Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset
Pathos, vorzubringen. „Ich habe sie gesehen, diese Räuber unseres Somerseter Goldes. Sie graben schon danach. Wenn ihr mir jetzt vorsichtig folgt, so werdet ihr die Wahrheit meiner Worte bestätigt finden." Sie holte lang und tief Atem. „Tapfere Frauen von Somerset! Jetzt gilt es. Zeigt, daß ihr mit diesem Männergesindel aus den Städten der Verderbnis und, der Korruption fertig werdet. Wir schleichen uns an . . . und brechen . . . äh . . . stoßen und drängen vor. Wir schreien dabei wie vierhundert Indianer. Das ist wichtig, meine Damen! In dieser Stunde haben wir zu vergessen, daß wir überhaupt Ladies sind! Wir sind jetzt fauchende Hyä . . . äh . . . Bärinnen, Puma . . . nerinnen . . . sind wir, die ihre Jungen zu verteidigen haben gegen diese Eindringlinge, die Goldräuber. Ich hoffe verstanden worden zu sein!"
Witwe Poldi stand hoch aufgerichtet da. Sie erschien in dieser Haltung noch dürrer, noch giftiger als gewöhnlich. Ihre Augen verschossen gewaltige Blitze von Kampfeseifer und Energie.
„Wir müssen bedenken, daß wir es mit Desperados, mit ungezügelten Wilden, zu tun haben", wandte eine der Frauen ein. „Was wird, wenn diese . . . diese Kerle auf uns schießen?"
Witwe Poldi war aufs tiefste entrüstet. Sie schwang ihre kurze Gartenschaufel, als sei es eine mexikanische Machete, als haue sie damit soeben sämtlichen Feinden Somersets die Köpfe ab.
„Schießen?" rief sie erbost. „Schießen? Unsinn! Barer Irrsinn, meine Lieben! Auf wehrlose Frauen schießt in ganz Amerika kein Mensch, man merke sich das!"
Die anfangs so unternehmungsfreudige Stimmung unter den Frauen hatte nun doch einen kleinen Knacks bekommen. Die streitbare Präsidentin des Vereins für Frauenrechte sah fast nur verzagte, ja völlig verängstigte Gesichter.
Sie stieß den Spaten wütig in die Erde, riß ihn aber ebenso rasch wieder heraus, so daß Mrs. Rattlesnake ein Klumpen Lehm mit etwas Graumoos mitten ins Gesicht flog.
Diese wollte loslegen, kam aber, nicht dazu. Witwe Poldi winkte ab.
„Wer wird denn vor einem Stückchen Dreck kapitulieren, wenn es weit höhere, weit kostbarere Ziele gilt? Auf und drauf, sage ich! Gefressen werden wir keinesfalls! Wir umzingeln sie. Das heißt, erst schleichen wir
ganz nahe ran. Aber dann . . . wir schwingen unser Werkzeug und schlagen los . . . Männer sind doch feige; meiner war es übrigens auch. Schon wenn sie uns kommen sehen, hoho, meine lieben Freundinnen, wenn sie unsere Schippen und Hacken in der Sonne glitzern sehen . . . dann, dann meinen sie, eine Horde Indianer sei im Anmarsch . . . Auf, sage ich also nochmals!"
Aber es ging immer noch nicht auf und darauf! Jetzt war es Mrs. McDullen, Mrs. Rattlesnakes Nachbarin, die einen Einwand hatte. Übrigens wurde dieser sogar von Witwe Poldi gutgeheißen.
„Wie wär's, wenn wir uns mit Zweigen behängen, hier aus den Büschen", meinte Frau McDullen, „von oben bis unten natürlich. Dann sehen sie gar nicht, daß sie Frauen vor sich haben.«
„Ganz meine Meinung", nickte erstaunlicherweise die Witwe Poldi. „Aus den Erzählungen unserer Väter und Onkel wissen wir, w i e die kriegerischen Indianer geschrien haben, wenn die angriffen . . . hell . . . grell . . . genau so, wie wir Frauen schreien. Machen wir es also so!"
Der in der Nähe beobachtende Paddy Mike mußte sich wieder einmal ein Stück absetzen, denn die Frauen zerstreuten sich nun in sämtliche Himmelsrichtungen. Es raschelte und knackte im Gebüsch, als sollten alle Sträucher restlos geplündert werden. Die tapfere Schar war im Begriff sich zu tarnen. Was sich nach einer knappen Viertelstunde dann wieder nach Norden bewegte, hatte wenig Menschliches mehr an sich. Es sah aus, als wandere ein ganzer Wald von Büschen dahin. Voraus zitterte eine junge Fichte; wenigstens hatte man den Ein-
druck. Die Anführerin hatte sich nämlich nur Fichtenzweige ausgesucht und sich damit von oben bis unten behängt.
Ab und zu blitzte die kleine Schaufel auf. Es war das aufmunternde Zeichen, das sie ihrer kriegerischen Schar gab.
,Möchte wissen, was die anderen oben sehen', dachte Paddy Mike, der nach wie vor an ihren Fersen klebte. Die anderen, das waren fünf Mannen vom Bund der Gerechten, welche den Fremden am Morgen schon gefolgt waren.
Den Anführer dieses Beobachtungstrupps machte Sitka, der Indianerboy. Die fünf Jungen lagen unweit des Streifens, wo die „Goldsucher" seit geraumer Zeit schon gruben. Ein Teil der Männer hockte im Kreise zusammen
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