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Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Titel: Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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Rückmarsch erzählte, was die goldlüsternen Ladies alles zusammengeschnattert hatten, formte sich in den Köpfen der Jungen im Nu ein Plan, ein Plänchen, der Mrs. Rattlesnake galt, welche sich ja verschiedene Dinge in ihrem Haushalt vergolden lassen wollte.
    Gegen Mittag kehrte der Zug der völlig ermatteten Frauen zurück. Vielleicht — so dachten sie — hatten die Fremden das Gold doch gefunden und weggeschleppt, vielleicht hatten es auch inzwischen die einheimischen Männer im westlichen Forst entdeckt und geborgen. Im Grunde war ihnen im Augenblick alles einerlei.
    Mrs. Rattlesnake war die einzige, die noch anders dachte, die mehr als nur hoffte. Sie glaubte nicht, sie wußte — sie erlebte es ja —, daß die Sache mit dem Gold stimmen mußte. Denn als sie ihre Wohnung betrat, prallte sie bereits in der Küche erstaunt zurück.
    „Ein Wunder ... ich ... äh ... es ist ... es ist doch so gekommen. ... es ist ... ich bin . . . jemand hat mir ... oh Gott ... ich bin . . . man hat ... ich kenne mich nicht mehr aus!" Sie fand einfach keine richtigen Worte für das, was sie sah.
    Herd, Kohlenkasten, Schranktürchen, Bilderrahmen — alles, alles glitzerte im Glanz von Gold. Atemlos eilte sie in ihr Schlafzimmer, und wieder prallte sie vor maßlosem Staunen zurück; sie mußte sich am Türpfosten festhalten. Mitten im Zimmer stand jenes Töpfchen; auch dieses glänzte, schillerte, strahlte in goldener Pracht!
    Daß alles nur Bronze, Goldbronze war, roch die Gute gar nicht vor lauter Aufregung. Lange saß sie staunend da und philosophierte herum. „Ein Wunder ist es und kann's doch nicht sein! Bin gewiß, einer unserer Somerseter Männer hat unseren Zug beobachtet, hat meine Vorschläge auf der Straße, meine Träume belauscht .. . hat er ... hat er . . . und aus Dankbarkeit für m e i n e tapfere Gesinnung hat er mir heimlich meine Sachen vergoldet . . . einer unserer Männer ... so muß es gewesen sein . . . aber wer war es? Wer . . .?"
    Bei diesem Gedanken errötete Mrs. Rattlesnake. Sie sprang auf.
    „Himmel, ich danke dir! Ein Mann, ein h e r r 1 i c h e r , dankbarer Mann, interessiert sich für mich . . . ah . . . ein Mann, der Gold gefunden hat ... ein stein-, ach was, ein goldreicher Mann ... ein richtiger, lebendiger Goldjunge! Und er wird bald vor mich treten und um meine . . . vergoldete Hand bitten. Er wird's bestimmt!"
    Mrs. Rattlesnake war so überglücklich, daß sie gar nicht bemerkte, welchen Unsinn sie eigentlich redete. —
    Seit jene wilden Fremden am frühen Morgen aus Ungeduld ihre Schreck- und Alarmschüsse losgelassen, hatte der kleine MacMurry seine liebe Last mit seinem langen Irenäus. Der Maler war sofort bei Beginn der Kanonade aus dem Bett gesprungen und darunter gerutscht. Dort lag er nun schon geschlagene zwei Stunden. Nur die lange Nase kam unterm Bett ab und zu hervor.
    Irenäus Lambeth-Green wimmerte:
    „Wie ist die Lage? Sind die Mörder fort? Ich bleibe länger nicht an diesem Ort!"
    „Du bist ein umgekehrter Held", knurrte ihn das Männlein an. „Aber du kannst dich beruhigen. Die Coltmänner, diese aufs Gold vernarrten Wilden, sind fort, dem Golde nach, das ihnen hoffentlich die Somerseter wegschnappen. Wäre besser gewesen, wir zwei hätten uns dran beteiligt. Jetzt ist's zu spät dazu!"
    Der Lange unterm Bett begann nun, seinem kleinen Kumpan klarzumachen, daß nur eins wichtig sei: dieses von Räubern, Desperados, wüsten Coltmännern und allem bösen Gelichter der Welt heimgesuchte Town noch heute zu verlassen.

    „Erst aber peil die Lage richtig an,
    ob man sich draußen sehen lassen kann!"
    schloß er seine langatmige Versrede, wobei er nicht daran zu denken schien, aus seiner „Zurückhaltung" herauszukommen.
    MacMurry war die elende Klagelitanei leid und trippelte hinaus. Die Straßen waren menschenleer. Ganz Somerset schien ausgeflogen.
    Der Kleine fand das irgendwie amüsant. Er hätte über alles und nichts lachen können.
    „Kann ja mal ein paar Stichproben machen", sagte er und trat auf das nächste Haus zu. Die Tür war nur angelehnt.
    „Wenn jemand kommt, frag' ich nach dem Stand der Dinge in Sachen . . . na . . . wegen der Goldader, ganz klarer Fall", tröstete er sich.
    MacMurry war durchaus keine Diebesnatur, aber als er durch die ebenfalls nur angelehnte nächste Tür trat und auf dem Tisch dieser nicht gerade blankgeputzten Küche eine kaum angebrochene Flasche mit Curacao stehen sah, da litt es sein Feinschmeckerherz keine zwei Sekunden lang.

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