Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
nicht, aber vielleicht kommen unsere Gäste aus Indien doch noch zeitig genug heran."
Hinter der Bühne dröhnte dumpf ein Gong, und John Watson schritt mit unendlicher Würde auf die Bühne. Die Arme hatte er über der Brust gekreuzt. Starr und unbeweglich blickte er geradeaus.
John Watson war in Somerset ein Begriff, und so begannen die Anwesenden vor Freude und Spannung zu johlen und zu lachen, so daß der arme Hilfssheriff schon jetzt beinahe aus der Rolle fiel. Zum zweitenmal gongte es, und Jesse Limper betrat mit Buddy Larson, beide angetan mit enganliegenden schwarzen Kleidern, die Bühne. Sie wurden ebenfalls mit Beifall begrüßt, denn alle wußten, daß diese beiden wirklich etwas konnten, während man bei John Watson etwas skeptisch war; denn wo sollte ihr simpler Hilfssheriff auf einmal die „Zauberei" erlernt haben?
Mr. Hilton erwies sich als fesselnder Ansager, so daß auch der Humor nicht zu kurz kam: „Ladies and gentlemen!" fuhr er fort. „Beide Parteien haben nun Aufstellung genommen. Hier auf der rechten Seite sehen Sie den tapferen John Watson, angetan mit dem Gewand der Fakire, denn er ist ein Zauberer von Format, der etwas von seinem Fach versteht, und wird Sie alle schnell in seinen Bann ziehen; das kann ich Ihnen versichern!"
Hilton mußte erst wieder das aufkommende Gelächter abklingen lassen.
„Und hier auf der linken Seite sehen Sie die ,beiden Fürchterlichen', die Schrecken von Vorder- und Hinterindien! S i e sind imstande, einen Menschen in einen Ochsen zu verwandeln!! Aber nun genug mit der langen Vorrede! Der Abend ist kurz und der .Kampf kann sich die ganze Nacht hindurchziehen!"
Hilton nahm schnell einen kleinen Schluck aus dem Wasserglas, das auf dem kleinen Tisch neben ihm stand, und verkündete mit Pathos: „Da Hilfssheriff John Watson der Herausforderer ist, muß er auch den Kampf eröffnen. Er wird uns jetzt seinen sensationellen Eiertrick vorführen." Er winkte den kleinen Larry zu sich auf die Bühne.
John Watson baute sich nun vor dem Jungen auf und sagte zu ihm feierlichst: „So, jetzt mach mal den Mund auf, mein Sohn." Larry riß gehorsam seinen Mund weit auf. John Watson griff ein wenig hinein und brachte drei Eier zum Vorschein, die er unter das Publikum warf. Die Eier waren echt! Die Somerseter waren etwas verblüfft, denn so etwas hatten sie wirklich nicht erwartet. Doch dann spendeten sie überreichen Beifall. Was i h r Watson nicht alles konnte!"
Jesse Limper aber lächelte nur verächtlich und verlangte von einem der Zuschauer einen Hut! Diesen betrachtete er dann mit einem wahrhaft satanischem Grinsen und fuhr dann mit der Hand hinein. Auf einmal riß der Boden des Hutes auf, und seine Hand winkte zu dem Publikum heraus.
„Mein Hut!" brüllte der Eigentümer entsetzt. „Den müssen Sie mir aber ersetzen!"
„Nein, der ist ja gar nicht kaputt!" lächelte Jesse Limper und murmelte geheimnisvoll, aber jedem vernehmlich: „Akra — kadabra — dreimal schwarzer Kater!" Und siehe, der Hut war wieder wie neu! Der Besitzer stellte fest, daß kein Schaden daran war. Auch Limper erntete großen Beifall.
Mr. Hilton winkte mit der Hand und pries nun wieder seinen „Schützling" an: „Ladies and gentlemen! John Watson zeigt Ihnen jetzt den Trick des Jahrhunderts: den Daumentrick!" Die Somerseter wußten nicht, was ein „Daumentrick" war, aber sie klatschten trotzdem.
Hilfssheriff John Watson zeigte nun seine Daumen vor und tat etwas sehr Seltsames. Er r i ß sich diesen Daumen einfach ab, ohne zu schreien, und warf ihn gegen die Decke. Dann fing er ihn wieder auf, tat ihn an die Stelle seiner Hand, wo er hingehörte, und betrachtete ihn eine Zeitlang liebevoll. Nun zog er an diesem Daumen, bis er schließlich immer länger wurde und schon nahezu drei-ß i g Zentimeter maß! Der ganze Saal brüllte vor Lachen, aber Watson blieb ernst; er blies dann gegen sein entartetes „Däumchen", das nun vor aller Augen wieder zusammenschrumpfte. Als dieser wieder die Normalgröße erlangt hatte, verbeugte sich der Hilfssheriff wie ein Maharadscha.
„Bravo, Watson!" riefen alle begeistert, nur Jesse Limper zog finster die Augenbrauen zusammen, denn er liebte nicht, wenn der Gegner gefeiert wurde. Buddy Larson zitterte schon in den Knien: „So ein Fiasko! Wir werden verlieren, verhaftet .. . und ins Gefängnis gesteckt!" flüsterte er mit bebenden Lippen.
„Sei bloß ruhig!" zischte Jesse, und jetzt war er wieder dran. Gelassen schritt er ein paarmal auf und ab
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