Das Pete Buch 08 - Yipee es geht wieder los
aufspazierten, um der „Bachstelze" das „Muß i denn zum Städtele hinaus" beizubringen. Da quiekten wieder die zehn Schweinchen, die gar keine waren. Sheriff Tunker hielt sich ein übers andere Mal
die Seiten — so mußte er lachen. Die zwei Watsons aber hockten mit sauersüßer Miene da wie stumme, schlecht bezahlte Theater-Statisten.
„Und wenn Jimmy nicht so ausgemacht blöd gewesen und dem falschen Grafen nicht alles geglaubt hätte, dann ... ja dann wäre den Gaunern ihr Diebesstück vielleicht geglückt. Siehste, Jimmy, wozu Blödheit manchmal gut sein kann!"
Diese Worte mußte Jimmy über sich ergehen lassen. Sammy Dodd, die Sommersprosse, sprach sie. Er war ja sowieso der Hauptakteur in jener Gespensternacht gewesen.
„Laßt mal gut sein!" versuchte Sheriff Tunker die immer noch recht verärgerten Jungen zu beschwichtigen. „Mein Vertreter Mr. Watson und sein Neffe Jimmy haben eben in gutem Glauben gehandelt . . . daran sind vor allem die gefälschten Stempel schuld. Trotzdem, Jimmy Watson, durftest du nicht so weit gehen und den Kerlen den Weg zu Black Kings Stall zeigen. Selbst wer sich einen Gaul heimlich holt, um ihn später zu bezahlen — wie du ja geglaubt hast — selbst der macht sich strafbar, verstanden?"
„Jawohl", kam es kleinlaut hervor.
Sheriff Tunker holte nun einen Gummistempel aus der Tasche. „Seht her, das hat die Durchsuchung des Zimmers in Turners Saloon ergeben. Der Bursche hat sich dieses Ding selber gebaut. Jesse McEvens war in seiner Jugend, ehe er auf die schiefe Bahn geriet, einmal Buchdrucker. So, und nun noch etwas. Ich war bei Mr. Jersey Tops. Er verzichtet großzügig auf jeden Schadenersatz."
«Dafür, daß wir ihm die „Bachstelze" vergrämt haben?" fragte Sammy Dodd.
Tunker sah seinen Stellvertreter an.
„No, dafür nicht. Aber man hat ihm einen seiner Krebse stibitzt und anschließend umgebracht!"
John Watson wurde puterrot ... wie ein Krebs im kochenden Wasser.
Sheriff Tunker stand auf. Er sah die Jungen vom Bund der Gerechten ernst an.
„Und wenn ihr wieder mal so eine tolle Entdeckung mit einem falschen Grafen oder so was Ähnliches macht, dann meldet es gefälligst auf dem nächsten Office! Das sind wir hier, verstanden?"
„Ja!" scholl es laut aus mehr als zwanzig Kehlen.
„Im übrigen .. . habt ihr eure Sache ganz ausgezeichnet gemacht! Heute nachmittag werden die Gefangenen zum Zug gebracht. Sie spazieren zunächst nach Tucson ins Gefängnis. Und anschließend seid ihr alle von Mr. Jersey Tops in sein Hotel freundlichst eingeladen. Es soll sogar Kuchen geben."
„Yip-ee!" schrien die Jungen und stürmten hinaus.
Sheriff Tunker war irgendwohin ins Town gegangen. John Watson befand sich wieder allein im Office. Aber nicht lange. Er verlor alle Farbe aus seinem langen Gesicht, als nach hastigem Klopfen die Witwe Deborah Shoulderless eintrat.
Der Kropf unter ihrer faltig-ledrigen Haut schien zu tanzen, so aufgeregt war sie. Obendrein schwang die
dürre Lady diesen unleidlichen Stock, mit dem sie sich ein vornehmes Aussehen zu geben versuchte. Oder hatte sie das Ding bei sich, nur um zu beweisen, daß s i e doch noch dicker sei als dieser schmächtige Bambus?
John Watson ahnte, was kommen würde. Und es kam faustdick!
Witwe Shoulderless stieß ein paarmal den Stock heftig auf die Planken.
„Watson, Mr. John Watson!" keifte sie dann. „Entsinnen Sie sich vielleicht noch, wie Sie mich gestern behandelt haben? .Verrückte Quasseleien' haben Sie meine berechtigten Mietbeschwerden genannt! .Sowieso die längste Zeit Untersheriff in diesem Elendskaff namens Somerset gewesen!' haben Sie nicht wörtlich so auf mich, die ehr- und achtbare Witwe Shoulderless, losgebrüllt, haben Sie es nicht getan?"
„Ich habe . . ." nickte John Watson mit hängenden Ohren.
Er sah die schlimmste Bescherung seines Lebens nahen, die schmachvolle Enthebung von seinem Posten.
„Sind Sie sich klar, daß Sie sich eines Dienstvergehens und obendrein noch einer Herabsetzung Ihres eigenen Amtes als Sheriffsvertreter schuldig gemacht haben?"
„Ich bin . . .", nickte John Watson gottergeben. Er fühlte sich im Augenblick vor diesem geifernden Drachen vollkommen hilflos.
„Ich werde Ihrem Vorgesetzten, Sheriff Tunker, sofort Meldung machen! Wo steckt er?"
Witwe Shoulderless redete sich immer mehr in Rage. Der Schwartemagen an ihrem Halse schien aus der Haut springen zu wollen. Sie reckte sich jedesmal hoch auf die Zehenspitzen, wenn sie etwas besonders betonen
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