Das Pete Buch 15 - Hals und Beinbruch Boys
Vornamen nennen, mein lieber John!"
„Ich wüßte nicht, was ich lieber täte! Wie heißt du denn mit dem Taufnamen, Bruder?" „Jonas!"
Watson freute sich.
„Hahahaha! John und Jonas! Jonas und John! Paßt vorzüglich zusammen! John und Jonas — wir sind vom Schicksal für einander bestimmt, Bruder!" —
Eine halbe Stunde später lag Watson lang im Gras und schnarchte so entsetzlich, daß alle schlafenden Vögel im Umkreis von einer halben Meile entsetzt von ihren Zweigen stoben und sich nach einem anderen Ruheplatz umsahen. Der Hilfssheriff war kaum eingeschlafen, als der Fremde sich erhob, sehr behutsam seine Sachen zusammensuchte, sein Pferd davon führte und verschwand. Es war doch nicht ganz klug gewesen, sich so eng mit dem Vertreter des Gesetzes einzulassen.
Als er die Straße erreichte, schwang er sich hastig in den Sattel und ritt davon. Er nahm nicht die Richtung nach Somerset hinein, er ritt entgegengesetzt, ins Gebirge hinauf. —
Um die gleiche Zeit, als er an der Salem-Ranch vorüber ritt, war dort gerade das morgendliche Leben erwacht. Im Hof herrschte ein fröhliches Getummele, und das in der Hauptsache des erstaunten Gesichtes von Mammy Linda wegen. Die Schwarze mußte feststellen, daß sich die Zahl ihrer Gäste in der Zeit, in der sie geschlafen hatte, wiederum um drei vermehrt hatte. Aber so war sie nun einmal: nachdem sie fünf Minuten lang ausgiebig geschimpft hatte, machte sie plötzlich mitten im Satz kehrt und rannte in die Küche. So viele Kinder — und alle sahen ihrer Meinung nach mager und unterernährt aus — sie mußte ungeheuere Mengen zum Frühstück zurechtmachen, wenn sie sie alle satt bekommen wollte!
Als der Fremde das lustige Geschrei vernahm, blieb er neugierig vor dem offenen Ranchtor stehen und spähte hinein. Die Jungen, die sich im Hof tummelten, interessierten ihn nicht. Dann aber hörte er eine Stimme, die er kannte! Gleich darauf stürmte Miss Himmelfahrtsnase aus der Scheune hinaus. Dabei quiekte sie vor Vergnügen. Sie saß nämlich auf Halbohrs Rücken; der Halbwolf ließ sich willig von ihr als Reittier benutzen. Der Mann zog die Augenbrauen hoch. Gleich darauf verschwand er vom Tor und versteckte sich hinter der Mauer. Wenn man jedoch glaubte, er würde sich nun entfernen, so irrte man. Er zog sich nur bis hinter das nächste Gebüsch zurück. Dort brachte er sein Pferd unter. Dann näherte er sich der Ranch von neuem, diesmal zu Fuß. Er hielt in angemessener Entfernung vom Tor; er legte jetzt keinen Wert mehr darauf, gesehen zu werden. Dicht an der Mauer wuchs ein niedriger, stark belaubter Busch. Hinter diesen zog er sich zurück. Von hier aus konnte er jeden beobachten, der die Ranch verließ oder sich ihr näherte.
Er brauchte nicht lange zu warten. Miss Himmelfahrtsnase war viel zu quecksilbrig, am gleichen Ort zu bleiben, und da sie fremd in der Gegend war, lockte es sie herauszubekommen, was es außerhalb der Salem-Ranch alles zu sehen gab. Eine Weile stand sie im offenen
Tor und blickte in die Gegend. Dann machte sie sich auf den Weg. Sie wollte längs der Mauer um die Ranch herumgehen und feststellen, wie groß die Besitzung war.
Sie kam aber nur bis an den Busch. Dann griff ein langer Arm nach ihr. Laut schrie sie auf. In der gleichen Sekunde hielt der Mann sie so fest, daß sie nicht mehr entwischen konnte. „Da hab' ich euch also doch noch erwischt, ihr Ausreißer!" sagte er zufrieden. „Ihr sollt es schwer bereuen, davongelaufen zu sein!"
Die Kleine war so erschrocken, daß sie kein Wort mehr herausbrachte.
Drinnen im Hof aber hatten die Jungen Ellens Schrei gehört. „Nanu?" sagte Mike. „Das Mädel fürchtet sich doch sonst nicht so leicht! Was ist denn da passiert?"
„Werden wir gleich haben", meinte Sam. „Mach, daß * du an die Mauer kommst!"
„Hm?" machte Mike, der nicht verstand, was die Sommersprosse wollte. Aber Pete wußte Bescheid. In der nächsten Sekunde stand er mit dem Rücken gegen die Mauer, die Hände vor dem Bauch ineinander verschränkt. Sam nahm einen kurzen Anlauf. Gleich darauf stand er in Petes Händen, und in der nächsten Sekunde war er auf den Schultern des Freundes angelangt. Er zog sich an der Mauer in die Höhe und spähte hinüber.
„By gosh!" flüsterte er aufgeregt. „Da ist ein Mann, der unser Stupsnäschen festhält! Raus mit uns! Dalli! Vor's Tor!"
Die Jungen sausten los. Pete kümmerte sich nicht einmal darum, daß das Rothaar noch auf seinen Schultern stand. Er flitzte unter dem
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