Das Pete Buch 34 - Wettbewerb der Vagabunden
heißt hier Spitzeldienste?" ereiferte sich Watson. „Mich interessiert es gar nicht, ob einer von euren Kollegen beim Bauern Fettbauch fünf Eier gestohlen hat. Ihr sollt mich lediglich auf die Einbrecher aufmerksam machen; denn Einbrecher müssen nun mal unschädlich gemacht werden."
„Na schön", gab endlich der Dürre nach. „Schließlich handelt sich bei den beiden Gaunern nicht um Berufsgenossen von uns. Wir Tippelbrüder sind — auch wenn wir uns manchmal auf unerlaubte Art etwas zu essen verschaffen — keine Verbrecher. Solches Gesindel hat in unseren Reihen nichts zu suchen. Nur aus diesem Grunde werden wir Ihnen helfen, Sheriff."
„Mehr verlange ich auch nicht", nickte Watson zufrieden.
„Und jetzt", ließ sich Pete vernehmen, „möchten wir gerne wissen, welche Rolle Sie uns zugedacht haben, Sheriff."
„Jä —- äh — richtig, ich vergaß das fast im Drange der Geschäfte. Ihr beiden und der ganze ,Bund der Gerechten' seid manchmal ganz aufgeweckte Kerle, obwohl ihr meistens nichts als Unfug im Kopfe habt. So habe ich mich entschlossen, euch folgende Aufgabe zu übertragen. Beobachtet jeden Vagabunden, der um das Town herumschleicht und nicht hier im Hause einquartiert ist."
„Einverstanden", stimmte Pete zu. „Wir haben sowieso heute auf der Red River-Wiese Versammlung. Dort werden wir abstimmen, ob wir Ihren ehrenvollen Auftrag annehmen oder nicht!"
„Ihr tut es! Sonst hängt ihr eure ungewaschenen Nasen überall hinein, warum also nicht diesmal — wenn i c h es wünsche?!"
„Keine Aufregung, Sheriff", grinste Sam, „wir werden Ihre Bitte sehr wohlwollend unter die Lupe nehmen."
„Uff", machte Watson und feuchtete sich mit eleganten Schwung die Kehle an.
„Dann ist wohl alles klar?" fragte der Dicke ungeduldig. „Ich halte es nämlich nicht länger aus. Entweder bekomme ich jetzt mein Essen, oder ich raube das nächste Lebensmittelgeschäft aus."
„Das ist allerdings eine furchtbare Drohung", lachte Mrs. Slogan. „Und was sagen Sie dazu, Sheriff?"
„Was soll ein armer, geplagter Sheriff schon dazu sagen, Mrs. Slogan? Werfen Sie diesem fetten Ungeheuer drei Kilo Fleisch in den Rachen, damit es endlich Ruhe gibt."
„Vier Kilo bitte", verbesserte der Dicke bescheiden.
Minuten später verließen Watson, Pete und Sam befriedigt das Haus.
Doch viele Tage vergingen, ohne daß etwas geschah. Watson sah seinen „großen Fall" schon im Sande versickern; aber dann belebte sich das Bild auf einmal!"
Viertes Kapitel
VAGABUNDEN IN DER KNEIFZANGE
Tippelbrüders Freud und Leid — Es geht na«h strengen Spielregeln — Hunger . . . dicke Blasen . . . und keine Arbeitl — Mammys gutes Herz macht zwei Tramps leichtsinnig — Pete und Sam sehen nun schon klarer — John Watson muß sein Köpfchen gewaltig anstrengen — Zwei verdächtige .Kunden' werden eingeliefert — Peinliches Wiedersehen, aber das Gesetz hat nichts gemerkt — Ein Gentleman mit Spitzbart und Hornbrille versteht John Watson zu nehmen — Zwei echte Gauner lachen sich eins ins Fäustchen — Mr. Tinfads Ladenkasse mußte daran glauben — John Watson in Not —
„Jetzt möchte ich bei uns zu Hause in einer Hängematte liegen und ein eisgekühltes Getränk schlürfen", sagte Tim Blow mit einem tiefen Seufzer und zog sich das, was von seinen Socken übriggeblieben war, von den Füßen.
„Eins, zwei, drei dicke Blasen", zählte er und tauchte nach dieser betrüblichen Feststellung beide Füße in das kühle Wasser eines munter dahinplätschernden Gebirgsbaches.
„Was besagt das schon?" meinte Harry Slogan gutgelaunt. „Meine Füße bestehen nur noch aus rohem Fleisch, aber das wird schon wieder verschwinden."
„Ich wollte mit dem Zug fahren", maulte Tim, „aber du mußtest dich auf den Karren des alten Trödlers schwingen!"
„Na und? Der gute Mann nahm uns doch drei Meilen mit. Daß er dann schon zu Hause war, dafür kann doch ich nichts!"
„Und wir mußten tippeln, weil wir uns von den Bahnschienen schon zu weit entfernt hatten."
„Hör bloß auf, Tim! Hast du denn nicht den sportlichen Ehrgeiz, die größte Wegstrecke zu Fuß zurückzulegen?"
„Nein, — den habe ich nicht. Wozu laufen, wenn es Autos und Eisenbahnen gibt? Außerdem ist die Gegend hier völlig reizlos. Noch ein paar Kilometer weiter, dann bin ich ein perfekter Bergsteiger."
„Es ist nicht mehr weit bis Somerset", tröstete Harry. „Dort können wir dann eine erholsame Woche verbringen, das heißt, wenn wir Arbeit
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