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Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset

Titel: Das Pete Buch 12 - Der Goldkoenig von Somerset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Reuter
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genommen gleichgültig. Es gehörte ihm ja nicht, und wo solche Riesenbrocken Gold gefunden wurden, da gab es ganz gewiß auch noch mehr davon. Aber das andere war schlimmer. Wenn die Burschen jetzt hinausfuhren, blieb er allein mit der Übergeschnappten zurück. O weh!
    Plötzlich hatte der Knirps eine Idee: Er mußte die Desperados auf die Gegenwart der Alten aufmerksam machen. Sie hielt sich recht geschickt hinter der Wagenladung. MacMurry konnte im Zwielicht ihre dünnen Beine erkennen.
    Sie war gewiß wie alle Frauen kitzlig. Der Kleine begann also, seine Finger zu spreizen. Er streckte sie aus und fing an, damit über Mrs. Rattlesnakes Füße zu krabbeln. Sofort gellte ein schriller Schreckensschrei auf.

    „Hilfe! Mäuse! Mäuse! Hiiiilfe!"
    „Mund zuhalten!" zischte der Anführer der Tramps, nachdem die Burschen im ersten Augenblick überrascht zurückgeprallt waren, als aus dem Dunkel plötzlich eine spindeldürre Lady auftauchte.
    Im Nu verstummte Mrs. Rattlesnake. MacMurry unterm Wagen sah eine Zeitlang nichts mehr. Aber dann hörte er irgendwo Holz knarren. Es hörte sich an, als zerre ein Mensch an ziemlich lockeren Leitersprossen. Eine Leiter gab es ja in jeder Scheune, somit wohl auch in dieser. Sollte Mrs. Rattlesnake in ihrer Verzweiflung eine Leiter emporgeklettert sein? Aber warum hielt sie dann da oben den Mund?
    „Fertig!" hörte er jemanden rufen.
    Die Pferde zogen an. Der Wagen ächzte und knarrte, aber die Hufe der Gäule verursachten wenig Geräusche. MacMurry erkannte, daß die Desperados diese mit Lumpen umwickelt hatten. Der Thron des Goldkönigs von Somerset verließ sein Versteck. MacMurry wunderte sich, daß die Männer im Town keine Wachen aufgestellt hatten.
    Als ihm nun das schützende Dach überm Kopf weggezogen wurde, fühlte er sich wie „ausgezogen". Der Wagen rollte eilig der Straße zu. Das Knarren der Räder und das dumpfe Getrappel der Männer verlor sich langsam in der Ferne.
    Auf einmal schien ganz Somerset auf den Beinen. „Alarm! Alarm! Die Banditen fahren mit unserm Gold davon!"

    Das Rädergepolter hatte eine Anzahl Schläfer geweckt. Auch im Office-Garten wurde es lebendig. MacMurry sah zahlreiche Gestalten vorüber huschen. Im Nu wuchsen die anfänglich vereinzelten Rufe zum Orkan an, der nun das ganze Town durchbrauste. Sogar Untersheriff Watson erschien. Er humpelte auf dem linken Fuß, und sein Neffe trug einen Verband am Kopf. MacMurry sah beide den Mund weit aufreißen.
    „O ... O ... Onkel John, es ist passiert... das ganze Gold ...!" stammelte der Schlaks.
    „Nicht das ganze", hörte er John Watson leise widersprechen, der nun, so rasch er konnte, ins Haus zurück humpelte und bald darauf wieder mit einem ganzen Waffenarsenal ankam.
    Die beiden entfernten sich zur Straße und beteiligten sich am Geschrei.
    An der äußersten Nordecke des Sheriffsgartens hörte MacMurry in einer Tumultpause jemanden laut die Engel im Himmel loben. Er vermochte sich keinen Reim darauf zu machen. Er konnte ja nicht wissen, daß dort noch die beiden Wächter in süßer Ruh lagen und Mike Turner wieder einmal im Schlaf phantasierte. Aber es war schaurig schön, dieses Durcheinander.
    Der Lärm verzog sich nun zur Townmitte. Es wurde wieder ruhiger und da hörte MacMurry auch wieder dieses hölzerne Gerappel. Forschend blickte er nach oben.
    Ein seltsamer Anblick bot sich ihm. Dort hockte oder schwebte gar die bedauernswerte Mrs. Rattlesnake wie eine Hexe auf dem Besenstiel. Sie nickte und wackelte heftig mit dem Kopf, und dann erkannte er, daß sie sich

    zwischen zwei Sprossen verklemmt hatte. Aber was war denn das? — Sie hatte ja einen Knebel zwischen den Zähnen, und die Arme waren ihr so unglücklich hinterm Rücken an die Leiter gebunden, daß sie sich nicht mehr zu rühren vermochte. Ihr Kopf hing ihr ungefähr über den Knien. Die Tramps hatten sie da oben einfach so zwischen zwei Sprossen gedrückt, daß sie mit ihrer Sitzpartie darin völlig festsaß. Sie war ja auch so dürr, daß sie ausgezeichnet — wie nach Maß — in die Sprossenlücke hineinpaßte!
    Bei diesem Anblick verzieh der gute MacMurry nun doch alle Verrücktheiten der Alten. Er klomm behende die Leiter hinauf und befreite die aufstöhnende Arme zunächst von Armfessel und Knebel. Aber was nun? Sie saß immer noch unbeweglich.
    „Passen Sie jetzt gut auf und halten Sie sich fest", sagte er beruhigend, „sonst fliegen sie hinunter; ich muß Sie von hinten herausdrücken .. ."
    Mrs. Rattlesnake

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