Das Pete Buch 34 - Wettbewerb der Vagabunden
oft erzählt hat?" fragte Harry und sah Pete forschend an.
„Der bin ich. Nun aber sagt mir nur noch, ob es auch Longfellows Idee war, euch Muttersöhnchen auf Wanderschaft zu schicken."
„Sie war es", antwortete Tim, „und ich denke, daß dieser Huckley schon bessere Ideen gehabt hat. Harry und ich können vor lauter Blasen an den Füßen kaum noch laufen."
Pete und Sam hatten noch viele Fragen, die Harry und Tim geduldig beantworteten, bis die beiden Boys über alles informiert waren und auch wußten, daß noch zwei andere Vagabundenpaare unterwegs waren. Dann schlug Harry vor, der Einfachheit halber „du" zueinander zu sagen, wie das ja auch in Landstreicherkreisen üblich sei.
„Einverstanden, Harry", nickte Pete. „Und da ruft schon Mammy Linda, unsere gestrenge Wirtschafterin. Macht schnell, sie kann sehr böse werden!"
Tim nahm Emil mit und bat die Jungen, niemandem — und auch keinem in der Stadt — etwas von seiner „Kunst" zu verraten.
Mammy hatte gleich für fünf Personen aufgetragen, also auch für Emil. Um so mehr ärgerte es sie, daß dieser völlig teilnahmslos auf dem Stuhl saß und keinen Ton von sich gab, geschweige einen Bissen ihres köstlichen Frühstücks zu sich nahm. Das ärgerte sie.
„Rrrrrrch", machte sie schließlich, ein Anzeichen, daß sie böse wurde. Die anderen aber achteten nicht darauf, so sehr waren sie beschäftigt . . .
„Warum nicht essen?" fragte Mammy den schweigsamen Emil, und ihre Augen funkelten.
Doch es kam keine Antwort. Pete und Sam platzten bald vor Lachen.
„Du werden jetzt essen", verlangte Mammy streng, und als Emil wieder nicht antwortete und immer noch keine Anstalten machte zuzulangen, nahm sie eine Scheibe Brot und wollte sie ihm in den Mund stopfen.
„Halt", schaltete sich nun Tim ein, „er hat doch schon sechs belegte Brote verschlungen und kann nicht mehr, weil er sonst platzt.
„Warum er das nicht sagen?" röhrte Mammy aufgebracht.
„Mit vollem Magen spricht man nicht, quakte nun Emil, und die Schwarze machte erschrocken drei Schritte zurück, denn diese Stimme klang so ganz anders, als sie es von anderen Jungen gewohnt war.
„Eben er hat gesprecht", schnaufte sie fassungslos.
Was ist denn dabei?" fragte Pete scheinheilig. „Hast du noch nie einen Boy sprechen hören, Mammy?"
„Nein", keuchte Mammy, „so einen noch nicht. Er bewegt sich ja nicht einmal! Das Teufelswerk. Ich komme nicht eher in Küche wieder, bis Höllenwerk verschwunden."
Fluchtartig verließ Mammy die Küche; ein schallendes Gelächter folgte ihr nach.
Pete und Sam spannten nun zwei Pferde vor die offene Kutsche und forderten Harry und Tim auf, einzusteigen.
Auf der Fahrt zur Stadt erzählten sie ihnen, was sich inzwischen alles im „Räuber-Nest" zugetragen und warum Mrs. Slogan das Vagabunden-Heim eröffnet hatte.
„Da wird der superschlaue Sheriff Watson nun wohl auch uns verdächtigen", meinte Harry gedrückt.
„Wenn du ihm sagst, wer du bist, dann läßt er jeden Verdacht sofort fallen", meinte Pete. „Vor den Söhnen reicher Eltern hat er gewaltigen Respekt."
„Wir sagen ihm aber nichts davon", entschied Tim, „und die anderen vier dürfen auch nichts sagen. Diesen Watson werden wir mal ein bißchen auf die Palme bringen."
Während die Kutsche auf Somerset zurollte, fuhr der Morgenzug im Bahnhof Somerset ein. Mr. Baker, der Stationsvorsteher, hatte umsonst nach einem Fremden mit Spitzbart Ausschau gehalten. Kein Mensch fuhr an diesem Tage in Richtung Tuscon mit.
Dafür stiegen vier Vagabunden aus dem Zug. Baker nahm ihre Fahrkarten argwöhnisch in Augenschein, mußte aber feststellen, daß sie in Ordnung waren. Nur über eines wunderte er sich. Vagabunden, die mit der Bahn fuhren und Karten lösten, nein so etwas hatte er noch nie erlebt!
Ben Griffort und Sam Triny, die einige Meilen vor Somerset zugestiegen waren, hatten sich mit Jack Trinidad und Tom Neal inzwischen angefreundet.
„Hier in Somerset sollen sie ein Heim für Landstreicher aufgemacht haben", meinte Griffort. „Wenn ihr wollt, kommt doch mit. Prima Aufmachung und zu futtern gibt es . . ."
„Zur Hölle", knurrte Trinidad unmutig, stimmte dann aber zu. Griffort führte sie auf dem kürzesten Weg zur Villa Slogan, als eine Kutsche angefahren kam.
„Da sitzen doch Harry und Tim drin, verdammt . . .", entfuhr es Tom Neal.
Die Begrüßung fiel entsprechend frostig aus. Tim ließ seinen Emil ein paar boshafte Bemerkungen machen, und es wäre vielleicht sogar zu
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