Das Pete Buch 27 - Falsch gewettet
was mich erwartet. Danke dir, Jimmy! So, da stehe ich auch wieder. Meine Knochen sind heil geblieben — deine auch, Mac? Dann — nicht verdrießen lassen! Ich will durchstehen. Wir fangen von vorne an."
„Aber nur, wenn Sie mir eine Zulage von 5 Dollar geben", sagte der Seemann wütend. Eine Heuer von 10 Dollar, wie vereinbart, ist nicht genug. 5 dazu — oder ich gehe auf Heimatkurs."
„5 Dollar — gut, gut." Old John ergab sich in sein Schicksal. „Du weißt doch, Mac, ich muß mich unbedingt an die Situwazion gewöhnen. Geh aufs Seil, alter Freund, und ich kletterte wieder an der Leiter hoch. Aber mit dem Wasser ist's jetzt genug, Jimmy, hörst du? Pfui Teufel! Der Mist im Gesicht, und jetzt noch der Guß darauf —"
„Über dem Niagara prasselt es aber ununterbrochen", gab Jimmy zu bedenken. „Ach, Onkel, sei doch vernünftig! Ich habe dir extra nicht gesagt, daß ich dich taufen wollte. Es sollte dich zur Vernunft bringen. Nun gib's doch auf! Es kann nicht gut ausgehen!"
Doch Old John war schon wieder auf der Leiter. Trotz Jimmys Flehen und trotz der neugierigen Gesichter, die seit einer Minute über den Hofzaun lugten.
„John Watson trainiert!" riefen die Zuschauer. „Er macht wirklich Ernst! Hoch, Watson!"
Bruch! Schon wieder ein Doppel-Sturz. Diesmal war das Aufsitzen nicht gelungen. Jimmy weinte vor Scham. Mac verlangte weitere 5 Dollar Gefahrenzulage und für jeden neuen Sturz 5 Dollar Schmerzensgeld. Old John bewilligte alles und bestand hartnäckig auf der Fortsetzung der Probefahrt."
„Vielleicht wartet er mit Sehnsucht darauf, sich einen Arm zu brechen", dachte Pete. Den übrigen Somersetern
jedoch kam dieser Argwohn nicht. Jetzt waren 25 bis 30 Menschen am Zaun versammelt. Auch Jack Settier befand sich darunter, und der Friseur bedauerte die Kübel voll Hohn, die er in der Samstagnacht über den Hilfssheriff ausgegossen hatte. Überhaupt schlug die Stimmung im Town wieder allgemein zugunsten des Tapferen um.
„Los, Mac!" drängte Watson. „Ich komme gleich wieder. Halt die Leiter fest, Jimmy. Achtung, Mac — jetzt!"
„Bravo! Bravo!" rief Jack Settier hingerissen. „Ich entschuldige mich vielmals, John! Ich nehme alles zurück."
Der Hilfssheriff thronte wieder in luftiger Höhe, und Mac schritt vorsichtig, aber entschlossen aus. Drei Schritte — vier — fünf — sechs — die Hälfte des schwankenden Weges war zurückgelegt — da —
„Sie Held!" kreischte das schrillende Organ Mrs. Poldis, die am „Ziel" über den Zaun blickte.
Dieser grelle Laut war für den künftigen Niagarabezwinger aber doch zu viel. Er hielt die Augen krampfhaft geschlossen, um nicht in den Abgrund zu stieren, und seine strapazierten Nerven vertrugen keine neue Belastung. Ein Zusammenzucken — ein verstärktes Anklammern — ein Notruf Macs: „Wollen Sie mich denn erwürgen?" — ein wildes Armfuchteln des Matrosen —.
„Oooooooooh!" schrie Mrs. Poldi.
Und das seltsame Paar kollerte abermals in verwegener Umklammerung im Hof herum.
„So", sagte Mac, als er sich zum viertenmal aufgerappelt und seine „Rundhölzer" — sprich Arme und Beine — abgetastet hatte. „Das langt für heute. Schluß mit
der Vorstellung. Ich mustere ab, Käpt'n. Die Heuer her! 10 Dollar Grundlohn, 5 Dollar Zuschlag, 5 Dollar Gefahrenzulage, 5 Dollar Schmerzensgeld -— macht, nach oben abgerundet, haargenau 30 Dollar. Sollten Sie aber weiter trainieren wollen, so empfehle ich Ihnen einen anderen Partner. Vielleicht die Lady dort."
„Sie frecher Grobian!" rief Mrs. Poldi. „John! Armer, tapferer John! Ist Ihnen etwas zugestoßen?"
„Mrs. Poldi", keuchte der Todeskandidat, der mit Jimmys Hilfe wieder auf die Beine gekommen war. „Tun Sie mir um alles in der Welt den Gefallen und lassen Sie mich endlich zufrieden. Ihre Erscheinung hat mich so aus dem Konfekt gebracht . . ."
„Konzept, lieber John!" verbesserte die Witwe mit gelindem, wohlwollenden Tadel.
„ . . . daß ich mich erst eine Zeitlang erholen muß."
„Oh, John! Wirke ich so auf Sie?" hauchte die Lady. „Sie ahnen ja gar nicht, wie glücklich Sie mich machen. Ich fahre auch bestimmt mit zum Niagara."
Der Hilfssheriff antwortete nicht, sondern humpelte, auf Jimmys Schulter gestützt, ins Haus, während ihm Mac mit aufgehaltener, empfangsbereiter Hand folgte; Pete aber hatte seinen Posten unmittelbar vorher verlassen und ging wieder zum Bahnhof. Er hatte von dort schon vorher die Salem-Ranch angerufen, und eine halbe Stunde später kam Sam
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