Das Pete Buch 37 - Kaum zu glauben
und hielten Mittagspause, als der Kleine in unverkennbarer Eile durchs Tor gesprengt kam.
„Hoher Besuch, Boß", meinte Rothaar lakonisch, „Regenwurm macht wieder den Gockel scheu. Hahahal"
„Servus, Leute", sagte Joe, den Spott überhörend, „was gibt es für Neuigkeiten? Ihr laßt euch ja gar nicht mehr sehen?"
„Arbeit, Kleiner", tat Rothaar wichtig, „man kann nicht immer nur Dummheiten im Kopf haben."
„Was bringst du für Nachrichten, Joe?" Pete sah den Kleinen scharf an. Es war ihm nicht entgangen, daß Joe nur ein Vorgeplänkel abhielt, um nachher mit einer „dicken" Sache herauszukommen.
„Eigentlich keine, höchstens die Nachricht vom Nachriechen."
„Er hat den Verstand verloren, Boß. So ein schlaues Köpfchen muß ja mal überlaufen. Schade um den Jungen. Er hat uns immer so reichlich mit unglaublichen Geschichten versorgt."
„Unglaubliche Geschichten? Willst du damit etwa behaupten, meine Geschichten seien gelogen? Bisher hat noch immer alles gestimmt."
„Zankt euch nicht schon wieder, hier ist kein See, der euch Abkühlung verschaffen könnte."
Joe warf Sam einen vernichtenden Blick zu. Das sollte soviel heißen wie: ,Du bist also doch eine Klatschbase, hast dein Ehrenwort gebrochen'.
„Pete hat es gerochen", meinte Rothaar zur Entschuldigung. „Dieser See stinkt nicht schlecht. Wir konnten kaum einschlafen."
„Genau wie bei mir", nickte Joe. „Habe auch lange gebraucht, bis ich dahinterkam."
„Hat das mit deinem Nachriechen zu tun?" wollte der Obergerechte wissen.
„No, Boß. John Watson hat eine „Nachriechen-Agendur" eröffnet. Er will Somerset an die große Welt anschließen."
„Was für'n Ding? Nachriechen-Agendur? Was soll denn das bedeuten?" Sam sah nicht gleich klar.
„Nachrichten-Agentur", sagte Pete. „Schätze, alles andere ist ein Druckfehler von John Watson, was?"
„So ist es, Pete. Mensch, du hast wirklich Köpfchen. Wäre ich nie drauf gekommen." Joe war voller Bewunderung für seinen Chef.
„Ach so schlimm ist das nicht", winkte Pete ab, „man muß nur John Watsons ,Maschen' kennen. Aber nun erzähl mal der Reihe nach, Joe. Denke, du hast 'ne Menge erlebt, was?"
Joe legte los. Er berichtete von Mr. Colfax, dem Mann in dem bunten Jacket, von dem Hilfsagenten Jimmy, der mit einem Fernglas Nachrichten suchte. Und nicht zuletzt von der Maisspur und dem Geheimnis in Watsons Stall.
„Ich habe an alles gedacht", sagte er zum Schluß bekümmert, „nur nicht daran, daß Onkel John mitten in der Nacht seinen Borsty satteln würde, um mit dem Geheimnis abzurauschen. Für eine Verfolgung war es aber zu spät. Wo sollte ich so schnell ein Pferd hernehmen?"
„Wenn ich dich richtig verstanden habe, sammelt John Watson Nachrichten, nicht wahr?"
„So ist es, Pete. Er will sie dann verkaufen. Nach
Phoenix an diesen Mr. Colfax. Wird ein schöner Quatsch werden, den die Leute über Somerset zu hören bekommen."
„Ich habe einen Verdacht", meinte Pete grübelnd „Spuck es aus, Boß! Was meinst du? Wenn Somerset an die große Welt angeschlossen wird, muß doch ein Kabel da sein? Hat Watson etwa eine direkte Verbindung? Hoffentlich gibt es da keinen Kurzschluß!"
„Direkte Verbindung ist gut, Sam. Ja, er hat sie. Aber einen Kurzschluß gibt es dabei nicht. Höchstens eine Panne."
„Doch wohl kein Auto?" Sam rieb sich ununterbrochen die Nase. Er kombinierte wie verrückt.
„Hör, Joe", sagte Pete jetzt, „du bringst Watson heute abend eine Nachricht, verstanden?"
„liich?? Ich — ich weiß doch nichts. Was soll ich ihm denn melden?"
„Du meldest ihm, daß hier in der Gegend ein Mann aufgetaucht ist, der völlig haarlos ist. Er meidet jeden Ort und jede Straße."
„Großartig", schrie Rothaar begeistert, „ganz große Klasse, Boß! Völlig haarlos!"
„Ha — ha — habt ihr sie noch alle im Oberstübchen beisammen?" erkundigte Joe sich vorsichtig. „Meintet ihr vielleicht völlig harmlos?"
„Nein haarlos!" schrie Sam als hätte er es mit einem Tauben zu tun.
„Haarlos? Wie denn das?" Regenwurm verstand nun gar nichts mehr. Er schüttelte verzweifelt den Kopf und ließ sich auf die Stufen der Veranda nieder.
„Wir sahen wirklich so einen Menschen", erklärte ihm Pete. „Waren heute vormittag bei der Herde draußen; da trafen wir ihn auf dem Rückweg. Ganz komischer Kauz, was, Sam?"
„Noch komischer", bekräftigte Rothaar. „Sah aus wie ein heruntergekommener Wanderprediger. Einfach toll! Na, und kein einziges Haar, weder auf dem
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