Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset
Sommersprosse erklärten sich bereit, nach Somerset hinüber zu preschen und dafür zu sorgen, daß ein Pferdewagen mit den nötigen Geräten, starken Bohlen, Rollbalken, Stemmeisen und Seilen käme.
Sobald sie im Sattel saßen und außer Reichweite der Goldgräber waren, lachten sie sich erst einmal nach Herzenslust satt über den ganzen Spuk.
Unterwegs begegneten sie schon wieder einem neuen Trupp, der auch nur aus Somerseter Bürgern bestand.
„Was ist los, Bengels?"
„Sieben Zentner schweren Goldnugget gefunden!" schrie Sommersprosse und brüllte noch ein helles „Yip-pee!" hinterher.
„Waaaas? Boys, wenn ihr uns wieder mal 'nen Streich drehen wollt, diesmal spaßen wir nicht, verstanden? Also was ist, Pete Simmers? Dir glauben wir... ein bißchen mehr!"
„Sind vielleicht nur vier oder fünf Zentner", sagte dieser darauf mit ernstester Miene. „Aber Sam Dodd hat nicht gelogen. Man hat einen großen Block ausgegraben, und der glänzt wie pures Gold!"
Pete hätte eigentlich nicht zu Ende zu sprechen brauchen. Sie rannten schon los. Jeder wollte der erste im Forst sein.
„Dann gibt's auch noch mehr Gold da oben im Wald!" brüllte einer der Männer.
„Hoffentlich bleiben wenigstens die Fremden fort, sonst kann's noch schlimm werden", meinte Pete besorgt.
Bill Osborne sah nicht ganz so rot.
„Chef, wenn's wirklich zu mulmig werden sollte, dann hilft Mr. Huckley und schafft rasch wieder Ordnung."
„Glaub's ja auch", nickte Pete. „Feiner Kerl übrigens, unser Longfellow! Ich denke, er hat inzwischen die Watsons ganz durchschaut ..."
„Und uns . . .", grinste Sammy Dodd. —
Im Town war es dann doch nicht so einfach, den Wagen und die nötigen Geräte zu beschaffen. Das Town war ja von Männern fast ausgestorben. Über ein Dutzend Häuser suchten sie ab. Endlich fanden sie eins, in dem der Hausherr noch anwesend war; es war Rocky
Bryans, ein sehr nüchtern denkender Farmer, der sich erst einmal hinsetzte und seine Pfeife stopfte, als die drei von dem Goldfund berichtet hatten. Rocky Bryans musterte die Jungens lange, als wolle er ihnen auf den Grund der Seele schauen. Aber Pete, Bill und Sommersprosse standen die Prüfung — wenn auch mit einigem Herzklopfen — tapfer durch. Mit keinem Wimperzucken verrieten sie, daß sie mehr wußten als die braven Somerseter Goldgräber auch nur ahnten!
Eine Viertelstunde später war alles bereit, und der Wagen rollte westwärts, begleitet von den drei Jungen.
„Gespannt auf euren Goldklumpen", murmelte Rocky Bryans ein paarmal. Sonst sprach er nicht viel.
Aber als er an Ort und Stelle ankam, da riß er doch Augen und Mund weit auf.
„Himmel und Zwirn!" meinte er nur.
Rocky Bryans war ein Mann der Tat. Ohne viele Worte teilte er die Leute zur Arbeit ein. Die beiden Watsons turnten indessen wie närrisch gewordene Affen um den ganzen Betrieb herum. Sowohl Jimmy wie sein Onkel litten Todesängste, der goldene Klumpen könne beim Transport auf den Wagen auseinanderfallen und die abbröckelnden Stücke im Nu in Fäusten und Taschen seiner lieben Somerseter verschwinden.
„Unser Anteil von zwanzig Prozent muß gewahrt bleiben", zischte der Hilfssheriff dem Schlaks ins Ohr.
Rocky Bryans war Fachmann auf dem Gebiet schwieriger Verladungen. Der Goldfels wurde auf Planken gehievt, die Planken bekamen Rundbalken unter, und so gelang es mit viel Geduld, Muskelaufwand und Schweiß,
das kostbare Stück heil auf den Pferdewagen zu schaffen. Der Goldklumpen war von der Natur so gebildet, daß er nicht leicht von einer Unterlage abrutschen konnte, da er in seiner Sohlpartie nahezu flach war, oben aber wie eine Dreiviertelkugel aussah.
„Jimmy", flüsterte John Watson, „Junge, die halbe Welt wird uns gehören, wenn wir . . . sagen wir ... die Hälfte von dem Brocken für uns allein haben könnten!"
Jimmy zwinkerte seinem Oheim vielsagend zu. „Laß mich nur machen ... heut' nacht, Onkel John."
„Pst, Huckley lauert so blödsinnig scharf zu uns rüber", murmelte Onkel John, und sie schwiegen wieder.
Nicht alle auf einmal konnten beim Aufladen helfen. Daher hatten sich einige in Nähe des Fundortes wieder an die Arbeit gemacht. Noch ehe Rocky Bryans „Fertig!" brüllte, schrie Jesse Bretman, der Armenhäusler vom Ostende des Town, wie ein Wahnsinniger vor Freude, denn er hielt einen nicht unbeachtlichen „Goldkiesel" von nur sieben Pfund in den Händen.
Aller Augen starrten zu ihm hinüber. Die beiden Watsons begannen von einem Fuß auf den anderen
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