Das Pete Buch 34 - Wettbewerb der Vagabunden
einer Keilerei gekommen, wenn nicht Sam Dodd schnell an der Klingelschnur gezogen und Henry mit seinem ewig mürrischen Gesicht geöffnet hätte.
„Vier neue Gäste", meldete Sam.
„Ich seh's", knurrte Henry, „früher ging's wohl nicht?"
Das Vagabundenheim beherbergte zur Zeit schon
sechs Gäste. Die Neuen wurden in ein Zimmer gelegt, in dem bereits Warren Green und Henry Art friedlich schliefen.
Pete und Sam fuhren indessen weiter zum Office des Sheriffs. John Watson war bereits bei der „Morgentoilette." Merkwürdigerweise hielt es ihn heute nicht länger im Bett-
„In fünf Minuten bin ich unten", rief er den Jungen zu.
„Ich glaubte schon, er würde uns eine Blumenvase auf den Kopf werfen", meinte Sam, „aber die Sheriffswürde scheint ihn merklich umgänglicher gemacht zu haben."
„Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben", antwortete Pete weise und deutete auf ein kleines Männchen, das die Straße herauf gerannt kam, hin und wieder stehenblieb, auf den Boden starrte — und dann weiter rannte.
„Ist das nicht Mr. Tinfad?" fragte Sam, obwohl er den Storekeeper längst erkannt hatte.
„Was hat der bloß?" rätselte Pete. „Anscheinend sucht er etwas."
„Können wir Ihnen helfen?" fragte er, als Mr. Tinfad nahe genug heran war und völlig ausgepumpt nach Luft schnappte.
„Helfen", keuchte der Mann, „helfen könnte mir eigentlich nur der Sheriff, aber der kann es nicht, weil er zu dumm dazu ist."
„Was ist denn passiert?"
Bevor Tinfad antworten konnte, öffnete Watson sein Office und lud Pete und Sam sowie den alten Tinfad ein hereinzukommen.
„Na, so früh schon auf den Beinen, Tinfad?" begrüßte er diesen.
„Ich stehe immer so früh auf, Sheriff, aber das ist auch gar nicht so wichtig."
„Nein, pflichtete Watson bei, „aber ich vermute, daß Sie dann etwas anderes so aufgeregt hat."
„Soll ich mich nicht erregen, wenn ich meine Geldkassette aufschließe und feststellen muß, daß mir fünfhundert Dollar fehlen?"
„Gestohlen?" fragte Watson mit großen Augen.
„Nein, ich habe das Geld zum Abendbrot gefrühstückt!" schrie Tinfad außer sich vor Wut. „Ach Sheriff, was stellen Sie bloß wieder für blöde Fragen!"
„Keine Beleidigungen", warnte Watson, „ich muß schließlich wissen, wie die fünfhundert Dollar abhanden gekommen sind. Ist denn die Kassette erbrochen worden?"
„Nein, Watson!"
„Und die Ladentür?"
„Auch die war abgeschlossen!"
„Trotzdem fehlen Ihnen fünfhundert Dollar? Das ist aber sehr merkwürdig, Mr. Tinfad. Die Sache muß ich mir sofort ansehen!"
John Watson schnallte sich den Gürtel um und sah die Boys fragend an: „Ist bei euch etwa auch eingebrochen worden, Pete?"
„Nein, Mr. Watson, aber ich habe ein Idee, wie wir diesen Mr. Capone finden können."
„Capone? Richtig, das ist doch dieser merkwürdige Gent, der mich mit Alkohol betrunken machen wollte."
„Er ist bestimmt nicht nach Tucson gefahren. Sam, könntest du mal schnell zum Bahnhof fahren und Mr. Baker fragen?"
Sam nickte und machte sich auf den Weg. Schon hörte man die Peitsche knallen und die Kutsche davon sausen.
„Der Mann wollte Sie nur aushorchen", meinte Pete, „und das ist ihm anscheinend auch gelungen."
„ Ä h — ja", machte Watson verlegen, „aber er konnte mich nur aushorchen, weil ich es wollte! Nun aber werde ich ihm eine Falle stellen."
„Ich verstehe davon kein Wort", rief Tinfad ärgerlich. „Wollen Sie mir nun das Geld herbeischaffen oder nicht, Sheriff?"
„Natürlich will ich das", nickte Watson. „Pete, du darfst mitkommen. Vielleicht kannst du etwas entdecken, was meinen scharfen Augen entgeht. Laien haben mitunter mehr Glück als Fachleute." —
Am Türschloß zu Tinfads Store entdeckten sie Spuren, die auf eine gewaltsame Öffnung schließen ließen.
„Und wo", fragte John Watson, „stand die Kassette?"
„Neben der Kasse, so wie jetzt", antwortete der Keeper.
„Und wo lag der Schlüssel zur Kassette?"
„In der Kasse natürlich, Sheriff."
„Sehr schlau", spottete Watson. „Einfacher hätten Sie es einem Einbrecher wirklich nicht machen können."
„Wollen Sie mich auch noch verhöhnen?" fragte Tinfad erregt und funkelte den Sheriff mit seinen kleinen Mäuseaugen an. „Schuld daran sind nur Sie, Watson! Warum dulden Sie es, daß diese verrückte Millionärin Vagabunden in Scharen herbeizieht und auch noch wie Sommergäste behandelt?!"
„Ich kann ihr das nicht verbieten"
„Oh doch, Mr. Watson! Ich verlange eine
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