Das Pete Buch 41 - Mit Humor gehts doch viel besser
wirklich nichts im Vergleich zu der Gefahr, die unsere Stadt bedroht. Kommen wir also zur Sache. Was — äh — hat sich hier in meiner Abwesenheit ereignet? Wurden die durchreisenden Gentlemen geschnappt und interfjut?
„Selbstredend, lieber Watson", antwortete Mr. Gray, der Steuereinnehmer. „Sehen Sie nur mal diesen herrlichen Colt! Von uns gemeinsam erworben — ein Eckpfeiler unserer Verteidigung — hm — zu der es hoffentlich nicht im Ernst kommt. Nun, was sagen Sie zu dem herrlichen Stück?"
Watson nahm die entsicherte Waffe in die Hand. „Wirklich, ein sauberes Kanönchen, aber natürlich längst nicht ausreichend für die Verteidigung einer ganzen Stadt!"
„Na, erlauben Sie mal", wandte Mr. Plumrose ein, „was meinen Sie, wie schwer es war, die Gents überhaupt erst mal herunterzulotsen — die schliefen nämlich schon wie die Murmeltiere. Allein dem geschickten Verhalten Ihres Herrn Stellvertreters war es zu verdanken, daß wir dieses Ei ergattern konnten — für lumpige fünfzig runde Dollars!"
„Fünfzig Dollars, das ist aber ein sündhaftes Geld — wewewer soll denn dadas bezahlen?"
„Ganz Somerset natürlich, wer denn sonst? Und ich bin mir sicher, daß jeder gern dieses kleine Opfer auf sich nehmen wird. Immer noch besser als überraschend skalpiert zu werden, stimmt's?" verteidigte der Buchhalter seinen Rüstungskauf.
„Na gut, was gab es weiter, konnten Sie Näheres erfahren?"
Die Männer berichteten über ihre Begegnung mit den Fremden, die nach Mexiko wollten.
„Zu dumm, daß ich nicht eher abkömmlich war", jammerte Watson, „man sieht, hier waren wieder einmal blutige Laien am Werk. Als geschulter Krimanologe hätte ich mich niemals mit so vagen Andeutungen zufriedengegeben. Ausgequetscht hätte ich die Burschen, und wie! Aber ich kann mich ja auch nicht zerreißen, muß ja für den Tunker die Arbeit mitmachen — der hat's ja nicht nötig! Soviel sehe ich, können wir uns nur auf uns selbst verlassen!" Er stützte in tiefem Nachdenken den Kopf in beide Hände.
Dabei merkte er nicht, daß inzwischen weitere Somerseter Bürger den Saloon betreten hatten.
Jetzt setzten sich der Schäfer Muton und der Heizer Norman an den Tisch. Sie begrüßten ihre Mitbürger. Ja, der Schneider Plumrose war persönlich bei ihnen gewesen und hatte sie zu einer sofortigen Bürgerversammlung in den ,Silberdollar' beordert.
Immer mehr traten ein und ließen sich in der Runde nieder. Als Watson wieder aufblickte, sah er sich inmitten einer prächtigen Versammlung. Die Männer unterhielten sich murmelnd und ließen sich Bier und Schnäpse bringen.
Das Gesetz war wieder hellwach. „Gut, daß alle da sind!" donnerte Watson und sprang auf. Wer die lieben Mitbürger einberufen hatte, interessierte ihn nicht.
„Es fehlen zwar noch ein paar Leutchen, die kommen wohl später", verkündete der Schneider, der als letzter soeben eingetreten war.
„Na schön, wir fangen jedenfalls an!" John Watson klopfte mit dem neben ihm liegenden Colt ruhegebietend an die Tischkante. „Wie jeder Spatz von den Dächern pfeift, leben wir in trullibenten Zeiten. Wir müssen also Maßnahmen — eh, Ruhe dahinten! — Maßnahmen, sage ich, müssen wir ergreifen, damit hier keine übergreifen — äh, wollte sagen, damit es hier in unserm friedlichen Somerset nicht zu Übergriffen, Raub, Mord und Totschlag kommt. Verstanden?"
Beifälliges Gemurmel.
„Leider sind auch in unserm Town", fuhr Watson mit klagender Stimme fort, „Auflösungserscheinungen spürbar geworden, wie ich sie noch nie erlebt habe".
„Bei den Federbetten, hihi", rief ein Witzbold dazwischen.
Es besteht kein Anlaß zu Späßchen, dahinten in der Ecke! Wenn schon die Menschen aus ihren Häusern flüchten müssen, so ist das schlimm genug! Wenn aber am hellichten Tage feindliche Indianer gesehen werden, so sollte uns das ein ernstes Wurmmehl, ich meine Warnmal sein! Ich höre mir jetzt die Vorschläge an, wie wir uns gegen Krieg, Angriffe, Überfälle und hysterische Ausbrüche schützen können."
„Schlage vor", meldete sich der Sargmacher, „wir sammeln erst mal alle verfügbaren Waffen ein und übernehmen dann abwechselnd die Wache!"
„Gut!" rief Watson, „wer hat also noch Gewehre, Pistolen, Säbel und dergleichen?"
Zwei, drei Männer meldeten sich zaghaft. Es stellte sich heraus, daß der erste eine verrostete Jagdflinte, Modell Treffnit, der andere einen uralten Türkensäbel und der dritte ein einschüssiges Springfieldgewehr
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