheit. Diese armen Gevattern, die nicht solche lustigen Buben zu Freunden hatten, kamen auch längst nicht so leicht zu ihrem Futter, wie er, Snap, der bevorzugte Liebling von Pete und Sam! Die Brüder und Schwestern jagten fast nur nachts in der Gegend umher. Er dagegen wurde oft schon am Tag durch die Gegend „getragen"! Draußen im Paradies hatte er heute schon mit Halbohr und dem alten Harras tüchtig gespielt, die närrische und mißtrauische Katzendame Daisy ein bischen zum Narren gehalten und war, alles in allem, jetzt ein wenig müde. So blieb Snap, wo er war, strömte seinen bisamartigen Geruch aus — wofür er ja nichts konnte — und ließ den Speichel aus Schnauze und Nase laufen, wie ihm das von Natur aus bestimmt war. Daß dabei das weiße Bettlinnen nicht gerade schöner wurde, interessierte ihn wenig; auch wußte er ja nicht, wozu so etwas überhaupt da war. Und ein Igel ist schließlich kein Hauskätzchen, das stets auf Sauberkeit bedacht sein mußte!
Ab und zu hob Snap die nicht allzu großen Ohren in Richtung Kleiderschrank, denn Terry fing jetzt immer heftiger darin zu rumoren an.
,Unsinn, sich so aufzuregen!' Vielleicht dachte es Snap.
Vielleicht auch nicht. Er wußte es selber nicht; er empfand nur diese nervöse Kratzerei als störend, wo doch alles sonst so schön weich und neu und unsagbar ruhig war. Auf der Salem-Ranch, da war immer irgend etwas los. Und wenn alles schlief, nun, dann wetzte doch ab und zu so ein Pferdehuf gegen Korralbretter, miaute irgendwo eine Katze herum oder schrie ein Jungrind auf. Der Herbstwind trieb oft Äpfel vom Baum. Manchmal fiel auch einer hinten aus einem Pferd heraus. Oh, Äpfel, überhaupt Obst mochte Snap gern. Die vom Pferd . . . no, da legte er sich einfach darauf und machte sich ein warmes Lager daraus.
Snap fauchte einmal böse, als der Kratzbalg im Kleider-schrank keine Ruhe gab. Terry fauchte energisch zurück. Es klang viel stärker als bei Snap. Doch dann war eine Zeitlang alles ruhig im Zimmer, aber nur eine Zeitlang. Denn bald ging der Zirkus los, an dem auch er, ohne es eigentlich zu wollen, beteiligt war, ja, den er im Grunde sogar eröffnete! „
„Ich zahle, Mr. Tops", rief Miss Miranda und schob die Karten in das kleine Etui. Zugleich hob sie mit zierlicher Bewegung ihr farbenprächtiges Gesicht und lächelte dem Wirt zu.
„Das eilt doch nicht, beste Miss Miranda."
„Doch, ich möchte überhaupt die Rechnung haben. Morgen kommt mein Chef, der Herr Graf, Lord Flottaway, . . . und von da ab übernimmt er die Kosten. Im Augenblick bin ich nämlich noch sozusagen in Urlaub; erst morgen beginnt mein Dienst. Die wissenschaftlichen Arbeiten . . ."
„Ich verstehe . . .", lächelte Mr. Tops zurück, brachte ein paar gemurmelte Zahlenreihen, summierte laut und nannte endlich die Gesamtsumme.
Miss Miranda trank erst den Rest ihres Sierraweins aus, ehe sie im Portemonnaie kramte.
„Ich wünsche Ihnen eine angenehme Ruhe in Ihrer... äh . . . sozusagen letzten Urlaubsnacht", sagte Mr. Tops artig und verneigte sich devot gegen die davoneilende Lady.
„Danke. Gute Nacht ebenfalls, Mr. Tops!"
Aber der Wirt hatte noch keine Ruhe. Da saßen noch ein halbes Dutzend anderer Gäste da und tranken ihre Whiskies — was, nebenbei gesagt, auch mehr einbrachte als das Gläschen Sierrawein.
Was würde das für einen Betrieb geben, wenn demnächst erst die Reiseomnibusse eintrudelten! Tops war froh, daß er vier Schweine — wohlgemästete Burschen übrigens! — im Koben hatte. Die Gäste sollten
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