Das Pete Buch 13 - Der Zauberkarren
Boy hatte vor allem viel Angst, denn die Mutter hatte ihn im Laufe der letzten Jahre so verwöhnt, daß es ganz schlimm mit ihm war. Aber jetzt hatte sich Walter Huckley zum erstenmal durchgesetzt und seinen Larry einfach nach Somerset beordert. Dort sollte er unter Petes Fittichen ein mutiger Bengel werden, der seinem Vater alle Ehre machte. Zu allem Überfluß hatte Mrs. Huckley vorsorglich noch einen Privatdetektiv engagiert, der ihr „Herzblättchen" bemuttern sollte. Jetzt steuerte dieser erst einmal mit sicherer Hand das kleine Sportflugzeug. Der Detektiv trug einen tiefschwarzen Anzug und eine überdimensionale Hornbrille, die die obere Hälfte seines Gesichtes glatt verdeckte. Er war ein schweigsamer Mann — schon aus Berufsgründen — denn ein Detektiv mußte seiner Meinung nach ein „verschwiegenes Wesen" an den Tag legen.
„In einer Stunde haben wir unser Ziel erreicht!" beruhigte er den Jungen und hüllte sich dann wieder in Schweigen.
„Mir wird aber furchtbar schlecht", wimmerte der Kleine; er sah wirklich schon recht blaß aus. Mr. Schnappzu aber gab keine Antwort, weil er keine Lust hatte, Larrys wegen eine „Notlandung" zu wagen. Da unten auf dem holperigen Boden wußte man nie, wie man aufkam, und ein Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen.
Larry schaute tränenumflort nach unten, dann vergaß er seine Übelkeit, denn er hatte etwas Interessantes entdeckt: einen Wohnwagen, der von einem alten, klapperigen Pferd gezogen wurde. Vorn auf dem Kutschbock hockten zwei komisch aussehende Männer. Larry konnte nicht ahnen, daß sein Vater mit einem von diesen bereits einen Zusammenstoß gehabt hatte.
„Gehen Sie mal ein bißchen runter, Mr. Schnappzu", bat er den Piloten, und die Maschine senkte ihre Nase. Die beiden Gents auf dem Wagen — das konnte man jetzt deutlich erkennen — schienen keine große Freude über diese Störung ihres Friedens zu haben, ja, sie drohten sogar mit ihren Fäusten nach oben. „Schnell, Mr. Schnappzu, wir wollen weiterfliegen, sonst tun uns die Kerle noch was!" rief Larry ängstlich. Aber der Detektiv lächelte unergründlich. Schließlich kam er doch des Jungen Wunsch nach und kurvte sich etwas höher. Er mußte sich doch vorhin in der Zeit verschätzt haben, denn jetzt kam bereits Somerset in Sicht.
„Da ist ja schon Somerset!" rief Larry begeistert, als er das große Schild auf der Bahnstation entdeckt hatte. Schnappzu nickte und flog einen großen Bogen.
Mrs. Huckley hatte ihm eine genaue Beschreibung der Lage der Salem-Ranch gegeben, so daß er diese gar nicht verfehlen konnte, schon darum nicht, weil sie allein ziemlich weit draußen lag.
So dauerte es denn gar nicht lange, bis sie die Ranch überflogen. Deutlich konnte Larry nun seinen Vater erkennen, der ihm fröhlich zuwinkte. Außerdem erspähte er eine große Anzahl Menschen .. . aber auch einen großen Hund! Vor Hunden hatte er seit frühster Jugend eine wahnsinnige Angst, denn schon einmal war ihm so ein Biest zwischen die Beine gefahren und hatte ihn umgeworfen. „Bitte, landen Sie nicht!" wimmerte er deshalb. „Der große Hund wird mich fressen!"
Der Detektiv hatte aber andere Sorgen, denn er suchte einen anständigen Landeplatz. Nach kurzer Zeit fand er ihn und setzte sogleich zur Landung an.
„Noch nicht landen, nicht landen!" heulte der Kleine, aber ungeachtet dessen setzte das Flugzeug schon sanft auf und rollte aus. Schnappzu stieg aus und half dem Jungen heraus.
Jetzt näherte sich die wilde Meute der Salem-Ranch, an ihrer Spitze natürlich Walter Huckley, dicht gefolgt von Pete und Sam und ... Halbohr, dem großen Halbwolf! Larry sah nur den verflixten Köter, und die Haare stiegen ihm vor Entsetzen zu Berge. Das Vieh hatte „blutgierig" die Zunge heraushängen. Da gab es nur eins! Der Boy rannte, was er rennen konnte.
Mr. Schnappzu stand einen Moment fassungslos da; dann beschloß er seinem Namen alle Ehre zu machen und zuzuschnappen. Spornstreichs raste er hinter Larry her, wurde aber bald von Halbohr überholt. Als er Schnappzu neben sich sah, kreischte der Boy entsetzt auf, machte einen gewaltigen Satz und kugelte sich im Grase. Halbohr aber keuchte weiter und hatte Klein-Larry in wenigen Sekunden aufgeholt. Ehe sich's der Junge versah, schnitt ihm der Hund den Weg ab, so daß er über den Halbwolf fiel und laut aufschreiend sich am Boden wiederfand. Freundlich wedelnd stellte sich Halbohr vor ihn und tippte ihn auffordernd an. Wahrscheinlich wollte er gestreichelt werden,
Weitere Kostenlose Bücher