Das Pete Buch 21 - Uns kann keiner
entschlossen zu haben, mit dieser Komödie Schluß zu machen. Er trat auf John Watson zu, nahm ihn am Ärmel und b a t ihn höflichst, doch mal mit bis an den Wagen heranzutreten.
„Loslassen! Wenn ich mir euren altmodischen Karren ansehen soll, dann nur freiwillig, verstanden? Bin übrigens kein Sachverständiger für Autopannen, merken Sie sich das! Also, was wollen Sie von mir?"
„Ich schätze, die Panne liegt auf Ihrer Seite, mein Guter", schmunzelte Mr. Kess, der sich inzwischen vorstellen konnte, was gestern in Somerset gespielt worden war.
„Da, gucken Sie mal genau hin!"
„Well, diese kleine Schramme . ..", brummelte Watson unwillig, „ist das vielleicht ein Grund, den Ober-sheriff von Somerset zu nachtschlafender Zeit herauszu-hupen?"
Mr. Kess wies nun auf das unscheinbare Wappen Arizonas an der Wagentür. „Und das da?"
„Ganz nett", nickte Watson, aber dann kam er wieder in Fahrt. „Mann! Merken Sie sich eins, ich habe noch
nicht gefrühstückt und verbiete Ihnen, uns hier am frühen Morgen zum Narren zu halten. Was wollen Sie denn eigentlich?"
Das kantige Gesicht Mr. Kess' verhärtete sich:
„Um die Sache kurz zu machen, Hilfssheriff Watson. Schluß jetzt mit jeder Komödie! Gestern ist hier offenbar ein Hochstapler aufgetaucht und hat sich mein Amt angemaßt, hier den Gouverneur gespielt, und Sie sind, wie ich merke, alle darauf reingefallen!"
„Was? Wie? Hochstapler? Der gute, hochverehrte Gouverneur ein Hochstapler? Sie, d a s kann Ihnen teuer zu stehen kommen."
„Ich bin der Gouverneur von Arizona", sagte Mr. Kess nun, jedes Wort betonend.
Aber weiter kam er nicht. Jetzt brach die Menge in schallendes Gelächter aus.
„Haut dem Hanswurst die Hucke voll!" — „Sperrt den Kerl ein!" — „Was denkt sich denn der Kerl!" schrie und lachte es durcheinander.
John Watsons Brust schwoll. Die Stimme des Volkes gemahnte ihn zu handeln. Sobald ein paar Sekunden Ruhe eintraten, legte er dem angeblichen Staatspräsidenten die Hand auf, zog seinen Colt und rief mit gewaltiger Stimme:
„Ich verhafte Sie im Namen des Gesetzes, Sie und Ihre zwei Komplicen da, und zwar wegen Beleidigung unseres geliebten Gouverneurs ... wegen ... äh . .."
„Amtsanmaßung!" schrie jemand aus der Menge.
„Wegen schwerer Hochstapelei und versuchten Massenbetrugs!" brüllte es aus einer anderen Ecke.
„Diese Gauner hatten doch bestimmt irgendeinen tollen Schwindel mit uns vor", kreischte eine Frau.
Mr. Anthony Kess und seine Herren mochten noch so entschieden protestieren — gegen diese wutentbrannte Volksmenge waren sie machtlos.
Und so kam es, daß der wirkliche Gouverneur von Arizona unter den Spottrufen und Drohungen der Somerseter mit seiner Begleitung ins nahe Jail abgeführt wurde.
„Und diese Kerle waren es doch!" überschrie auf einmal die keifende Stimme der Witwe Poldi alles andere, „wer fremde Autos stiehlt und hier bei uns den Gouverneur spielen will, der bringt auch ehrbare Witwen auf die Palme ... äh ... auf die Ehrenpforte! Ein Pfui für diese Erzhalunken!"
Die erboste Frau merkte nicht, wie ganz in ihrer Nähe ein paar Männer einander grinsend zuzwinkerten, die es besser zu wissen schienen.
Im Bewußtsein, seine Pflicht als Obersheriff erfüllt zu haben, trat John Watson wieder auf die Straße.
„Freunde! Ladies, Männer von Somerset! Unser Staatsoberhaupt wird uns noch fester an sein Herz drücken, wenn er erfährt, wie rasch wir solche Leute in Nummer Sicher bringen, die seinen hohen Namen und sein Amt ver... äh ... verhühner ... verhahnepippeln ... äh ... ver ... spotten ... mißbrauchen . .. und ... verdunkeln wollen . .." Er war wieder einmal so aufgeregt, daß er alles durcheinanderbrachte.
Und die guten Somerseter jubelten ihrem tatkräftigen Obersheriff zu.
„Nicht fünfzigtausend, mindestens siebzig, ach was, hunderttausend Dollar wird er unserem Town stiften, wenn ihm d a s zu Ohren kommt!" schrie Jeff Clotter, der Zimmermann.
„Ich werde sofort ... nach dem Frühstück ... einen Bericht nach Phoenix aufsetzen!" verkündete John Watson.
Oft, wenn Menschen einen Kater haben, weil sie am Abend zuvor vergaßen, früh genug mit dem Trinken aufzuhören, stellt sich am anderen Tage erneut ein kräftiger Durst ein. Somerset machte hier keine Ausnahme. Und da John Watson einen großen Teil der Männer zu Turners Saloon hinüber stampfen sah, meinte er, auch dort sein Frühstück einnehmen zu können. Vorher aber bestimmte er die Wachleute. —
Pete Simmers
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